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KulTOUR: „Künstler bin ich eigentlich nicht“

Erinnerungen an Installationen, Fotografien und Texte von Steffen Trodler Im Z 200

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Kleinmachnow - Ankerlos treibt ein Entenhaus im weiten Wasser, leer, und mit Schlagseite schon. Steffen Trodler hat dieses Foto gemacht. Ihm und seiner Werkstatt vertrauten viele Künstler ihre Grafiken zum Druck an, Kat Menschik, Wolf-Dieter Pfennig, Carsten Weitzmann, Sue Hayward und Rainer Ehrt zum Beispiel. Der Stahnsdorfer galt als Perfektionist, als Könner, und ließ sich seinen Lohn nicht nur einmal in Form von Kunst auszahlen. So entstand die „Edition Trodler“.

Nun ist sie Teil einer sehr schönen Ausstellung im Kleinmachnower Landarbeiterhaus Z 200, mit der die Gruppe Art-Event des Todes eines ihrer Besten im März dieses Jahres eingedenkt. Still und traurig ist diese Schau, weit weg von Larmoyanz und Tränenflut. Sie zeigt die vier Wirkungsbereiche seines Lebens, neben der Edition eine Serie starker Fotos, Erinnerungen an jene Installationen, die er für ArtEvent gemacht hat, und nicht zuletzt eigene Texte über sich und die ihn umwehende Welt.

Mitglieder der Künstlergruppe haben ihre Erfahrung mit ihm in eigene Arbeiten gebannt, die fünfte Ebene dieser ganz erstaunlichen Exposition. Sie ersetzt das ursprünglich geplante Projekt „feldarbeit“ und steht unter dem Motto „Verkleinert den Raum für ihre Umsetzung“, ein Zitat von Wilhelm Schmid.

Steffen Trodler, geboren 1969 in Kleinmachnow, war vieles, Fotograf, begeisterter Bücherleser, Texter, Vater sehr wichtiger Installationen, doch als Künstler wollte er trotzdem nicht gelten. Art-Event galt er als Kopfmensch, als intellektueller Bezugspunkt, der Büchern vielleicht mehr traute, als sie es verdienen. Setzte er sich für etwas ein, dann mit aller Kraft, mit vollstem Programm.

Davon will diese auch toll gemachte Ausstellung erzählen. Auch der dazugehörende Katalog ist eine Empfehlung. Je näher man ihm gestanden haben mag, umso mehr erzählen seine Arbeiten von ihm. Was sind das für Fotos vom Treibgut Entenhaus ankerlos, von der kleinen Gießkanne im Drahtgestrüpp, von der einsam struppigen Weide oder der alten Bank mitten im Wasser?

Zustandsbeschreibungen seiner selbst, genau wie bei den Installationen: Hier blieb eine Uhr stehen, da reichte der Bücherstapel bis hoch zur Decke, wurde Goldstaub gesucht, und im Spiegel erschien das Ich „Unerhört“ in unerreichbarer Höhe. Ungehört. Vor zwei Jahren dann ein Raum nur aus weißhängenden Tüchern, Titel „Voller Leere“.

Es waren seine Fragen, seine Antworten, die tief nach innen drängten. Seine Texte fragen, ob er die „bislang vorwiegend defensive Haltung bei der Positionierung innerhalb der Gesellschaft“ nicht aufgeben und die bildende Kunst als „Möglichkeit der Mitteilung nutzen sollte, denn der bestmögliche Zeitpunkt der Veränderung sei die Gegenwart", noch mal Wilhelm Schmid. Steffen Trodler gestaltete diesen Satz per Siebdruck auf einen Spiegel. Also doch Künstler, das war doch schon lange klar, nur glaubte er das nicht. Ein kleiner Raum in der Z 200 bietet ein besonders sensibles Bild. Hier sieht man auf einem großformatigen Stoffdruck, wie Steffen Trodler aus dieser weißen Leere herauslugt, aus seinem Werk sozusagen. Genau gegenüber sein Kinderbild etwa mit zehn, vom Vater gemalt. Bei so einer Korrespondenz bekommt man die Gänsehaut!

Seine Idee für die diesjährige Art-Event-Ausstellung konnte er nicht mehr ausführen. Andreas Theurer hat sie honoris causa aufgegriffen, ein Buch, „das stets verschlossen bleibt“, das nichts von sich gibt, nichts hergeben will. Auch das war Steffen Trodler. Gerold Paul

Ausstellung in Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 200, bis zum 22. September täglich geöffnet von 15 bis 18 Uhr. Ergänzt wird sie von einer Fotoausstellung in der Teltower Altstadtgalerie.

Gerold Paul

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