
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Kurztrip ins grüne Japan
Wer dem Ostertrubel entfliehen will, findet im neu ausgebauten Fercher Bonsaigarten einen Ort der Stille
Stand:
Schwielowsee - Wer das japanische Holztor am Eingang des Kirschgartens durchschreitet, betritt eine andere Welt. Die Hektik von draußen wird ausgesperrt – die Uhren ticken anders im japanischen Bonsaigarten in Ferch. Am Osterwochenende öffnet er seine Türen zum Saisonstart. Zum 15-jährigen Jubiläum wurde der Garten um 1000 Quadratmeter erweitert und neu gestaltet.
„Wir haben einen großen Kirschgarten und zwei kleinere typisch japanische Gärten angelegt“, sagt der 42-jährige Gartenbesitzer Tilo Gragert stolz. Mit einem Strohhut auf dem Kopf schreitet er in großen Schritten über einen noch aufgelockerten Weg. Große Pflanzenkübel stehen am Eingang, im Garten riecht es nach feuchter Erde, im Gewächshaus blühen in leuchtenden Farben die Kamelien. Es herrscht vollkommene Ruhe.
Noch bis vor zwei Tagen war Tilo Gragert mit einem japanischen Gartenmeister und weiteren Mitarbeitern von Sonnenaufgang bis -untergang damit beschäftigt, die neuen Gärten zu gestalten. Er hat 100 Kubikmeter Erde erneuert, denn der sandige Fercher Boden ist für japanische Gewächse zu trocken. Unzählige neue Bonsais wurden für die Erweiterung direkt aus Japan per Schiff importiert, darunter unter anderem leuchtend roter Fächer-Ahorn und Scheinlerchen mit saftigen, frischen Trieben.
Gragert läuft auf zwei riesengroße Pflanzen zu, auch sie sind zur Saisoneröffnung gerade noch pünktlich in Ferch angekommen. Er nimmt einen Blütendolden in die Hand. „Wenn die Pflanzen weiß blühen, ist das wunderschön – sie heißen nicht umsonst Prachtglocken.“
Prächtig ist auch der neue Gartenteil geworden: Die Besucher können am Osterwochenende unter hängenden Kirschbäumen schlendern. „In Japan lieben sie es, wenn es mitten im Frühling schneit“, sagt Gragert und zeigt auf die kleinen weißen Blütenblätter, die bereits beim kleinsten Windhauch sanft herunterrieseln.
In seinen neuen Kirschgarten will Gragert noch eine große Überraschung einbauen. Was das sein wird, will er nicht verraten. „Nicht mal meine Schwester weiß, was ich da vorhabe“, sagt er mit verschmitztem Lächeln. Nur so viel verrät er: Er will seinen Gästen ein heimeliges Flair bieten und etwas Einmaliges, was es so in der Region noch nicht gibt.
Die japanische Bonsaikunst hat es dem gelernten Tischler schon seit seinem achten Lebensjahr angetan. „Leider wurde meine erste selbstgezogene Trauerweide von einem Pilz dahingerafft.“ Heute hat er in seinem Sortiment bis zu 1000 Bonsais, darunter ein echtes Prachtexemplar. 180 Jahre sei die kleine knorrige Kiefer alt, fast nicht bezahlbar. Je älter die Bäume sind, umso wertvoller werden sie. „Erst nach 30 Jahren ist ein Bonsai richtig schön“, so Gragert. Schafft er es auf 130, sei das schon spektakulär. Bereits für ein 15 Jahre altes Exemplar muss man um die 300 Euro bezahlen. Hingegen gebe es junge Pflanzen mit acht Jahren schon ab zehn Euro.
Vorsichtig stellt Gragert einen 35 Jahre alten Zierapfel mit pinken Blüten auf ein steinernes Podest in seinem Wandelgarten. Mit dem Wandelgarten hat es vor 15 Jahren angefangen. „Der Name kommt nicht vom Wandeln, also durchschlendern, sondern davon, dass er beständig wächst, breiter wird und sich verändert.“ Kleine, verschlungene Wege führen hier vorbei an samtigem Moos und fein gestutzten grünen Büschen.
Mit der Erweiterung ist der ganze Garten barrierefrei geworden, auch der Zugang zum Teehaus inmitten des Gartens ist stufenlos. Von dort geht es in den einzigen Teil des Gartens, der nicht betreten werden kann, den Zen-Garten. Wer den feingeharkten Kies bei einer Tasse grünem Tee betrachtet, schweift mit den Gedanken ab. Wer lange genug auf das Grau schaut, fängt an zu meditieren und vor dem geistigen Auge rückt der ganze Osterstress in weite Ferne.
Bis Ostermontag gibt es im Bonsaigarten, Fercher Straße 61, neben japanischer Gartenkunst auch Musik, Tee und japanische Spezialitäten. Der Garten ist über die Feiertage von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt zwei Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: