Potsdam-Mittelmark: Kunstvolle Hausbesetzung
Künstler der Region veranstalten „Art Event“ in Stahnsdorf in einem verlassenem Haus in der Lindenstraße
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Stahnsdorf - Das allsommerliche Künstlertreffen der Region, „Art Event“, findet in diesem Jahr in Stahnsdorf statt. In der Lindenstraße 15 treffen sich am kommenden Sonntag verschiedene Künstler aus Stahnsdorf und Kleinmachnow, um ihre Werke in dem verlassenem Haus zu präsentieren. Auf der Suche nach einem passenden Ort für ihr „Art Event“ stieß das renovierungsbedürftige Objekt auf das Interesse der 14 Künstler. Gemäß dem diesjährigen Motto „Kairos“, nach dem griechischen Gott der günstigen Gelegenheit, packten sie dieselbe beim Schopf und sprachen bei der Wohnungsbaugesellschaft Stahnsdorf vor. Es war wohl „der rechte Augenblick“, der ihnen Tür und Tor des Anwesens für einige Tage öffnen wird, ehe das Objekt verkauft werden soll. Viel ist nicht bekannt über die Geschichte des Hauses, das bereits längere Zeit leer steht und eher zu denen gehört, die man übersieht.
Außen verstaubte Fensterscheiben, drinnen Tapeten, die sich von den Wänden lösen und Spinnenfäden, die Räume durchkreuzen. Während auf der Straße vor dem Haus stetig Fahrzeugkolonnen vorbeihasten, muten die Räume an wie eine Zeitoase. Bereits am vergangenen Wochenende installierten die Künstler einige erste Werke: In einer Nische verharrt ein nachdenklicher junger Mann aus Gips. Bei näherer Betrachtung erinnert die Figur von Anke Fountis an Cezannes Bild „Knabe mit roter Weste“, einem Hochkaräter im zweistelligen Millionenbereich. Das Bild wurde kürzlich mit drei weiteren aus einem Schweizer Museum gestohlen. Die Reproduktion steht nun in Stahnsdorf. Fountis will sich mit ihren Werken dem Kunstraub widmen.
Von Egon Wrobel stammen zwei skurrile Wesen, die im Kellergeschoss verharren, als wären sie in ihrer Metamorphose stecken geblieben. In einem der oberen Räume zeigt Eberhard Trodler seine Bildbefunde. Den eigenen Zeichnungen stellte er Fotos im gleichen Kontext gegenüber. Einige fotografierte er vom Fernsehbildschirm ab, fast als wolle er damit die schnellen Bilderwelten anhalten. Seinen Sohn Steffen Trodler beschäftigt schon länger das Thema Lebensrhythmus. Mit einem Zeitstreifen aus dem Sinnsalat von Sprücheklopfern konfrontiert er den Betrachter. Der findet die Antwort auf die Frage nach dem „richtigen Augenblick“ erst im eigenen Spiegelbild.
Die kollektive Inbesitznahme der Räume wird sich bis zum Wochenende fortsetzen. Interessierte können täglich von 10 bis 16 Uhr dabei sein, wenn die restlichen Zimmer und die Schuppen auf dem Hof zu Kunstwerken kultiviert werden, ehe das Gesamtkunstwerk mit einer Vernissage am Sonntag, dem 7.Juni um 15 Uhr präsentiert wird. K.Graulich
K.Graulich
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