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Von Kirsten Graulich: Landschaftliche Appetithäppchen

Barocke Spuren: Entdeckungen beim Gartenfest im Schlosspark Caputh

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Caputh - Herrschaftliche Kutschen rollten einst über die Lindenstraße bis vor das Schloss Caputh. „Diese Allee, die bis in den Park hineinführte, bildete im Dunstkreis des barocken Schlosses das Willkommen für die Gäste“, erzählte Gerd Schurig gestern rund 50 Besuchern, die sich von ihm durch den sonnendurchfluteten Schlosspark führen ließen. Eingeladen hatte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu einem Gartenfest für die ganze Familie in den kurfürstlich-königlichen Landsitz an der Havel. Schon vom Tor aus, etwas verdeckt durch Bäume, ist der Barockbau zu sehen. Zu diesem Ziel führen zwei geschwungene Wege, ein typischer Verweis auf den preußischen Gartenkünstler und Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné. Charakteristisch sind für seine Landschaftsgestaltungen die vielfältigen Sichtachsen, mit denen Park und Bauwerke wirkungsvoll in Szene gesetzt werden. Der Blick vom Schloss zeigt eine Parkanlage mit verschlungenen Wegen, die in Schleifen verlaufen und die Form eines Kleeblattes bilden.

Schon im 16. Jahrhundert ließ Kurfürstin Katharina den Garten ihrer Sommerresidenz als Musterwirtschaft mit Gutshof, Karpfenteich, Obstgarten und Weinberg anlegen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Schloss und Garten zerstört. Der kurfürstliche Quartiermeister Philip de la Chieze baute das Schloss und den terrassierten barocken Garten wieder auf. 1820 kam das Kavalierhaus hinzu und nach Plänen Lennés wurde der Garten umgestaltet. Barocke Formen sind daher im Park nicht mehr zu finden, nur im Bereich der Schlossterrasse lassen sich noch Spuren von Mosaiken aus Findlingen und Ziegeln erkennen. Verschwunden ist auch eine Mauer, auf der einst 72 Skulpturen standen. Auf der Terrasse erleben Besucher den sogenannten „Regentenblick“ auf den Templiner See, über den weiße Segelzipfel schweben, umrahmt von Baumgrün. Im Uferbereich des Gartens stehen noch einige Baumveteranen, die aus der Barockzeit stammen. Darunter Linden und Pyramidenpappeln mit der typischen kegelförmigen Krone. Ihre durchschnittliche Wuchshöhe beträgt 30 Meter, ebenso lang sind ihre flachen Wurzeln. Es sei mühsam gewesen den alten Baumbestand zu retten, berichtete Schurig, der als Kustos für Gartendenkmalpflege seit 1994 an der Wiederherstellung der Anlage mitwirkte. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderte der Park zunehmend. Und als ein Teltower Werk für Elektronik Ende der 1980er Jahre auf dem Areal ein Tagungszentrum errichten wollte, nahmen die Bauleute wenig Rücksicht auf Bäume. Da wurden Nägel in Stämme eingeschlagen und Baumaterial im Wurzelbereich gelagert. Als 1994 die Stiftung Schloss und Park übernahm, mussten erst einmal die Wunden an den Bäumen behandelt werden. „Wir haben hier richtig Baumchirurgie betrieben“, sagt Schurig. Zuerst entfernten er und seine Kollegen die festgenagelten Hütten und glätteten Wundränder. Boden wurde ausgetauscht, Dünger verabreicht und regelmäßig gewässert.

Mühe bereitete es auch, die alten Wege zu finden. Manchmal halfen nur archäologische Suchgrabungen weiter. Als endlich das Wegenetz erkennbar war, ließ dieses Gerüst auch Rückschlüsse auf die markanten Stellen zu, an denen seinerzeit Sitzbänke standen. Neben dem Eingang an der linken Uferbucht steht jetzt eine Bank, von der Besucher fächerartig die Landschaft erleben können mit Blick auf Wasser, Kavalierhaus, Schloss und Obstwiese. Schurig nennt sie „Appetithäppchen, die zum Spazieren einladen“. Auf den Geschmack kamen einige Besucher auch beim Naschen auf der Obstwiese. Eine Entdeckung war die Kornellkirsche, ein „Fitmacher“, der im Frühjahr gelb blüht, ohne Blätter.

Kirsten Graulich

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