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Potsdam-Mittelmark: Landwirte fordern fairen Milchpreis

Kreisbauernverband tagte in Beelitz / Alternative Energieerzeugung als Chance und Problem

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Potsdam-Mittelmark - Fast 300 Landwirte haben sich zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark in Beelitz getroffen. Wie in einem Pressegespräch betont wurde, sei zur Zeit das Thema der Milchpreise für die Erzeuger hochbrisant und für viele Bauern existenziell. Während man Ackerfläche bei zu niedrigen Abnahmepreisen der Frucht stilllegen oder anderweitig nutzen könne – was teilweise durch entsprechende Ausgleichszahlungen sogar subventioniert werde – müssten die hohen Investitionen einer Milchstallanlage durch laufende Produktion abbezahlt werden.

Etwa 15 Jahre benötige ein gut gehendes Unternehmen zur Refinanzierung einer Melk- und Stallanlage, hieß es. Wenn die Großmolkereien diese Abhängigkeit der Bauern ausnutzen, werde es für Betriebe, die nicht ein zweites oder drittes Standbein in anderen Branchen besitzen, eng. Deshalb fordern die Landwirte Mindestpreisfestlegungen und die Abkehr von der Unsitte der Handelsketten, Milch unter dem Erzeugerpreis anzubieten und damit die Ware Milch auch moralisch zu entwerten.

Karl-Heinz Großkopf, Referatsleiter im Ministerium für Landwirtschaft, erklärte jedoch, es gebe wenig Möglichkeiten, administrativ in die Selbstregulative des Marktes einzugreifen. Das gelte auch für die immer wieder gestellte Frage nach dem Sinn weiter Transportwege von Milch und anderen Lebensmitteln zu Verarbeitungs- oder Veredlungsbetrieben, die aus wirtschaftlichen Zwängen immer mehr konzentriert werden. Ähnlich sehe es bei den europaweiten Tiertransporten aus.

Ein weiteres wichtiges Thema beim Kreisbauernverband war die Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen. Während sich die Landwirte freuen, dass durch die Biokraftstoffherstellung und Biogaserzeugung zur Zeit die Preise bestimmter Kulturen enorm anziehen, sei eine Verknappung der auch für die Tierfütterung genutzten Produkten für die Fleischproduzenten fatal. Denn ein Schwein werde dadurch jetzt in der Aufzucht viel teuerer, der Fleischpreis könne aber durch die Marktlage nicht entsprechend gestaltet werden, hieß es auf der Mitgliederversammlung. Hier wären die Biologen gefragt, für die Energiegewinnung neue, eventuell für diesen Verwendungszweck optimalere Pflanzen zu züchten. Das sei wichtig auch im Hinblick auf den moralischen Aspekt, dass zur Zeit Getreide, eine über Jahrtausende herangezüchtete Kulturpflanze, zur Energiegewinnung verbrannt werde, während Mensch und Tier weltweit nicht genügend Nahrung haben.

Andererseits beseitige die neue Zielsetzung der EU, 20 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland bis 2020 durch erneuerbare Träger zu substituieren, den bisher amoralischen Zustand, gute und ertragreiche Böden durch Stilllegungsprämien ungenutzt liegen zu lassen, wie der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Wolfgang Preuß, voraussagt: In Zukunft werde wieder jeder Quadratmeter nutzbarer landwirtschaftlicher Fläche gebraucht: Eine für die Landwirte erfreuliche Entwicklung.RS

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