KulTOUR: Lachen leicht gemacht
Stehende Ovationen für „Volksschauspieler“ Herbert Köfer in Beelitz
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KulTOURStehende Ovationen für „Volksschauspieler“ Herbert Köfer in Beelitz Beelitz - Glückliche Boulevard-Bühne! Sie ist ein Ort für Spaß und Spiel, für Witz und Eitelkeiten: In prominenter Besetzung besuchte „Köfers KomödiantenBühne“ (gegründet 2003) am Donnerstag Beelitzens Tiedemann-Saal. „Du bist nur 2x jung“ hieß das Stück von Ron Aldridge, ein Lustspiel dem Vernehmen nach, Synonym für heiteres, befreites Lachen, und so strömte man zur Spargelperle, bis dieselbe voll war. Die Hauptperson im Text heißt „Brucksie“, ein hyperventilierter Witwer und Rentner, der es noch mal wissen will. Er knattert mit gleichaltrigen Freunden tiefnachts auf dem Motorrad umher, nippt nicht nur am Glase, und geht mit diesem Unbild würdigen Alters sowohl seiner Tochter Beate (Petra Dobbertin) als auch Schwiegersohn Olaf (Christian Schodos) ganz absichtsvoll auf die Nerven; bei denen wohnt er ja. Zumindest führten sich die mehr redenden als handelnden Personen auf der Kulissenbühne (Hartmut Ostrowsky) so aufgedreht ein. Stehende Ovationen für den „Volksschauspieler“ Herbert Köfer als Prolog, bevor er, die heiligen Bretter protagonistisch wiederbetretend, einige Zynismen gegen Rosie (Ursula Staak) abfeuerte; unangenehm und starrsinnig, dieser Typ. Aber das lässt merkwürdigerweise bald nach, seine anderen Freunde Julia (Marianne Kiefer) und Konrad (Klaus Gendries) wollen sich ja um einer zweiten Jugend willen heiraten. Der Witz vom Lustspiel besteht nun darin, dass Rosie ihrer Freundin Julia, Brucksie aber Konrad schnaps- und weintrunken von diesem Plane abraten. Unerklärlicherweise wird das auf der oftmals lahmenden Bühne so wenig begründet wie die Aversion des Exaltierten, der sich mit seiner jenseitigen Witwe (Off-Stimme Brigitte Grothum) berät, gegen Blondine Rosie. Den gesetzten „Griesgram“ sah man der netten Darstellerin wirklich nicht an. Zum seligen Beschlusse finden sich auf wunderbare Weise zwei alt- und neuverliebte Pärchen, von denen eines, der seltsam gezähmte Motorradler nebst Rosine, im ziemlich matten Finale stante pede getraut werden wollen. Na toll. Nun hätte man es bei einer so gestandenen Besetzung ganz gerne gesehen, wie sich die geheimen Seelenfäden binden oder lösten, Sache der Regie. Aber Hartmut Ostrowsky hat mit diesem zweistündigen Boulevard-Stück (Premiere war im Januar) nicht viel Federlesens gemacht. Von einem die Handlung treibenden und motivierenden Konflikt keine Spur, man setzte Situationen und behauptete sie einfach, keine Mühe für die Mannschaft, sich dergestalt selbst zu genügen. Es lief ja, mit allerlei Wortwitz und professionellem Charme, auch so nicht schlecht, mehr Eitelkeit als Einsatz. Nur einmal, viel zu spät, gab es eine Art Klimax, als Rosie ihrem Künftigen mit hurtigem Donnergetöse die Meinung sagte. Dankbares Aufatmen im Saal. Gelacht wurde über beifallsheischende Späße in trunkenen Szenen, also dümpelte diese Inszenierung dort, wo sonst nur Blätter schwimmen, an der Oberfläche. Wider Textur und Sinn gewahrte man nur braves und vernunftbegabtes Urgestein. „Je oller - desto doller“? Was Seele ist, blieb sowieso außen vor. Hat Köfers Boulevard etwa keine? Worte, Worte, Worte. Hartmut Ostrowskys Inszenierung holt sich ihre Wirkung eher aus der Billigkeit, nicht aus des Stückes Sinn und dem Wollen oder Leiden der Figuren. Wenn sich das Beelitzer Publikum letztendlich auch begeistert zeigte, so bleibt dennoch der nachhaltige Eindruck, als habe man es ihm (wie sich selbst) mit solcherart Humor einfach nur leichtmachen wollen.
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