zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Längst Verlorenes wieder hergestellt

Erfolgreiche Jahresbilanz zur Altbausanierung in Werder / Drei Beispiele aus der Inselstadt

Stand:

Erfolgreiche Jahresbilanz zur Altbausanierung in Werder / Drei Beispiele aus der Inselstadt Von Klaus-P. Anders Werder. „Der Anlass ist zunächst ein freudiger - aber wir wollen ganz bewusst auf das riesige Problem der Altstadtsanierung aufmerksam machen“, so stimmte Bürgermeister Werner Große die geladene Presse auf den Rundgang durch Werders Inselstadt ein. Was dann Diplom-Ingenieur Ute Funk vom Sanierungsträger zeigen konnte, begeisterte die Besucher und stellt sicherlich eine Zierde für die wiedererstehende Altstadt dar. Aber unüberhörbar klangen auch die Bedenken und Sorgen an, die alle Beteiligten bei diesen realisierten - aber vor allem: den noch nicht begonnenen - Bauvorhaben umtreiben. Nur 1,16 Millionen Euro stand 2003 an Förderungszuschuss für das 54 Hektar große Gebiet zur Verfügung. Damit wurden etwa 10 Objekte teilfinanziert, das heißt, die bewilligten Baumaßnahmen wurden jeweils mit 40 Prozent der Kosten für die Hüllensanierung unterstützt. Da diese Summe aber im Verhältnis zu den tatsächlich durch die Bautätigkeit notwendigen Mitteln bei weitem nicht ausreicht, wurden in diesem Jahr schon weitestgehend die Mittel für 2004 „verplant“. Das heißt, dass die anspruchsberechtigten Bauherren zwar eine Zusage zur Förderung erhalten, aber selbst in Vorleistung gehen müssen in der Hoffnung, die ihnen versprochenen Zuschüsse auch tatsächlich zu bekommen. Durch die notwendigen Zwischenkredite verteuern sich jedoch für die Eigentümer die ohnehin nicht billigen Rekonstruktionsmaßnahmen. Vor wenigen Jahren abbruchreif Benito Grille, Miteigentümer des Hauses Fischerstraße 1 und praktischerweise auch selbst Architekt, stellte stolz sein fast fertiges Anwesen vor: Durch die ausstehenden Gelder musste die Rekonstruktion der Garten-Remise zurückgestellt werden, „das Haupthaus entstand bisher mit Blut, Schweiß und Tränen“, erläutert er. Was sich jedoch mehr auf den Eigenanteil der Arbeiten beziehen sollte als auf die Kreditbeschaffung; und die Tränen seien Freudentränen nach Bilanz des Erreichten gewesen, wie er relativierte. Immerhin entstand das Haus aus der vorigen Jahrhundertwende, zu DDR-Zeiten völlig vernachlässigt und vor wenigen Jahren abbruchreif, bis auf kleine Zugeständnisse an heutige Erfordernisse mit einem Aufwand von über 220000 Euro wieder im wahrscheinlich ursprünglichen Zustand. Die Gestaltungssatzung für die Inselstadt setzt strenge Maßstäbe: „Wenn etwas gebaut oder rekonstruiert wird, haben sich die Bauherren strikt daran zu halten“, erläutert Ute Funk von der Gesellschaft zur behutsamen Stadterneuerung. Vielleicht trauen sich Einheimische, mit weniger Kapital ausgestattet, deshalb so schwer an den Umbau ihrer alten Häuser, die eben doch den Anblick mancher wunderschön wiedererstandenen Ecken durch ihr tristes oder verwahrlostes Aussehen vorläufig noch schmälern. Erfreulich dann aber wieder der Anblick des Hauses Mühlenstraße 6, das mit einem Bau- und Förderantrag aus dem Jahr 2000 nun auch „wiedererstanden“ ist. Mit dem Abriss alter Bausünden, Rückbau und Veränderung auch im Innern, ist die Außengestaltung im Stil der alten Fischerhäuser mustergültig. Liebevoll wurden längst verlorene Elemente, wie die Fensterläden, Dachrinnen und einfache Putzteile wieder hergestellt. Hinter dem Vorderhaus, das jetzt zwei zweistöckige Wohnungen beinhaltet, entstanden anstelle alter Schuppen- und Hofgebäude wunderschöne Anbauten in modernem Stil, die teils gewerblich genutzt werden und so das Objekt finanzieren helfen. Die Tour endete vor der Bockwindmühle, wo Petra Schmieder im Haus Am Mühlenberg 10 nun ihr Geschäft „andermühle“ betreibt. Hier wurde durch kompetente Bauleute das Wunder vollbracht, das völlig verrottete Anwesen in nur 4 Monaten zu sanieren. Trotz weiser Vorplanungen traten auch hier jene „Überraschungen“ auf, die bei fast jeder Altbausanierung obligat sind: Defekte Dichtsperren, Schwamm in Haus und Gebälk, zerbröselnde Fugen und, und, und. Wie aber aus diesem maroden Anwesen samt einer Remise, die quasi nur noch aus zusammenfallenden Mauern bestand, dieser gemütliche Laden mit Nebenräumen, kleinem Hof und einer idyllischen Ferienwohnung im Obergeschoss entstanden, ringt selbst den Fachleuten höchste Komplimente ab. Viele Objekte, teils auch größeren Umfanges, wie zum Beispiel der „Alte Fritz“ - in Vorzeiten Gaststätte und zu DDR-Zeiten viel strapaziertes Wohnheim der GPG - suchen noch potente Investoren. Trotz schwieriger Finanzlage der Stadt und der Höhe des Sanierungsaufwandes lohnen sich in der nicht nur zur Baumblüte prosperierenden Stadt solche Investitionen jedenfalls, wie diese und andere Zeugen erfolgreicher Arbeit belegen. Treffend hieß es deshalb mit einem aus der Werbung bekannten Spruch: „Es gibt viel zu tun, packen wir''s an!“

Klaus-P. Anders

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })