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Potsdam-Mittelmark: Kritik am Blütenrummel

Baumblütenfest: „Initiative 2008“ will keine Großbühnen und Riesenräder mehr auf der Inselstadt

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Werder (Havel) - Das Baumblütenfest in Werder gerät bei Bewohnern der Inselstadt in die Kritik: Es ihnen zu laut, zu schmutzig und zu gefährlich. Eine eigens gegründete „Initiative 2008“ sammelt jetzt Unterschriften, um Druck auf das Rathaus auszuüben. Ziel: Das Fest soll „verträglicher“ werden. „Viele Bewohner der Insel flüchten zur Zeit des Baumblütenfestes, wenn sie es sich leisten können“, heißt es in einem Offenen Brief, der mit den gesammelten Unterschriften Ende der Woche an die Stadtverwaltung geschickt werden soll. „Hausbesitzer und Mieter treffen Vorkehrungen, um ihre Häuser vor Vandalismus und Verschmutzung zu schützen. Diese Belastungen werden für die Anwohner von Jahr zu Jahr unerträglicher“, heißt es weiter.

Die Initiative wende sich nicht gegen das Baumblütenfest an sich, betonte deren Sprecherin Uta Klotz. „Wir möchten auf einer gemeinsamen Bürgerversammlung mit Vertretern der Stadt, des Veranstalters und der Inselbewohner Vorschläge einbringen und diskutieren.“

Einige Wünsche stehen bereits auf der Agenda: So wird ein Fonds gefordert, aus dem Reparaturkosten beglichen werden, die durch Vandalismus entstanden sind. Uta Klotz erinnert sich, wie vor zwei Jahren ein Verkehrsschild gegen ihr Haus gestoßen wurde, der Putz sei dabei beschädigt worden. Zudem werden mehr Toilettenstandorte gefordert, deren Benutzung kostenlos sein sollte. „An den Randgrundstücken gibt es richtige Pissecken“, sagt Klotz. Die Insel sei mit viel Aufwand saniert worden – jetzt müsse die Stadt auch dafür sorgen, materielle Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden und etwas für das positive Image der Inselstadt zu tun.

Riesenräder und Geisterbahnen hätten hier ebenso wenig etwas zu suchen wie Großbühnen, meint die Initiative. Die Lärmbelästigung müsse eingeschränkt werden, da sie Gesundheitsschäden bei den Anwohnern und besonders den Kindern hervorrufen würden, heißt es in dem Offenen Brief weiter. Laut Klotz sei der Brief von etwa einem Dutzend Inselbewohnern initiiert. Es gebe zahlreiche Unterstützer. Die Unterschriftenlisten liegen in Geschäften der Inselstadt aus, die ebenfalls Probleme mit dem Fest und Umsatzausfällen hätten. Andere Formen des Widerstandes hätten bislang kaum Erfolg gehabt, Beschwerdebriefe an das Rathaus seien „eher beschwichtigend“ beantwortet worden. „Und wenn man mit Festbesuchern direkt ins Gespräch kommt, riskiert man ein blaues Auge“, sagt Klotz mit Verweis auf einen Nachbarn.

Bürgermeister Werner Große (CDU) wollte sich gestern noch nicht zu dem Brief äußern. „Er muss ja erstmal bei mir ankommen“, sagte er gestern auf Anfrage. Christian Große, Sprecher der CDU-Mehrheitsfraktion im Stadtparlament, äußerte gegenüber den PNN Verständnis für die Initiative. „Forderungen wie der Reparaturfonds oder mehr Toilettenstandorte sind wirklich überlegenswert.“ Was die grundsätzliche Ausrichtung des Festes angehe, habe sich in den vergangenen drei bis vier Jahren bereits viel getan. „Das Baumblütenfest ist ja schon viel familienfreundlicher geworden, es gibt auch nicht mehr so viel Krawall“, sagte Große. Er warb um Verständnis für die Veranstaltungsagentur, mit der die Stadt noch bis 2010 unter Vertrag stehe. „Um ein so großes Fest zu finanzieren, ist man auf Einnahmen angewiesen.“ Bestimmte Bestandteile des Baumblütenfestes seien deshalb auch in Zukunft unverzichtbar. Für eine Bürgerversammlung und Hinweise sei man dennoch offen, betonte der Fraktionssprecher.

Traditionell wird das Baumblütenfest zum Monatswechsel April-Mai gefeiert. Die 129. Auflage steigt in diesem Jahr vom 26. April bis zum 4. Mai. Voriges Jahr kamen über eine halbe Million Besucher zu dem Fest. Henry Klix

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