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Aus dem Hotel in Michendorf soll vorerst doch keine Flüchtlingsunterkunft werden.

© A. Klaer

Geplante Flüchtlingsunterkunft in Michendorf: Landkreis gibt Asyl-Hotel vorerst auf

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark verfolgt erst einmal die Pläne nicht weiter, in dem Hotel "Sens Convent" in Michendorf eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. Grund dafür ist ein Streit zwischen dem Insolvenzverwalter und dem gekündigten Hotelpächter.

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Michendorf - Wende im Michendorfer Hotelstreit: Landrat Wolfgang Blasig (SPD) wird die Pläne für die Einrichtung eines Asylbewerberheims im „Sens Convent“ zunächst nicht weiterverfolgen. „Wir werden uns in dieser Frage nicht instrumentalisieren lassen“, so Blasig gestern in einer Pressemitteilung. Vielmehr wolle man abwarten, bis im Streit zwischen dem Insolvenzverwalter und dem für die Asylheimpläne gekündigten Hotelpächter „klare Verhältnisse“ herrschen.

Blasig zeigte sich entsetzt, dass der Landkreis dafür verantwortlich gemacht werden soll, dass in Michendorf 35 Arbeitsplätze vernichtet werden. Insolvenzen und daraus entstehende Konsequenzen auf den Landkreis abzuwälzen, sei „jenseits des guten Geschmacks“. Wie berichtet ist der Ex-Eigentümer des Hotels, der Düsseldorfer „Medico Fonds 41“, seit März pleite. Währenddessen hat sich das von der „Sens Convent Michendorf GmbH“ unter dem Geschäftsführer Karsten Dreger gepachtete Hotel in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Dennoch hatte der „Medico“-Insolvenzverwalter dem Pächter wegen angeblicher Zahlungsrückstände gekündigt und den Hotelstandort an die Kölner „Markus Mertens Vermögensverwaltungsgesellschaft“ verkauft.

Der Hotelpächter reagierte überrascht

Die wiederum hatte das Haus mit 125 Zimmern dem Kreis ab 1. Januar als Asylheim verpachtet. Hotelpächter Dreger wurde davon völlig überrascht und kündigte an, mit seinem Anwalt gegen die Kündigung des Pachtvertrages vorzugehen.35 Arbeitsplätze und ein sich gerade etablierender Hotelstandort würden durch die Pläne zunichte gemacht, Zahlungsrückstände bestreitet er.

Landrat Blasig sagte gestern, der Landkreis sei bei der Suche nach Unterkünften ohne Absicht in eine schwierige juristische und menschliche Konfrontation geraten. Für „Grabenkämpfe“ stehe man nicht zur Verfügung. Im Übrigen würden aber auch Unternehmen eine Mitverantwortung bei der Lösung der nationalen Aufgabe tragen, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, zitierte er Kanzlerin Merkel.

Bis zu 3000 Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark

Indirekt entschuldigte sich das Landratsamt für die entstandene Situation: War man zuletzt davon ausgegangen, in diesem Jahr 2000 Flüchtlinge aufzunehmen, sei gestern von Seiten des Landes mitgeteilt worden, dass es bis zu 3000 werden könnten, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. „Mit der neuen Zahl verschärft sich für die Kreisverwaltung die Situation der Unterbringung der Flüchtlinge noch einmal, obwohl schon jetzt keine Kapazitäten mehr vorhanden sind.“ Die Zwangslage erlaube es dem Landkreis auch nicht mehr, mögliche Standorte einer intensiveren Prüfung zu unterziehen, als es im normalen Verwaltungsgeschäft üblich wäre. Rund 1500 Flüchtlinge sind bislang eingetroffen.

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) versucht derweil, zwischen dem neuen Hoteleigentümer und „Sens Convent“ zu vermitteln. Die Nachricht, dass 250 Flüchtlinge im Hotel untergebracht werden sollen, habe besonders bei den Hotelbeschäftigten für Unruhe gesorgt. „Es darf auf keinen Fall passieren, dass die Aufnahme von Flüchtlingen Schaden in der Gemeinde Michendorf verursacht“, so der Bürgermeister.

Willkommenskultur in Michendorf

Die Notunterbringung von 150 Flüchtlingen im Sommer in einer Michendorfer Turnhalle habe gezeigt, dass eine Willkommenskultur in Michendorf gelebt werde, sagte Mirbach. Kreissprecher Schwinzert hofft, dass sich die Michendorfer trotz des Hotelstreits nicht davon abbringen lassen, sich Asylsuchenden gegenüber so aufgeschlossen wie bisher zu zeigen. 

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