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Potsdam-Mittelmark: Lack der Hoffnung

Weniger Diebstähle in Kleinmachnow: Die Polizei glaubt, dass das auch ein bisschen mit der künstlichen DNA zu tun hat

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Kleinmachnow - Die Tür doppelt verschließen, das Fenster nicht angeklappt lassen, Schlüssel nicht draußen verstecken, auf Fremde im Quartier achten. Und wie kann man sich noch vor Einbrechern schützen? Alexander Gehl von der Präventionsabteilung der Polizeiinspektion Potsdam weiß Bescheid. Er hat, wie er sagt, nie einen Beratungstermin gehabt, bei dem er Hausbewohnern nicht noch ein paar Verbesserungstipps mit auf den Weg geben konnte. Einer davon: künstliche DNA auf alles, was für Diebe interessant sein könnte.

Gehl war unlängst Gast einer Veranstaltung, bei der sich Kleinmachnower über den Sinn des neuen Diebstahllacks erkundigen konnten. Es handelt sich um einen besonderen Lack, mit dem man wertvolle Gegenstände im Haus markieren kann. Jede Abfüllung enthält künstliche DNA-Stränge und Microdots, die Produktnummer wird nach der Markierung in eine Datenbank eingetragen. Mittels UV-Licht kann die Polizei den Lack auf den Gegenständen erkennen. So lässt sich von der Polizei bei einem Diebstahlsfund zweifelsfrei der Eigentümer nachweisen.

Gehl ist ein Fan des Produktes, selbst wenn die Polizeidirektion West noch keinen Treffer damit landete, also noch kein Diebesgut aufgrund der Markierung ausfindig machen konnte. Doch er glaubt fest an den Abschreckungseffekt, wenn die Aufkleber am Eingang zeigen, dass Dinge im Haus markiert sind. Zumindest würden Einbrecher solche Gegenstände womöglich liegen lassen. Trifft die Polizei bei einer Kontrolle auf den Lack, könnten die Täter einen Diebstahl nicht mehr bestreiten und festgehalten werden. „Je mehr Diebesgut zugeordnet werden kann, desto höher ist das Strafmaß.“

In Kleinmachnow wird seit einem Jahr für den Einsatz des Lacks geworben, das Rathaus verkauft das Produkt. Über 500 Markierungssätze seien bereits verkauft worden, wie es aus dem Rathaus heißt. Der Effekt wurde noch nicht nachgewiesen, Kriminologen glauben nicht an einen Königsweg. In einem Bremer Stadtteil hatte man zumindest Anfangserfolge mit der DNA erzielen können.

Auch in Kleinmachnow gehen die Einbruchszahlen in diesem Jahr wohl leicht zurück, wie es aus der Polizeidirektion West heißt. Nach 65 Einbrüchen im ersten Halbjahr 2013 waren es 58 im ersten Halbjahr 2014. In Stahnsdorf gibt es einen ähnlichen Trend: 26 statt 32 Einbrüche. In Teltow steigt die Zahl: Dort wurden mit 54 Einbrüchen zwölf mehr als im Vorjahreshalbjahr gezählt.

Es könnte sein, dass die Täter nach Teltow ausweichen, weil Kleinmachnow als Vorreitergemeinde bei der künstlichen DNA bekannt geworden ist, so Polizeisprecher Christoph Koppe gegenüber den PNN. Es sei bekannt, dass „ die Menschen dort sicherheitstechnisch aufgerüstet haben. Teltow wird in den Medien nicht so oft genannt“.

Dabei fahre die Polizei in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf ähnliche Maßnahmen. Aktuell sei die Polizeidirektion West mit ihrer Ermittlungsgruppe Luna im Kampf gegen Einbrecher aktiv. Neben den uniformierten Beamten sei man mit zivilen Kräften unterwegs, um Täter auf frischer Tat zu fassen. „In enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei versuchen die Kollegen der Luna, die Schwerpunkte immer genauer einzukreisen“, so Koppe. Auch die Kooperation mit Berlin werde noch intensiver – gerade nachdem die Polizeipräsidenten der Länder Brandenburg und Berlin einen Kooperationsvertrag unterschrieben hatten.

„Meiner Einschätzung nach ist es nicht nur die künstliche DNA, die hier eine Rolle spielt, sondern auch die Aufklärungsveranstaltungen der Polizei zum technischen Einbruchsschutz“, so Koppe. Viele hätten danach in den Einbruchsschutz investiert. So oder so sei der Schutzlack eine feine Sache. „Er schreckt ab und hilft bei der Strafverfolgung.“

Die Streifenwagen in Brandenburg seien mit sogenannten kDNA-Koffern ausgestattet. Polizisten könnten bei einer Kontrolle verdächtige Gegenstände gleich mit ableuchten – auch wenn das noch nicht zum Erfolg führte. „Wir würden uns wünschen, dass die Bürger sich an dem Projekt weiter beteiligen.“ Denn, so Koppe, nur die Kombination aus Eigeninitiative, Kontrollen und Ermittlungen führten zum Erfolg.

So sieht es auch Präventionsexperte Gehl. Bei der Veranstaltung in Kleinmachnow gab er Hinweise, wie sich selbst Schmuck und wertvolle Gemälde mit dem Lack kennzeichnen lassen. Auch wenn es schwierig sei, die Wirkung präventiver Maßnahmen zu messen: Sie machten Sinn. Offenbar findet auch die Versicherungswirtschaft den Schutzlack interessant: Die Feuersozietät gibt Kunden bei der Hausratversicherung Rabatt, die ihre Wertgegenstände markieren.

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