Potsdam-Mittelmark: Lauter Knall mit leisen Folgen
Gasflaschen explodierten bei Brand / Feuerwehrmann erlitt bei Einsatz Verbrennungen
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Gasflaschen explodierten bei Brand / Feuerwehrmann erlitt bei Einsatz Verbrennungen Von Henry Klix Werder. Der erste Knall ließ die Werderaner in ihren Wohnzimmern aufhorchen und war sogar noch im Nordwesten Potsdams zu hören. Hunde jaulten, Türen sprangen auf und Geschirr klimperte in den Schränken. Der zweite Knall war der Alptraum eines jeden Feuerwehrmanns. Einer erlitt Verbrennungen an Gesicht und Händen. Zwei Gasflaschen waren am Mittwochabend beim Brand in der Lagerhalle einer Winterdienstfirma in der Hans-Sachs-Straße explodiert. Brandgutachter und Mitarbeiter der Kripo Werder recherchierten gestern den Hergang des Geschehens. Von der ersten Explosion aufgeschreckt waren gegen 22 Uhr einige Bewohner aus der Umgebung zur Brandstelle gelaufen. Als sie die aus dem zerstörten Asbestdach austretenden Rauchschwaden sahen, informierten sie Polizei und die Feuerwehr Werder, die sofort zur Stelle waren. Kurz nachdem Feuerwehr-Einsatzleiter Stefan Kranig (28) bei der Branderkundung die Tür der Halle öffnen wollte, geschah die Katastophe: Eine zweite Gasflasche explodierte. Ein ca. 1 mal 4 Meter großes Wandsegment aus Beton wurde vom Druck aus der Halle gesprengt. Kranig erlitt Verbrennungen zweiten Grades an der Hand und im Gesicht. Ein Mitglied vom Malteser-Rettungsdienst (29) musste sich nach dem Knall seine Ohren behandeln lassen, ist inzwischen aber wieder bei guter Gesundheit. Werders Bürgermeister Werner Große, sein 1. Beigeordneter Hartmut Schröder, Vizelandrätin Ilsemarie Schulz und Kreisbrandmeister Herbert Baier besuchten den verletzten Feuerwehrmann gestern im Potsdamer Klinikum. Den Umständen entsprechend sei sein Zustand gut, hieß es nach dem Besuch, er sei nicht in Lebensgefahr. Ob seine Hautverletzungen jemals wieder „unsichtbar“ gemacht werden könne, war allerdings noch unklar. Beteiligte Feuerwehrleute standen gestern noch sichtlich unter Schock. Sie waren sich allerdings einig, dass man bei dem Unfall noch relativ glimpflich davon gekommen ist. Teilweise kindskopfgroße, abgesprengte Wandteile und große Glassplitter lagen nach dem Feuer bis zu 20 Meter weit vom Haus entfernt. Die Feuerwehrleute hatten offenbar vor allem dadurch Glück, da ein Löschfahrzeug den Großteil der Wucht abgefangen hatte. Die dicken Metalljalousien an dem Feuerwehrauto wurden durch die Steine völlig verbeult und zum Teil wie von Pistolenschüssen durchschlagen. „Bloß gut, dass wir noch nicht beim Löschen gewesen sind und keine Leiter zum Dach aufgestellt hatten“, sagte ein am Einsatz Beteiligter. Bei den Löscharbeiten bis 23 Uhr gab es keine Explosionen mehr. Über die Brandursache wurde gestern noch nichts bekannt. Nach erstem Augenschein waren jedenfalls keine Spuren von Brandstiftung zu erkennen, so Polizeioberkommissar Lutz Zwicke von der Kripo Werder. „Dennoch werden wir natürlich in alle Richtungen ermitteln.“ In der Halle hatte das Abriss- und Dienstleistungsunternehmen Wahnsiedler-Dörflinger-Arnold (WDA) Wintersalz, Streusand und Räumtechnik gelagert. Die beiden explodierten Gasflaschen – Propan und Sauerstoff zum Schweißen – waren die einzigen in dem Gebäude, das zur Hälfte zerstört wurde. Vom Dach der Lagerhalle war gestern nur noch ein Torso aus verschmorten Balken übrig. Ein im Haus abgestelltes Multicar-Winterräumfahrzeug, an dem das Feuer ausgebrochen sein muss, war bis auf seine Metallteile vollkommen ausgebrannt. Ein zweites, das daneben parkte, war durch die Hitze verschmort. Die Kranigs haben in Werder bei der Feuerwehr einen traditionsreichen Namen: Seit Generationen ist die Familie bei der Wehr dabei, Stefan Kranigs Vater, Volkmar Kranig, ist als Wehrleiter tätig. Bürgermeister Große nahm den Fall zum Anlass, die Leistungen der Feuerwehr zu würdigen. „Wir haben bei dem Einsatz wieder mal gesehen, welchen Gefahren die Feuerwehrleute ausgesetzt sind.“ Man könne nicht hoch genug schätzen, was durch dieses Ehrenamt für das Gemeinwesen geleistet werde. „Dies wird von den Bürgern und den Arbeitgebern nicht immer genügend wahrgenommen“, so der Bürgermeister. Psychisch und physisch seien die Wehrleute oft höchsten Belastungen ausgesetzt, sagte Große mit Verweis auch auf den Einsatz am Dreieck Potsdam Ende Januar, bei dem ein polnischer Lkw-Fahrer und seine Beifahrerin ums Leben gekommen waren. Umso mehr sei zu würdigen, wenn die Löschmannen weiter machen. Stefan Kranig jedenfalls habe ihm im Krankenhaus gesagt, er würde morgen wieder im Einsatz sein, wenn er könnte.
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