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Die Webstühle rattern schon. Bald soll es eine Webgruppe geben.

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Potsdam-Mittelmark: Kunstkurse trotz Insolvenz

Orphée-Mitglieder arbeiten in neuen Räumen in den Werderaner Havelauen weiter

Von Enrico Bellin

Stand:

Werder (Havel) – Die Webmaschinen rattern unter den Händen von Annett Rothkehl-Wendt und Manuela Scholz. Zentimeter für Zentimeter füllt sich die Stoffbahn in den neuen Räumen des Vereins Orphée in den Werderaner Havelauen. Die beiden Damen sind Vereinsmitglieder und nutzen die neue Werkstatt in der Mielestraße 2 zur Arbeit an den acht historischen Webstühlen. „Wir wollen in diesen Räumen unsere Arbeit fortsetzen“, sagt Werner Wendt, der Vorsitzende des Orphée-Vereins.

Obwohl der Verein derzeit in einem Insolvenzverfahren steckt, geht die Arbeit weiter. Kurse für Arbeiten mit Keramik und Filz werden angeboten. Dazu gibt es eine Fotografiegruppe und eine neue Webgruppe. Etwa 20 Leute nutzen Wendt zufolge die Räume derzeit. Die Mietkosten belaufen sich auf 500 Euro monatlich, die noch von zwei Künstlern aus eigener Tasche bezahlt werden.

Ob die Arbeit weiter unter dem Dach von Orphée betrieben wird, ist unklar. Wie berichtet läuft gegen den Verein ein Insolvenzverfahren. Die Krankenkasse DAK hat es wegen ausgebliebener Zahlungen von Pflichtbeiträgen eingeleitet. Insgesamt seien 17 000 Euro an Forderungen offen. Davon seien jedoch 8 000 Euro Kredite, die er und seine Frau für den Verein aufgenommen haben und auf die sie verzichten würden, so Wendt. Bleiben 6 000 Euro, die die Werderaner Waldorfschule haben wolle. Dazu kommen Kosten für das Insolvenzverfahren und etwa 1000 Euro Fördermittel, die an den Landkreis zurückgezahlt werden müssen.

Wendt geht jedoch davon aus, selbst noch Geld von der Waldorfschule zu bekommen, in der der Verein bis zum Herbst Räume gemietet hatte. Diese hatten die Vereinsmitglieder in Eigenregie hergerichtet, im Gegenzug mussten sie keine Miete bezahlen. Nach einem vom Verein beauftragten Gutachten habe man bei der Renovierung der Räume Eigenleistungen im Wert von 108 000 Euro erbracht. Die Miete wurde im Gegenzug pauschal mit 1000 Euro monatlich angenommen, was über fünf Jahre hinweg einen Betrag von 60 000 Euro ergibt. Bleibt eine Differenz von 48 000 Euro.

Wendt zufolge will der Insolvenzverwalter das Geld von der Schule einfordern. Schulgeschäftsführer Dieter Dörflinger sieht dagegen alle Forderungen bereits abgegolten, der Verein habe auch keine Buchführung und könne keine Bauleistungen wirklich belegen.

Ungeachtet der Streitigkeiten gibt es Pläne für eine weitere Vernetzung in den Havelauen. So möchte Wendt mit seinen Mitstreitern Projekte mit dem benachbarten Verein Traumfänger erarbeiten. Auch die Kita in den Havelauen habe schon an die Tür geklopft und wolle mit den Künstlern arbeiten. Dazu soll es Kooperationen mit Werderaner Schulen geben. „Wenn das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist, können wir uns dem mit ganzer Kraft widmen“, so Wendt. Womöglich müsse dann eine neue Organisationsform gefunden werden. Erst mal wird es am 30. März einen Tag der offenen Werkstatt geben, bei dem Besuchern das Weben und Filzen nähergebracht werden soll.

Langfristig sollen in einer Akademie verschiedene mehrtägige Kurse angeboten werden, die Besucher mit einem Kulturprogramm in Potsdam und Berlin verbinden können. Übernachten könnten sie Wendt zufolge im geplanten Hotel der Havelauen. „Damit würden wir Gästen ein Rundum-Urlaubs-Programm anbieten.“Enrico Bellin

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