zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Latentes Misstrauen

In Stahnsdorf wird über die Zukunft diskutiert

Stand:

Stahnsdorf - Stahnsdorfs Gemeindevertreter Harald Mushack (Linke.PDS) ist um einen sachlichen Dialog bemüht. Sowohl im Internet als auch bei den Gesprächsrunden der neuen Arbeitsgruppe, die sich am Montag im Gemeindezentrum in der Annastraße traf. Etwa 20 interessierte Bürger waren gekommen, um gemeinsam über ein Stahnsdorfer Leitbild für die nächsten 20 Jahre nachzudenken. Anlass ist der Flächennutzungsplan, den die Gemeinde in diesem Jahr erarbeiten will. Und so stellt es sich Einwohner Hans-Joachim Pfaff vor: „Stahnsdorf sollte ein Ort sein, der sich ökologisch entwickelt hat und nicht von achtspurigen Autobahnen umzingelt wird“.

Weitere Siedlungsflächen auszuweisen, lehnten alle in der Runde ab. Stattdessen sollten Lücken bebaut werden. Allerdings nicht so dicht wie an der Bahnhof-/Ecke Fasanenstraße, mahnte ein Anwohner und berichtete, dass dort, wo früher einmal 40 Bäume standen, nun neun Häuser gebaut wurden. Die stünden ganz dicht beieinander, weil die „Grundstücke so groß wie Untertassen sind“. Wohnen im Grünen könne man das nicht mehr nennen und längst stimme auch der Slogan von der Gartenstadt Stahnsdorf nicht mehr.

Bert von Heydebreck von der Arbeitsgemeinschaft Verkehrskonzepte spannte dann den Bogen vom brasilianischen Regenwald bis zur Energiekrise, um festzustellen: „In 20 Jahren brauchen wir kein russisches Gas mehr“. Dann sei der Ort „energieautark“ dank Windkraft und Sonnenenergie. Doch solche Themen wurden nur angeschnitten, andere wie Verkehr, Lärm, Tourismus und Kanalaue nur benannt. Einzig ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch die zweistündige Diskussion: das latente Misstrauen gegenüber der Verwaltung. Denn vermutet wird, dass längst Entscheidungen zum Flächennutzungsplan gefällt wurden, während die Bürger noch diskutieren. Eine Stahnsdorfer Erklärung soll nun Zeichen setzen, um für das Projekt zu werben.

Ganz so harmonisch wie sich die Diskussion im Gemeindezentrum gestaltet, findet sie im Internet nicht statt. Anfang Februar stellten einige Bürger und Gemeindevertreter auf der Website der freien Enzyklopädie Wikipedia schon mal vorab einen Entwurf des Flächennutzungsplans ins Netz. Zu finden ist dieser dort per Stichwort „Stahnsdorf“, wo unter dem Punkt „Flächennutzungsplan“ ein Link zu einem Diskussionsforum führt, das Beiträge und Vorschläge zur künftigen Entwicklung Stahnsdorfs sammelt. Schon jetzt offenbaren die Beiträge recht unterschiedliche Ansichten. Während ein Diskussionsteilnehmer anregt, künftige Bauvorhaben auf die drei Orte Schenkenhorst, Sputendorf und Güterfelde zu verteilen, weil da mehr Platz sei, widerspricht ein anderer und meint, der öffentliche Nahverkehr reiche dafür nicht aus. „Deshalb ist es verantwortlicher, dort zu bauen, wo es Schulen, Arbeit und öffentliche Transportmittel schon gibt“, so der Schreiber. Daneben prallen manche Meinungen im Forum so hart aufeinander, dass der Ton verletzend ist und eine hohe Diskussionsbeteiligung eher blockiert. K.Graulich

K.Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })