Potsdam-Mittelmark: Lauschangriff auf Lärm
Gemeinde Nuthetal erhofft sich durch Lärmaktionsplan Argumente für Lkw-Nachtfahrverbot
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Nuthetal - In Bergholz-Rehbrücke und den anderen Nuthetaler Ortsteilen soll analysiert werden, wo und wie sich der Lärm verteilt und welche Maßnahmen gegen mögliche Belastungen in Betracht kommen. Nach mehrfacher Diskussion im Ortsentwicklungsausschuss beschlossen die Gemeindevertreter Nuthetals vor wenigen Tagen nun doch die Aufstellung eines Lärmaktionsplanes.
Zunächst sah das Ortsparlament für eine solche Arbeit wenig Veranlassung, da sich der Lärmaktionsplan in einer ersten Stufe lediglich auf Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von täglich 16 400 Fahrzeugen beziehen soll. Dieses Kriterium erfüllt aufgrund seiner Nähe zum Berliner Autobahnring allerdings nur der Ortsteil Fahlhorst. Doch schreibt ein Bundesgesetz den Kommunen vor, einen Lärmaktionsplan bis Mitte diesen Jahres zu erstellen, weshalb nun auch in Nuthetal diese gesetzliche Pflicht erfüllt wird. Laut Bauamtsleiter Torsten Zado liegen zur Umsetzung der ersten Stufe bereits Angebote qualifizierter Büros vor. Eine von Gemeindevertretern gebildete Arbeitsgruppe will die Angebote sichten und zeitnah eine Auswahl treffen. In der Gemeindevertretersitzung im April soll über die Vergabe entschieden werden.
Wesentlich spannender und interessanter allerdings wird für Nuthetal Stufe 2 der Bundesverordnung. Darin sollen bis 2013 Lärmfaktoren an Straßen untersucht werden, auf denen täglich 8000 Fahrzeuge unterwegs sind. „Auch Einflüssen von Schienen, Betrieben und Industrieanlagen sind dann zu berücksichtigen“, so Bauamtsleiter Zado. Er schätzte die Kosten für den zweiten Teil der Studie grob auf 10 000 Euro. Sollte die Jahresabschlussrechnung für das Haushaltsjahr 2007 positiv ausfallen, wolle man sich kurzfristig diesem Teil des Lärmaktionsplans widmen. Denn die Gemeindevertreter erhoffen sich von der Untersuchung Argumente für das lange geforderte und bislang abgelehnte Lkw-Nachtfahrverbot für die Ortsdurchfahrt auf der Arthur-Scheunert-Allee und der Friedensstraße. Hier liegt die nachgewiesene Belastung bei 12 000 bis 14 000 Fahrzeugen pro Tag.
Hintergrund der geforderten Analysen ist die Europäische Umgebungslärmrichtlinie, die sich im Bundesimmissionsschutzgesetz widerspiegelt. Deshalb waren im Juni 2007 Lärmkartierungen bekannt gemacht worden, die sich am Verkehrsaufkommen der Hauptverkehrsstraßen und Haupteisenbahnstrecken orientierten. Das Karten- und Datenmaterial wird durch das Landesumweltamt Brandenburg allen betroffenen Städten und Gemeinden zur Verfügung gestellt. Es soll Handlungsgrundlage sein, „Maßnahmen zur Minderung des Umgebungslärms zu planen und umzusetzen“. Dieser Pflicht, die als Chance für die Verbesserung der Lebensqualität verstanden werden soll, haben die Kommunen in einer ersten Stufe bis zum 18. Juli mit „Lärmaktionsplänen“ nachzukommen. Eine Bürgerbeteiligung wird es für Betroffene geben. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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