Potsdam-Mittelmark: Landgut „Eule“ soll Ausflugsziel werden
Beim „Treffpunkt Wald" im Forstrevier Dreilinden wurden zahlreiche historische Bauten entdeckt
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Beim „Treffpunkt Wald" im Forstrevier Dreilinden wurden zahlreiche historische Bauten entdeckt Kleinmachnow - Das Waldstück rund um das einst für Waldhüter erbaute Landgut Eule wird im Rahmen eines ABM-Projektes aufgeräumt und mit Gehwegen ausgestattet. 70 Arbeitskräfte, so der Dreilindener Revierförster Heinrich Kiso, werden das Areal zu einem Ausflugsgebiet herrichten. Manche Mauerreste aus der Zeit des Kanalbaus werden aber bleiben. Der Bau des Teltowkanals vor fast 100 Jahre veränderte die Landschaft. Als bedeutsamer Transportweg formte er im weiten Umland ein neues Wirtschaftsgefüge. Es kamen Produktionsbetriebe, die in der Ackerbürgerstadt Teltow das Industriezeitalter einläuteten. In Kleinmachnow entstand ein Seemannsheim, ein Stück weiter nahe Dreilinden etablierte sich die Neubabelsberger „Centralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen GmbH (CWTU)". Der Chemiker Max von Duttenhofer hatte sie 1898 zur Entwicklung und Anwendung von Sprengstoffen, von Patronen- und Geschosshülsen, von Handfeuer- und Artilleriewaffen gegründet. Bis 1902 entstand im Waldstreifen neben dem Landgut „Eule“ nach Plänen des königlichen Baurates Astfalk eine Vielzahl von Baulichkeiten, in denen schließlich 22 Ingenieure und Chemiker sowie 110 sonstige Beamte und Arbeiter tätig waren. Davon künden heute nur noch Mauereste. Sie waren dieser Tage das Ziel einer Wanderung mit dem Zehlendorfer Verein „Kultur und Geschichte". Die Anregung dazu kam durch die Aktion „Treffpunkt Wald“ der Berliner Forsten, eingeladen hatte der BUND Berlin-Südwest, der dafür einen versierten Wegbegleiter fand: Peter Ernst aus Kienwerder, Naturschutzbeauftragter und Heimatforscher aus Passion. Mit seiner Sachkunde und mit vielen Plan-Dokumenten sorgte er für einen lehr- und erlebnisreichen Ausflug in die Geschichte des Gebietes zwischen Albrechts Teerofen und Kohlhasenbrück, das von einer zerklüfteten Grenze geprägt ist. Die meisten der bis 1902 entstanden Bauten der „Centralstelle“ lagen auf dem Territorium des Landkreises Teltow: Verwaltungsgebäude, Labors, Maschinenhalle. Nur drei Gebäude standen auf Berliner Gebiet. Weil sich die CWTU ein ausgesprochener Rüstungsbetrieb war, musste der Betrieb mit dem Kriegsende 1918 seine Pforten schließen. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft übernahm das ganze Areal und schuf das Institut für Metallforschung, ab 1933 richtete hier die Technische Universität Berlin-Charlottenburg das Hochspannungsinstitut Neubabelsberg ein. Aber die Landfläche blieb weiter beim Kreis Teltow und gehörte damit nach dem zweiten Weltkrieg zur sowjetischen Besatzungszone. Sehr bald rückte die Rote Armee mit Sprengkommandos an, die aus dem Gebäudeensemble einen Trümmerberg machten. Geblieben ist ein großer Turm mit einem seltenen achteckigen Dach. Entstanden ist er auf dem Mauerwerk einer kleinen Kirche, in der sich zuvor die Jagdgesellschaften der Kleinmachnower Gutsherren von Hake trafen. Vor einiger Zeit sollte daraus eine Waldschule werden. Aber dafür fehlte das Geld. Für Peter Ernst ist es eine Baulichkeit von hohem Denkmalwert. Seine Forderung, dass die Denkmalbehörden tätig werden sollten, fand bei der Wandergruppe volle Zustimmung. So wollte auch BUND-Sprecherin Evelyn Kersten die Exkursion verstanden sehen. „Wir haben viele Jahre für die Wahrnehmung dieses Geländes aufgebracht", meinte sie. Durch Mauer und Grenzstreifen war es lange ein Niemannsland. Auch der in den 1980er Jahren vollzogene Gebietsaustausch zwischen Ost und West, der zugleich die Wüste Mark betraf, hatte daran nichts geändert. Nicht nur Peter Ernst ist froh, dass sich nun wieder eine erlebnisreiche, grüne Verbindung in der Parforceheide entwickelt. G. Jopke
G. Jopke
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