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Potsdam-Mittelmark: Kultur für Generationen

Comédie Soleil feiert mit einem neuen Konzept heute die Wiedereröffnung

Von Eva Schmid

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Werder (Havel) - Die Krise ist überstanden, der Vorhang geht wieder auf. Werder bekommt sein Theater zurück. Am heutigen Freitag feiert die Comédie Soleil ihre Wiedereröffnung und startet mit zwei Stücken von Anton Tschechow in die neue Saison. Wie berichtet hatte die Stadt das Theater vor dem Aus gerettet. Zudem soll ein neuer Betreiber dafür sorgen, dass das Theater im ehemaligen Trendkaufhaus an der Eisenbahnstraße künftig finanziell abgesichert ist. Das Sozialpädagogische Institut Berlin „Walter May“ (SPI), das jetzt die Trägerschaft übernommen hat, will künftig im Theater einiges ändern.

„Wir wollen hier Gemeinwesenarbeit betreiben“, so Andreas von Essen, Mitarbeiter des SPI, gegenüber den PNN. Das Institut, das unter anderem den Potsdamer Lindenpark betreibt, will aus dem Theater ein soziokulturelles Zentrum machen. Kinder, Jugendliche, Familien und natürlich Theaterfans sollen auf ihre Kosten kommen.

Pro Jahr sollen vier Eigeninszenierungen in jeweils zehn Vorstellungen auf die Bühne gebracht werden, im Sommer auch OpenAir. Zudem werde es wie bisher Gastspiele, Lesungen oder Konzerte geben. Neu ist, dass im Theater künftig auch Workshops stattfinden sollen: Schulklassen, Kitakinder und sozial Benachteiligte können zusammen mit Künstlern kleine Theaterinszenierungen, Tanz- oder Musikprojekte starten. „Wir haben alle Schulen in Werder angeschrieben und schon viel Interesse von Vereinen und Kreativen für unsere Workshopidee bekommen“, so von Essen.

Im Gegensatz zu anderen Kleinstädten habe die Stiftung in Werder ideale Voraussetzungen vorgefunden: „Andernorts muss man erst mühsam die Gemeinwesenarbeit ankurbeln, hier ist sie schon vorhanden“, so von Essen. Auch das Engagement des Fördervereins „Theaterfreunde Comédie Soleil“ und der beiden künstlerischen Leiter Karoline Hugler und Julian Tyrasa hätten von Essen dazu bewogen, mit der SPI in Werder einzusteigen. Als das Theater im vergangenen Jahr in finanzielle Schwierigkeiten geraten und die Zukunft unsicher war, kamen der Autor und Regisseur Tyrasa und die Schauspielerin Hugler auf die SPI zu, sie kannten von Essen von früheren gemeinsamen Projekten.

Seit Anfang März kümmert sich die Stiftung um die Finanzen und die Organisation des Theaters. „Wir wollen ein Haus, das auf einer guten wirtschaftlichen Ebene steht“, sagt der Mann vom SPI. Unverzichtbar sei dabei die Hilfe der Stadt. Hatte die Kommune seit dem fünfjährigen Bestehen des Hauses bisher nur kleine Förderungen von jährlich rund 4 000 Euro beigesteuert, fällt in diesem Jahr die Finanzhilfe üppiger aus. Jüngst hatten die Stadtverordneten beschlossen, mit 20 000 Euro die Wiedereröffnung zu tragen. Das Geld reiche genau für die Miete, so der neue Betreiber.

Um die Zukunft des Theaters wurde lange gerungen, Hauptproblem war ein neuer Mietvertrag für die Theaterleute. Jetzt wurde für zunächst drei Jahre ein neuer Vertrag unterzeichnet. Von Essen geht davon aus, dass auch in den kommenden zwei Jahren die Stadt für die Miete aufkommen wird. Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß bestätigte den PNN, dass die Stadt das Theater weiterhin unterstützen wolle. Über die Fördersummen werde aber erst in den Haushaltsverhandlungen entschieden.

Der neue Betreiber indes wünscht sich für die kommenden Jahre Sicherheiten: „Theater sind immer subventionsbedürftig“, sagt von Essen. Beim Land und beim Bund hat er für seine Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen bereits Fördermittel beantragt. Sollten sie bewilligt werden, gebe es zusätzliche 24 000 Euro. Für die technische Ausstattung hofft er auf EU-Gelder, 9000 Euro hat er dafür beantragt. Auch der Landkreis unterstützt jährlich die Theaterproduktionen mit 12 000 Euro. „Den Rest müssen wir durch Eintritte und Gastronomie selbst erwirtschaften“, so von Essen.

Mithilfe von Sponsoren sollen neue Stühle und neue Technik gekauft werden. „Wir würden gern Hinweisschilder in der Stadt aufstellen, damit auch Touristen auf uns aufmerksam werden“, so von Essen. Mittelfristig könnte die alte Freilichtbühne im Stadtpark aktiviert werden.

Das Theaterensemble mit seinen neun Mitgliedern konzentriert sich derweil auf das, was die Comédie Soleil ausmacht: „Und das sind Komödien und Uraufführungen“, sagt Tyrasa. Vor allem wolle man Stücke zeigen, die berühren. „Das Publikum soll lachen, aber auch weinen“, ergänzt Hugler. Das Duo, das vor einem Jahr die Führung des Theaters übernommen hat, ist mittlerweile erleichtert. „Sich um die Finanzen und die ganzen Hausmeistersachen zu kümmern, das wäre früher oder später über uns zusammengebrochen“, sagt Tyrasa. Jetzt könne man sich endlich wieder auf das Wesentliche, auf das Theaterspielen konzentrieren. Na dann, Vorhang auf.

Am heutigen Freitag wird die Wiedereröffnung um 17 Uhr gefeiert. Dabei stellt sich das Team vor und Andreas von Essen wird etwas zu dem neuen Konzept sagen. Um 19.30 Uhr feiern zwei Einakter von Anton Tschechow, „Der Bär“ und „Der Heiratsantrag“, Premiere. Weitere Vorstellungen gibt es am 12. und 19. April um 19.30 Uhr und am 13. und 20. April um 17 Uhr.

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