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KulTOUR: Morgenstern auf der Bismarckhöhe: Kunst und Lyrik zum 700-jährigen Ortsjubiläum

Werder (Havel) - Für das Jahr 2017 hat sich die Blüten- und Muckerstadt Werder einiges einfallen lassen, im Rathaus und außerhalb auch. So ein 700-jähriges Ortsjubiläum ist schließlich nichts Kleines.

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Werder (Havel) - Für das Jahr 2017 hat sich die Blüten- und Muckerstadt Werder einiges einfallen lassen, im Rathaus und außerhalb auch. So ein 700-jähriges Ortsjubiläum ist schließlich nichts Kleines. Da denkt natürlich alles retour, forscht nach vorn, plant und entwirft – der Freundeskreis Bismarckhöhe auch! Seit seiner Gründung 2004 hat er es sich zur Aufgabe gemacht, den Berg, den Turm und die Gemäuer samt anhängender Geister neu zu beleben. Also: Kontakte knüpfen, Sponsoren suchen, Ausstellungen, Gespräche und Vorträge organisieren. Das zahlte sich aus. 2014 kam dann das Christian-Morgenstern-Literaturmuseum hin- zu, ein Kleinod für all seine Fans im Land. Werder darf stolz sein auf die alte Stätte aller Gehängten, zugleich Geburtsort der Morgenstern’schen „Galgenlieder“, Lyrik der jungen Wilden von damals am Obstweintisch. Heute geht das längst als etablierte „Kultur“ durch, jeder wuchert eben mit dem, was er hat.

Natürlich orientiert sich auch das Veranstaltungs- und Ausstellungsprogramm des Freundeskreises am großen Jubiläum, aber nicht nur. So wird es literarisch angelegte Abende mit und ohne Musik geben, einen kleinen Festakt zum 103. Todestag von Morgenstern, die Teilnahme an „Feuer und Flamme für unsere Museen“ Ende Oktober versteht sich ohnehin von selbst. Dreie aber zeichnen für das Ausstellungsjahr auf'm Berg verantwortlich: Monika Arlt, Anna Gestrich und Jörg Rappke, stets auf der Höhe – der Zeit. Sie haben Claudia von Rohr gebeten, die Saison mit ihren Arbeiten zu eröffnen. Die Hannoveranerin arbeitet mit Acryl, Wachs, Farbpastell und anderem Material, um dem Fokus der Zeit ein Gesicht zu spendieren: Licht, Silhouette, Schatten, Figur? Man wird sehen.

Dass man nicht länger immer nur von der Werderaner Künstlergruppe „Galgenvögel“ hört, sondern auch mal etwas zu sehen bekommt, ist besonders erfreulich. Die vier Damen und Herren um Frank Weber sind stadtbekannt, sie werden ab Ende April dem Morgenstern’schen Reim vom „flügel-flagel“ in Foto, Grafik und Gemälde jubiläumstechnisch Ausdruck verleihen. Nachdem die Kleinmachnowerin Andrea Juliette Grote ihre leicht verfremdeten Fotos von Werder (Mai - Juni) präsentiert haben wird, kommt Wilfried Mix mit einem Triptychon zu Vergangenheit, Gegenwart und Futur der Stadt zum Zuge, Titel „Werder Original“, ein Auftragswerk. Ihm zur Seite wird Ingo Schiege aus Lübbenau mit kalligrafischen Mitteln Morgenstern und das örtlich-historische Mundwerk darzustellen versuchen. Er arbeitet bereits daran. Im Oktober dann etwas ganz anderes, da werden in Kooperation mit dem „Verein Oberlinhaus“ farbenprächtige Textilarbeiten aus den Babelsberger Werkstätten für Menschen mit Taubblindheit in einer Verkaufsausstellung vorgestellt.

Ein durchdachtes Programm des Freundeskreises, sicherlich nicht im Zentrum der kommenden Ereignisse, wohl aber „auch da“, und also sehr zu begrüßen. Zu fragen bliebe allerdings, warum man vor Ort den guten Morgenstern hegt und pflegt, den großen Bismarck aber konsequentest außen vor lässt. Hat er das, zum flügel-flagel! wirklich verdient, dort oben, auf seiner Höhe? Gerold Paul

Gerold Paul

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