KulTOUR: „Küss sie doch, schallala!“
Lebenslust mit dem A-capella-Quartett „Malebox“ zum Frauentag in der Fercher Kulturscheune
Stand:
Schwielowsee - Stilvoll und originell präsentiert sich das Kulturforum Schwielowsee auch im neuen Jahr. Sieben Veranstaltungen sind bis zum Dezember in der Fercher Kulturscheune und anderswo noch zu erleben, darunter politisches Kabarett mit Arnulf Rating, „Der Weiße Hai im Alpensee“ plus Bach mit einem Leipziger Posaunen-Percussions-Ensemble, das traditionelle Fest am Fercher Backofen vor und der Fahrradsonntag nach der Sommerpause, oder ein Konzert des Berliner Mozartquartetts im Oktober. Dass man bei aller Kultur natürlich sehr auf Qualität achtet, versteht sich. So auch am Sonnabend, dem Tag der internationalen Frau.
„Bitte sprechen Sie nach dem FiveTon“, baten Valentin Lunkenheimer, Frederik Corth, Arne Leßmann und Alexander Engel, eines der originellsten und produktivsten A-Capella-Ensembles weit und breit, in der Kulturscheune. Die ganz Hohe Schule der Musik haben sie zwar alle nicht absolviert, aber singen können sie trotzdem, zwei im Bariton, einer als Tenor, einer im Bass. Sie treten unter dem Namen „Malebox“ auf, ein Wortspiel aus dem englischen „mail“ und „male“, was Jungs meint, oder schlichtweg nur männlich.
Sie brachten Eigenkompositionen mit nach Ferch, selbst Arrangiertes oder auch Uneigenes, alles a capella und in Vokal-Pop gewandet. Das höchst alerte Quartett produziert also die Hinter- und Untergrund-Töne sowie sämtliche Band-Instrumente allein per Stimme, und schreckte dabei weder vor Vokalisen noch vor Schabadabadu und Schallalalala zurück, wenn es nur zur Harmonik passt und gut klingt. Hinzu kommt eine wohldurchdachte, meist witzige Choreografie der Auftritte.
Alles rundum gelungen – über die Reaktion des Publikums waren die jungen Männer dann sichtbar erstaunt, langer Schlussbeifall, Zugaberufe, stehende Ovation - alles verdient!
Maleboxens Lieder erzählen viel von der Liebe, etwa in „Küss sie doch, schallala!“ oder „Nur singen kann sie nicht“, oft mit überraschender Schlusswendung, wie bei „Consuela“. Auch das Medley zum Frauentag widmete sich „der schönsten Sache der Welt“, dem Küssen. Hier durfte das Publikum – es wurde kräftig ins Gesamtgeschehen einbezogen – sogar den Kammerton mitsummen!
Kritische Töne beim TV-Ding „Bauer sucht Frau“ und im Disney-Part, bittere über die bösargen Nächte Berlins. Meist wurde Deutsch gesungen, klasse. Überhaupt machte die wohltemperierte Melange aus Nachdenklichkeit, Hintersinn und Ulk dieses Konzert zu einer kleinen Sternstunde im Fischerdörflein. Alle vier hatten Soloparts, jeder musste moderieren, es gab sogar das berühmten Malebox-Quiz mit Fragen nach dem Gesamtgewicht des Quartetts, oder wer morgens am längsten im Bad brauche.
Die Arrangements der Hintergrundstimmen hochprofessionell, die Songs meist mit Inbrunst gegeben. Nur die Volumina dürfen noch reifen. Als Rückversicherung in eigener Sache diente ein Glas Rotwein, einer Dame im Publikum überreicht. Sie sollte es hochheben, wenn ihr ein Part zu kitschig schien. Das geschah aber nicht, jedes Lied, jedes Arrangement war ein Unikat aus Pep und purer Lebenslust, mal keck bis powernd, mal traurig. Hoffentlich können sich die Berliner ihre Ursprünglichkeit, diese tolle Ausstrahlung, noch lange bewahren!
Gut zwei Stunden wurde also in diesem erstklassigen Vital-Konzert gerockt und gerappt, geträumt und gesonnen. A-capella-Musik, der kein Alter zu viel war, melodisch, mitreißend, belebend. Gerold Paul
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: