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Ausstellung. Julia Ehrts kleine Fische halten keinen Abstand.

© Manfred Thomas

Abstand von der Coronakrise: Kunstverein mit neuer Schau in Kleinmachnow

Die Ausstellung "Abstand" im Landarbeiterhaus setzt sich mit den beherrschenden Themen der aktuellen Zeit auseinander: Distanz und Nähe, Einsamkeit und Gemeinschaft.

Von Sarah Stoffers

Kleinmachnow - „Huste nie – Küsse nie – Atme nie – Sonst hast du sie – die Pandemie!“, schreibt Rainer Ehrt, Maler, Grafiker, Illustrator, Cartoonist und Mitglied des Kleinmachnower Kunstvereins „Die Brücke“ mit einem Lachen auf das Papier. An der „Corona-Maschine“ von seiner Frau Julia Ehrt und Susanne Schmidt an der Ehrt steht, werden Besucher der neuen Ausstellung im Landarbeiterhaus Kleinmachnow dazu aufgerufen ihre Gedanken, Wünsche und Gefühle rund um das Thema Corona aufzuschreiben. Die Installation ist Teil der Schau „Abstand“, die noch bis zum 9. August zu sehen ist und in der sich Mitglieder des Vereins „Die Brücke“ mal ironisch und schwarz-humorig, mal nachdenklich und ernst mit den Themen Distanz und Nähe, Einsamkeit und Gemeinschaft, Abstand halten, aber auch Inne halten auseinander gesetzt haben.

Rainer Ehrt vor dem Bild "Die Surfer".
Rainer Ehrt vor dem Bild "Die Surfer".

© Manfred Thomas

Aktuell sei das Kulturleben tot, sagt Rainer Ehrt. „Alles ist mit Mehltau bedeckt.“ Um dem entgegen zu wirken, aber auch weil der Verein es sich stets zur Aufgabe gemacht habe, etwas gegen die Schlafstadt und die Speckgürtellethargie zu tun, haben die Mitglieder spontan die Ausstellung auf die Beine gestellt, so Ehrt. 22 Hobby- und Profikünstler des Vereins haben Werke beigesteuert.

Die "Corona-Maschine".
Die "Corona-Maschine".

© Manfred Thomas

Bei der „Corona-Maschine“ handelt es sich eigentlich um den denkmalgeschützten Ofen im Landarbeiterhaus, den Ehrt und Schmidt umgewandelt haben. Jemand hat einen kleinen Tyrannosaurus auf die Papierrolle gemalt. „Er konnte sich nicht die Hände waschen … ausgestorben“, steht da drunter. So ein Augenzwinkern zieht sich durch viele Werke. Etwa bei Julia Ehrt, die kleine Fische aus Holz geschnitzt hat und sie als Schwarm und in einer Sardinenbüchse – natürlich mit Besteck dazu – in Szene setzt. In der Dose haben die Fische keine Chance Abstand voneinander zu nehmen. Allerdings schwimmen die kleinen Fische im Meer grundsätzlich in großen Schwärmen zusammen, um sich vor Fressfeinden zu schützen – wodurch sie wiederum leichter von den Netzen der Fischer gefangen werden.

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Masken statt Essen

Auch der alltägliche Wahnsinn, den die Corona-Krise mit sich brachte, wird thematisiert: Marianne Broses hat einen gedeckten Tisch aufgestellt. Statt Essen liegen rote Masken auf den Tellern. Das leckere Buffet, dass sie sonst gerne angeboten hätte, etwa russische Eier auf Kresse mit Meerrettichcreme und Lachsforelle, kann der Gast nur auf dahinter hängenden Fotos anschmachten. Denn das Buffet musste wegen Corona abgesagt werden. 

Abgesagtes Buffet von Marianne Broses.
Abgesagtes Buffet von Marianne Broses.

© Manfred Thomas.

Iris Nienstedts Fine Art Prints zeigen Füße von oben vor zahlreichen Abstands-Hinweisen. Eine Acrylarbeit auf Papier von Bettina Lehfeldt, zeigt einen Affen hinter Gittern. Unfreiheit, Eingesperrtsein, kein Kontakt zu anderen – Gefühle und Daseinszustände, die alle aus den vergangenen Monaten nur zu gut kennen.

Stopp am Abstandsaufkleber am Boden. Ein Bild von Ires Nienstedt.
Stopp am Abstandsaufkleber am Boden. Ein Bild von Ires Nienstedt.

© Manfred Thomas

Die Ausstellung ist ein bunter Mix an Auseinandersetzungen mit dem Thema, die auch einen frischen, manchmal eben auch ironischen Blick auf die Krise geben. „Abstand“, sagt Rainer Ehrt, habe auch eine doppelte Bedeutung. Denn dank der Kunst könne man auch Abstand von Corona gewinnen. Gerade als Künstler, die stark von der Krise betroffen sind, könne man nur produktiv bleiben. „Auch das ist der Sinn der Ausstellung. Wir bleiben und machen weiter“, sagt Ehrt.

Die Ausstellung ist immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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