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Potsdam-Mittelmark: Landkreis am Limit

Asylbewerberheime überfüllt, Landratsamt sucht dringend Notunterkünfte. Noch am Dienstag klang das vom Landrat anders

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Bad Belzig - Notruf aus dem Landratsamt: „Der Landkreis ist bei der Unterbringung von Asylbewerbern am Limit.“ Jetzt gehe es nur noch darum, Hunderte Flüchtlinge irgendwo warm und trocken unterzubekommen, heißt es in einer Pressemitteilung aus Bad Belzig vom Mittwoch. Derzeit würden mehrere Objekte zur Nutzung als Übergangswohnheim geprüft, aber das koste bei wöchentlich 100 Flüchtlingen, die aus der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt eintreffen, zu viel Zeit. Dringend werde deshalb nach privaten Notunterkünften gesucht.

Noch beim Asylgipfel der Landesregierung mit kommunalen Spitzenverbänden am Dienstag hatte das anders geklungen. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hatte sich dort in seiner Funktion als Präsident des Landkreistages erfreut gezeigt, dass die Flüchtlingskrise auf Landes- wie auf kommunaler Ebene „fast identisch“ beurteilt werde. „Viele der Menschen, die zu uns kommen, werden dauerhaft bleiben, und darauf muss man reagieren“, sagte Blasig in Potsdam. Die Verbände hätten in der Ministerrunde „durchaus eine gewisse Besorgnis“ vorgebracht, „aber keinesfalls, dass wir den Kopf nicht mehr über Wasser haben“, fügte Blasig hinzu. „Die Situation ist angespannt, wir sind angespannt, wir sind aber weder überspannt noch überfordert.“

Andere Töne gestern aus der Pressestelle des Landratsamtes: Nach den neuesten Zahlen rechne man in diesem Jahr mit einer Aufnahme von mehr als 2000 Asylbewerbern. Die Übergangswohnheime sind überfüllt, der Platz werde zurzeit verdichtet, die zustehenden sechs Quadratmeter pro Bewohner könnten nicht mehr eingehalten werden. Momentan würden zwar weitere Grundstücke und Objekte für die Unterbringung geprüft und vorbereitet, so in Seddiner See. Kloster Lehnin wolle demnächst ein Angebot für 200 Plätze in der Damsdorfer Kaserne unterbreiten. Doch: „Die Prüfung von Objekten nimmt viel Zeit in Anspruch. So sind Brandschutz, Eigentumsverhältnisse, Umnutzungen und viele andere Dinge zu klären.“

Ist diese Checkliste abgearbeitet, stelle sich oft heraus, dass sich das geplante Objekt nicht eignet, so beispielsweise eine Produktionshalle mit Bürogebäude in Ziesar, die erst durch langfristige Investitionen umgenutzt werden kann. „Damit wird es für den Landkreis immer problematischer, die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen termingerecht zu organisieren. Deshalb ist die Kreisverwaltung weiter auf der Suche nach Unterkünften, in erster Linie Notunterkünften, mit der Prämisse warm und trocken!“

Auf der heutigen Tagesordnung des Kreistages soll ein Förderprogramm für Wohnungseigentümer beschlossen werden, das die Möglichkeit eröffnet, Zimmer befristet für Flüchtlinge oder Asylbewerber mit Aufenthaltsstatus herzurichten. Mit sofortiger Wirkung hat der Landkreis auch eine Mailadresse für Angebote von Privaten oder anderen Anbietern von Wohnungen oder Unterkünften eingerichtet: asyl@potsdam-mittelmark.de. Im Netz unter potsdam-mittelmark.de gibt es Online-Formulare, um Mietangebote zu übermitteln. „Mehrere Mitarbeiter des Fachbereiches 5 haben auf diese E-Mail Zugriff, sodass der reibungslose Informationsfluss gesichert ist“, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. Die telefonische Erreichbarkeit im Landratsamt sei durch Vor-Ort-Termine allerdings stark eingeschränkt.

Auf der Internetseite des Landkreises sind auch alle aktuellen Hilfsangebote veröffentlicht. Derzeit seien die Übergangseinrichtungen allerdings stark mit der Unterbringung der Asylbewerber beschäftigt und können kaum auf alle Angebote eingehen, die von privaten Initiativen ausgehen. Dringend benötigt würden Winterbekleidung, Nachtwäsche und Freizeitbekleidung, Hosen, Pullover, Jacken, festes Schuhwerk, Fahrradständer, Bänke und Geldspenden.

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