Potsdam-Mittelmark: Landkreis vorerst ohne Integrationsbeauftragten Neben der Bewerberflut gibt es ein zweites Problem
Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis steht vorerst ohne Integrations- und Gleichstellungsbeauftragten da. Nicht etwa, weil es zu wenige, sondern zu viele Bewerbungen auf die Stelle gibt: Von der Zahl von 100 Interessenten sei man völlig überrollt worden, hieß es gestern aus dem Landratsamt.
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Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis steht vorerst ohne Integrations- und Gleichstellungsbeauftragten da. Nicht etwa, weil es zu wenige, sondern zu viele Bewerbungen auf die Stelle gibt: Von der Zahl von 100 Interessenten sei man völlig überrollt worden, hieß es gestern aus dem Landratsamt. Amtsinhaberin Ines-Angelika Lübbe geht Ende Januar in Rente, die Stelle wurde ausgeschrieben.
Das Bewerbungsverfahren ist längst nicht abgeschlossen, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) gestern den PNN. Er konnte keinen Termin benennen, wann dem Kreistag, der über die Neubesetzung entscheidet, der Favorit der Verwaltung präsentiert wird. Die mehr als 100 Bewerbungen haben die Personalabteilung fast vor eine unlösbare Aufgabe gestellt, sodass bei einer Vorauswahl „externer Sachverstand“ zu Rate gezogen wurde, so Blasig. Nach PNN-Informationen sollen jetzt die Bewerbungsgespräche beginnen.
Neben der Bewerberzahl gibt es noch ein anderes Problem: Was ein Integrationsbeauftragter leisten soll und ob dies eine volle Stelle erfordert, ist unter den Kreistagsfraktionen umstritten. Ines-Angelika Lübbe, ursprünglich nur Gleichstellungsbeauftragte, ist seit drei Jahren mit dem Behindertenbeauftragten Udo Zeller auch für Integration zuständig. Lübbe ist somit derzeit neben Themen der Gleichstellung auch Ansprechpartnerin für Asylbewerber mit einem Aufenthaltstitel, für Migranten, die in Potsdam-Mittelmark leben oder arbeiten. Auch die Akquise ausländischer Fachkräfte gehört zu ihren Aufgaben. Zeller soll übergangsweise all diese Bereiche betreuen, teilte die Kreisverwaltung gestern mit.
Die Vermengung von Gleichstellung und Integration in einer Personalstelle lehnt die Kreistagsabgeordnete Astrit Rabinowitsch (Linke) wegen des Arbeitsumfanges ab – der Bedarf bei der Integration sei zu groß. Die Links-Politikerin sieht eine latente Ausländerfeindlichkeit in der Gesellschaft und deshalb zusätzlichen Personalbedarf. In Schulen oder bei Senioren müsse besser über die Asylpolitik informiert, Kommunen auf den aktuellen Stand gebracht werden. Wie berichtet hatten die Bürgermeister von Beelitz und Teltow erst aus der Presse erfahren, dass 38 und 198 Asylbewerber in ihren Kommunen untergebracht werden sollen. Angesichts zunehmender Flüchtlingszahlen reicht der Platz im Asylberwerberheim in Bad Belzig nicht mehr aus.
Zusätzlichen Stellenbedarf sieht Rudolf Werner, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, trotzdem nicht: Die Neubesetzung von Lübbes Stelle reiche völlig aus, um die Aufgaben zu erfüllen. Landrat Blasig hält sich in dem Streit zurück: Ob der Arbeitsaufwand weitere Einstellungen rechtfertige, solle erst nach einer Bestandsaufnahme entschieden werden.
Klar sei, dass in Beelitz und Teltow Sozialarbeiter benötigt werden, die sich um die Asylbewerber kümmern, so Blasig. Dies sei aber nicht die Aufgabe eines Integrationsbeauftragten. Erst wenn die Asylbewerber den Aufenthaltstitel haben, könne die Integration beginnen.
Währenddessen sind die Ermittlungen zum Brand im künftigen Asylbewerberheim in Beelitz-Heilstätten in der Neujahrsnacht (PNN berichteten) nicht abgeschlossen. Einem fremdenfeindlichen Hintergrund will die Polizei weder bejahen noch ausschließen. Ermittler des Staatsschutzes waren am Dienstag erneut vor Ort, sie haben sich noch nicht auf ein Motiv festgelegt. Ingmar Höfgen
Ingmar Höfgen
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