Potsdam-Mittelmark: Kurage kritisiert Kemnitzer „Heldengedenkstein“
ZZF Potsdam warnt vor ergänzender Gravur für Gefallene des Zweiten Weltkriegs
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Werder (Havel) - Als „Steilvorlage für den braunen Sumpf“ hat das Werderaner Toleranz-Bündnis „Kurage“ die Pläne zur Aufstellung eines lange verschollenen Kriegsgefallenen-Denkmals in Kemnitz bezeichnet. Der Feldstein mit der Inschrift „Unsern im Weltkriege 1914-1918 gefallenen Helden“ war in den 70er Jahren abgebaut worden und wurde jetzt auf einer Bauschutthalde wiederentdeckt. Auf Antrag der CDU-Politikerin Saskia Funck soll er wieder aufgestellt und mit einer Widmung für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs ergänzt werden (PNN berichteten).
„Der ,Heldengedenkstein’ von gestern ist der falsche Weg und zeugt von wenig Kenntnis von der rechtsextremen, nationalistischen Bedrohung in unserem Land“, erklärte Kurage-Sprecher Hans-Hartwig Lau. „Dies passt nicht mehr zur deutschen Erinnerungskultur, zumal im ganzen Land mit Stolpersteinen der deutschen Opfer der Nazidiktatur gedacht wird.“ Vielmehr komme es in der Gegenwart darauf an, „die Köpfe zu öffnen zu einem völkerverbindenden Blick über die eigene Grenzen hinweg“. Kurage biete dazu zum Beispiel das Europafest am 9. Mai in Werder.
Das Potsdamer „Zentrum für Zeithistorische Forschung“ (ZZF) warnte vor allem vor der geplanten Ergänzung auf dem Stein für die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg. „Wenn ein solches Gedenken gewünscht ist, sollte es nicht auf demselben Stein stattfinden. Wir haben heute einen differenzierteren Blick auf die Rolle der Soldaten im Zweiten Weltkrieg“, sagte Irmgard Zündorf, die den „Projektverbund Zeitgeschichte Berlin-Brandenburg“ im ZZF leitet. Mit der ergänzenden Gravur sei zudem das „historische Objekt“ zerstört.
Denn prinzipiell sei „aus einer erinnerungspolitischen Diskussion heraus“ nichts dagegen einzuwenden, wenn der wiedergefundene Stein „als historisches Objekt“ im Dorf neu aufgestellt wird, so Zündorf gegenüber den PNN. Auch das Wort „Helden“ sollte nicht entfernt werden, „es wurde ja so gebraucht“.
Der Stein sollte allerdings mit einer Tafel ergänzt werden, die seine Geschichte und auch das DDR-Kapitel beleuchtet: „Da steckte natürlich auch Geschichtspolitik dahinter.“ Wünschenswert wäre eine breite öffentliche Diskussion, „die Leute im Ort müssen mit dem Gedenkstein dann auch leben können“. hkx
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