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Potsdam-Mittelmark: Lambsdorff-Grab in politischer Gesellschaft

Der FDP-Ehrenvorsitzende soll Ende Februar in Stahnsdorfer Familiengrabstätte bestattet werden

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Stahnsdorf - Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff soll Ende Februar auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt werden. „Die Urnenbeisetzung soll nur im engeren Familienkreis stattfinden“, sagte Kirchhofverwalter Olaf Ihlefeldt gegenüber den PNN. Zuvor sei ein Trauergottesdienst in der Kapelle des Friedhofes geplant.

Der frühere Bundeswirtschaftsminister findet auf eigenen Wunsch in einer Familiengrabanlage seine letzte Ruhestätte. Die Grabstätte, die durch einen großen Findling geprägt ist, gibt es seit 1926. Die Familie hat ihre Wurzeln in Berlin und Brandenburg, spätere Lebenswege reichen bis ins Baltikum. Margarete von der Wenge Gräfin von Lambsdorff war die erste, die in der Familiengrabstätte auf dem Stahnsdorfer Prominenten-Friedhof vor den Toren Berlins beerdigt wurde.

„Hier sind wichtige Vorfahren der Familien bestattet“, sagt Ihlefeldt. Dennoch wurde die Grabstätte über viele Jahre nicht wahrgenommen. Die kleinen Namenstafeln waren überwuchert und blieben lange Zeit verborgen. „Erst eine Cousine von Lambsdorff hat das Familiengrab nach der Wende wieder entdeckt“, weiß Ihlefeldt. Der FDP-Politiker habe daraufhin sofort erklärt, dass er auf dem Südwestkirchhof seine letzte Ruhestätte finden möchte.

Auf dem Südwestkirchhof befinden sich die Gräber zahlreicher Prominenter: Architekten, Schauspieler, Künstler, Musiker und Komponisten sind hier beerdigt. Milieu-Zeichner Heinrich Zille, Komponist Engelbert Humperdinck oder der Maler Lovis Corinth haben in Stahnsdorf ihre letzte Ruhestätte. Auch Groß-Industrielle wie der Verleger Gustav Langenscheidt oder Werner von Siemens sind auf der weitläufigen, gartenähnlichen Anlage bestattet.

Auch wenn in der jüngeren Geschichte kein Polit-Prominenter auf den Südwestkirchhof seine letzte Ruhestätte fand, liegt das Lambsdorf’sche Familiengrab durchaus in politischer Gesellschaft. Rudolf Breitscheid, Richard Calwer, Johann Kaempf, Wilhelm Groener und Franz Bracht sind auf dem Südwestkirchhof bestattet worden. Der frühere preußische Innenminister und Reichstagsabgeordnete Rudolf Breitscheid zählt bis heute zu den bekanntesten Sozialdemokraten.

Wilhelm Groener war von 1928 bis 1932 Reichswehrminister, seit 1931 zusätzlich Innenminister. Als er 1932 gegenüber den Nationalsozialisten härter auftrat, wurde er aus dem Amt gedrängt. Richard Calwer war einer der namhaftesten Vertreter des reformistischen Flügels in der SPD vor dem Ersten Weltkrieg. Er lebte als Schriftsteller und Journalist in Berlin. Der Bankier und Politiker Johannes Kaempf agierte als Linksliberaler im Reichstag. Von 1912 bis zu seinem Tod 1918 war er Präsident des Deutschen Reichstages. Franz Bracht war 1918 bis 1923 Vortragender Rat im Reichsministerium des Innern und als Ministerialdirektor, ab 1932 Reichsinnenminister - bis zu Hitlers Ernennung zum Reichskanzler.

Otto Graf Lambsdorff war am 5. Dezember vorigen Jahres im Alter von 82 Jahren gestorben. Am 12. Dezember gab es im Dom zu Brandenburg (Havel) – seiner Geburtsstadt – eine Trauerfeier, an der auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahmen. Die Beerdigung des einstigen Bundeswirtschaftsministers wird dem Verwalter zufolge die erste in dem Familiengrab seit 1938 sein. Peter Könnicke

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