Potsdam-Mittelmark: Ländlicher Anschauungsunterricht
Politik, Marketing und Klimawandel – facettenreiche Landpartie auf dem Spargelhof Syring
Stand:
Beelitz·Zauchwitz - Die „Streusandbüchse“ der Mark war für die Landwirte schon immer eine Herausforderung. Angesichts eines drohenden Klimawandels treffe das erst recht zu, meinten einige Vertreter landwirtschaftlicher Betriebe, die am Samstag an der Eröffnung der 13. Brandenburger Landpartie auf dem Spargelhof Syring in Zauchwitz teilnahmen. Auf extreme Wetterlagen müsse sich die Landwirtschaft eben einstellen, hieß es.
Dass einige Pflanzenarten unter Trockenheit versagen würden, hänge auch mit den extrem sandigen Böden zusammen, die Wasser kaum speichern könnten. Auffällig sei das besonders bei Getreide. Zur Zeit sehe man deshalb auf den Feldern ringsum, dass einige Pflanzen teilweise schon reifer sind als andere Halme, die noch grün sind, weil das Saatgut erst nach der jüngsten Regenperiode ausgeschlagen habe. „So etwas kann man nur schwer ernten“, meinte ein Landwirt.
Anders sieht es in diesem Jahr beim Spargel aus, mit dessen Ernte aufgrund der günstigen Witterung schon früher begonnen werden konnte, wie Betriebsinhaber Karl-Ludwig Syring berichtete. Allerdings sei nunmehr der Preis das Problem, denn die Produktion sei teuer. Zwar gibt es Sortierbänder, Kühlanlagen und auch einen Spargelschälautomaten in seinem Betrieb, aber Handgriffe seien trotzdem noch nötig. Leider hätten es viele erfahrene Arbeitskräfte aus dem Nachbarland Polen vorgezogen, nordwärts nach Großbritanien und in die skandinavischen Länder zu ziehen, weil da mehr gezahlt werde. Dort würde man sie nicht nur als Saisonkräfte anheuern, sondern ihnen auch längerfristige Jobs in ihren erlernten Berufen anbieten. Von dem einstigen Stamm dieser Saisonarbeiter kämen nur noch 30 Prozent. Und die neuen Kräfte, meist aus den Balkanländern, müssten erst angelernt werden. Denen fehle einfach noch die Routine, meint Syring.
Dafür jedoch deutsche Arbeitskräfte einzustellen, wie es die „Eckpunkte-Regelung“ von Arbeitsminister Franz Müntefering fordert, scheitere gleich an mehreren Hürden. So sei nicht nur der Papierkram zu aufwändig, den die Arbeitsagenturen abfordern. Auch die nötigen Vereinbarungen mit den Krankenkassen würden viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Landwirte stimmten überein, dass dieser Aufwand für meist nur sechs Wochen Arbeit zu hoch sei. Unflexibel seien aber auch die deutschen Arbeitskräfte selbst, die Arbeiten in den frühen Morgenstunden aus vielerlei Gründen ablehnen würden. Außerdem sei die Ernte zumeist von äußeren Einflüssen abhängig, da müsse man schnell reagieren können. Langzeitarbeitslose seien dafür oftmals zu langsam, sie bräuchten längere Einarbeitungszeiten. Welche Fingerfertigkeiten allein beim Sortieren am Band gefragt sind, davon konnten sich Besucher der Landpartie selbst überzeugen. Schon beim Zuschauen wurde klar: dieses Tempo muss erst einmal trainiert werden.
Dass Landwirte ihre Höfe für solche Einblicke öffnen, wertete Landrat Lothar Koch am Samstag als wichtigen Marketingbeitrag. Denn Besucher würden so nicht nur die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft erleben, sondern auch mehr Vertrauen zum Produkt erhalten. Das beeinflusse ihr Kaufverhalten, dem nun auch größere Handelsketten Rechnung tragen würden. Hoffnungsfroh stimme ihn diese erfolgreiche Vermarktung auch für die Zukunft, so Koch. K.Graulich
K.Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: