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KulTOUR: Kulturelle Integration
Michendorfer Kulturbund bringt wunderschöne Werke von Profis, Amateuren und Kindern zusammen
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Michendorf - Ehre, wer seinem Namen Ehre bereitet, Ehre, wem Ehre gebührt! Der Michendorfer Kulturbund hat ja schon so manches auf den Weg gebracht. Dazu gehört nicht nur die Geburt einer Kleinen Bühne – seit Jahren schon arbeiten Künstler dort mit viel Ernst und Verve daran, das kulturelle Leben in und rund um Michendorf aufzuwecken. Dazu gibt es Theateraufführungen, Lesungen und Ausstellungen – und oft mit respektablem Erfolg. An der jetzt eröffneten und bereits siebenten juryfreien Kunstausstellung im Wilhelmshorster Gemeindezentrum kann man die integrative Kraft dieses „Bundes“ erneut gut ablesen.
In mehreren Räumen des Hauses und im Treppenaufgang finden sich Bilder, Fotos und Skulpturen von Amateuren, künstlerischen Azubis und auch Profis. Arbeiten von Kindern haben hier denselben Wert wie solche von Erwachsenen. Auch sind mancherlei Berufe vertreten, vom berenteten Malermeister bis zur Designerin, vom Holzbildhauer bis zum Lehrer, von der Sekretärin bis zum Psychologen. Auch das Umfeld sieht man nicht so eng, es reicht über Michendorfs Ortsgrenzen hinaus bis nach Borgheide, schließlich steht das Projekt unter dem Titel „Bewegung“ – Bewegung des Lebens als Lernen, so will es eine buddhistische Weisheit.
Natürlich gehört zu einem so anspruchsvollen Projekt nicht nur der Chor der Kreativen, sondern auch das gehörige Publikum: kein Mangel bei der kleinen Vernissage am Samstagnachmittag. Das Konzept des Kulturbundes geht also rundherum auf – ein Erfolgsmodell, so war es zu hören. Dass sich die gezeigten Arbeiten sehen lassen können, versteht sich von selbst. Hier ist das Ganze mehr als die Summe der Teile, Anteile sind’s in jedwedem Fall.
Da nun mehr als vierzig an dieser siebten Auflage mitgewirkt haben, will man ja keinem durch Nichterwähnung zu nahe treten. Doch wie immer: Kinder voran, sie stellen immerhin ein Drittel der Kunst. So findet man in der Veranda unter anderem Figuren aus Pappmaché, ein Mobile voll poppiger Nannas, liebevoll gestaltet von einer Gruppe des Schulcampus, Leitung Kathrin Geyer. Anderenorts grüßen Tusch-Miniaturen mit Tiermotiven, auch von Kinderhand gestaltet, mal ein Delfin, mal Shir Khan und Kaa aus Kiplings Dschungelbuch.
Fotos zeigen Gesichter in Mehrfachbelichtung, durch Bewegung verschwimmende Motive, manches wirkt ausgemacht surrealistisch, wenn man nur zu sehen und zu lernen bereit ist. Wie das Bild überm Eingang, die beiden Radler-Silhouetten in der Wüste. Ein massiver Holzsitz, wie ein Schöpflöffel geformt, ein kleiner Kahn, dessen Bootsmann gerade der Wind einen wichtigen Brief entriss, Ventilator-Wind in einer anderen Ecke, wo im Vogelkäfig Wolken wirbeln, mit Mut oder anderen Tugenden kann man sie per Schwert fixieren.
Hübsche Idee. Ein Stimmungsbarometer für Zweierbeziehungen, bei Trennung als Brennholz verwendbar. Lobenswert sind auch die Arbeiten des Malkurses im Kulturbund, Leitung Annelie Dessombes.
So geht man hindurch, beschaut sich Wände und Vitrinen, wo auch Figürliches und Keramisches zu bestaunen ist, begegnet gestandenen Namen und all jenen, die sich vielleicht einen Namen noch machen. Eine bunte, eine vielfältige Exposition, der man die Liebe zum Metier ansieht. Vor allem aber eine interessante Schau, in künstlerischer wie kulturpolitischer Sicht eines Orts wie Wilhelmshorst würdig. Ehre also, wem Ehre gebührt, denn die Werke sind gut. Gerold Paul
Zu sehen am Sonntag, dem 2. März, Schweitzer-Straße 9, von 14 bis 18 Uhr.
Gerold Paul
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