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Potsdam-Mittelmark: Landrat sieht schon die fünf vor dem Komma

Arbeitslosenquote ist 2013 auf 6,8 Prozent gesunken. Fast jeder dritte Alg-II-Empfänger ist Aufstocker

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Bad Belzig - Nachdem die Jobagentur Maia ihren Jahresbericht veröffentlicht hat, hält Landrat Wolfgang Blasig (SPD) die Vollbeschäftigung im Landkreis für möglich. „Ich bin mir sicher, dass wir in diesem Jahr die fünf vor dem Komma schaffen“, sagte Blasig gestern in einem Pressegespräch. Potsdam-Mittelmark habe Reserven, die auch eine Arbeitslosenquote von vier Prozent möglich erscheinen ließen. Vollbeschäftigung liegt vor, wenn es mehr offene Stellen gibt als Bürger, die Arbeit suchen. In der Wirtschaftswissenschaft wird davon ausgegangen, dass das bei einer Quote von zwei bis vier Prozent erreicht ist. „Wenn wir unsere Reserven ausschöpfen, schaffen wir das“, so der Landrat.

Bis zur Vollbeschäftigung sei noch „ein Stück Weges zu gehen“, dämpft Maia-Chef Bernd Schade die Erwartungen. Immerhin sei man dem Ziel im vorigen Jahr etwas näher gekommen. Mit einer Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent habe der Landkreis leicht unter dem Bundesdurchschnitt gelegen. Die Zahl sei seit acht Jahren kontinuierlich gesunken, im vorigen Jahr lag sie bei 6,9 Prozent. „Es sieht tatsächlich so aus, als wenn sich dieser positive Trend in diesem Jahr beschleunigt“, sagte Schade. Im Mai sei mit 6,1 Prozent der niedrigste Maiwert seit sieben Jahren erfasst worden. Die älter werdende Bevölkerung unterstütze die Tendenz ein wenig. „Ein Teil der Leute geht natürlich auch in Rente.“ Die Entwicklung sei aber nicht nur der demografischen Wende zu verdanken. Es gebe tatsächlich mehr Arbeit in der Region.

Sämtliche Kennzahlen der Agentur hätten sich im vergangenen Jahr positiv entwickelt, so Schade. So sei die Zahl von Personen in Bedarfsgemeinschaften auf 11393 gesunken, das sind fast 3000 weniger als im Jahr 2009. Positiv hat sich laut Schade auch die „Integrationsquote“ entwickelt: 27,1 Prozent der Leistungsberechtigten hat eine Arbeit aufgenommen, fast zwei Drittel davon eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Die Zahl junger Erwerbsloser unter 25 Jahren hat sich laut Maia-Statistik auf 279 verringert, im Vorjahr waren es 336.

Fast jeder dritte Alg-II-Empfänger ist ein sogenannter Aufstocker und kann von seinem Arbeitseinkommen nicht leben. Auch wenn das „gesellschaftspolitisch fragwürdig“ sei, findet es Schade erfreulich, dass ein so hoher Anteil der Leistungsberechtigten tatsächlich Arbeit hat. „Sie erhalten damit ihre Arbeitsfähigkeit und haben deutlich höhere Chance auf eine höher entlohnte Beschäftigung.“ Außerdem würden sie zumindest einen Teil ihres Lebensunterhalts selbst bestreiten. 62,3 Millionen Euro an Sozialleistungen wurden im vorigen Jahr vom Jobcenter ausgezahlt.

Die Beobachtung vieler deutscher Sozialgerichte, dass die Klagewelle gegen Hartz IV ungebrochen ist, habe sich bei der Maia nicht bestätigt, sagte Schade. 364 Bescheide des Jobcenters seien im vorigen Jahr beklagt worden, im Vorjahr waren es noch 416. Die Hälfte der verhandelten Fälle seien zugunsten der Leistungsberechtigten ausgegangen. Laut Schade würden vor dem Richter oft Sachverhalte dargelegt, die bei der Antragsstellung noch nicht klar waren. Henry Klix

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