Potsdam-Mittelmark: Kunst unterm Knöterich
Art Event feiert 10-jähriges Bestehen in einer Teltower Fabrikantenvilla
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Teltow - So richtig passt die alte Fabrikantenvilla nicht ins Bild der Stadt Teltow: Eingekeilt zwischen einer Wohnwagenflotte und modernen Bürohäusern fristet das von Knöterich überwucherte Haus seit Jahren ein trostloses Dasein. Jetzt haben die Künstler der Art-Event-Gruppe die verschlafene Villa in der Potsdamer Straße 16 für sich entdeckt. Sie wollen das Haus wieder zum Leben erwecken und mit Kunst füllen.
Am 31. Mai startet das bereits zehnte Art Event in der Region Teltow. Im Jahr 2000 hatten sich die verschiedensten Künstler aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf zusammengeschlossen. Einmal im Jahr wollten sie ihre Werke – Malereien, Fotografien, Keramiken, Kunst aus Stein, Ton, Textilien, Holz und vielem mehr – gemeinsam präsentieren. Seit fünf Jahren besetzen die Künstler dafür auf legale Weise zwei Wochen lang ein leer stehendes Haus in der Region – diesmal die Teltower Fabrikantenvilla.
Seit Jahren steht das Haus leer. Zuletzt waren hier Arztpraxen untergebracht. Die Scheiben sind eingeschlagen, Vögel haben sich eingenistet. Dennoch versprüht das Haus einen unvergleichlichen Charme, sagt Michael Heyers, Art-Event-Aktivist der ersten Stunde. Die Fassaden sind mit Keramikfliesen geschmückt, im Inneren empfängt ein ehemals prunkvoller Aufgang die Gäste – es ist das perfekte Versuchsfeld.
„Als wir die Villa gesehen haben, war das Thema schnell gefunden“, sagt Heyers. „Goldstaub“ lautet es in diesem Jahr. Für den Titel hat jeder der 14 Künstler seine eigene Erklärung: „Mir geht uns um den Staub der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft“, sagt Heyers.
Der Kleinmachnower Bildhauer hat sich passend zum Thema dem weißen Gold gewidmet: Seit einigen Wochen bearbeitet er in seinem Atelier weißen Marmor. In der alten Fabrikantenvilla soll sein Kunstwerk den letzten Feinschliff bekommen, erklärt Heyers. Andere Künstler arbeiten mit Keramik oder Stoff.
Das Art Event bleibt seinem Programm der vergangenen Jahre treu: Die Künstler lassen sich vom besetzten Haus inspirieren. Eine Woche arbeiten sie an ihren Werken, danach werden sie ausgestellt. Die Zuschauer können sehen, wie die Kunst wächst. Rund 800 Gäste lockte das Art Event im vergangenen Jahr nach Kleinmachnow, ins leer stehende Kanalarbeiterhaus im Zehlendorfer Damm 200. „Jetzt sind wir weiter gezogen“, sagt Heyers. Das besondere am neuen Haus: Bislang war eine der drei Kommunen immer Eigentümer der Gebäude. Diesmal bot das „Techno Terrain Teltow“, den Künstlern die Bleibe an. In den nächsten Tagen soll das Haus gereinigt werden, die Fenster werden mit Folie verklebt, die Vogelnester beseitigt. Tobias Reichelt
Vom 31. Mai bis 4. Juni können die Künstler täglich von 10 bis 15 Uhr beim Arbeiten beobachtet werden. Die Vernissage findet am 5. Juni um 15 Uhr statt. Danach ist die Fabrikantenvilla bis zum 13. Juni täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
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