Potsdam-Mittelmark: Lautstark gegen Fluglärm
DFS gegen Anflugrouten-Vorschläge der Havelgemeinden. Heute Mahnwache vor dem Landtag
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Potsdam-Mittelmark - Die Angst ist groß in der Region Havelseen – und auch die Wut. Mit der Eröffnung des Großflughafens Schönefeld könnten bis zu 250 anfliegende Maschinen täglich in nur 1000 Metern Höhe über den Havelradweg, die neue Blütentherme, Werders Insel und quer über den Schwielowsee donnern. Gegen dieses Horrorszenario im Erholungsgebiet laufen die Gemeinden Werder, Schwielowsee, Michendorf und Nuthetal seit Wochen Sturm, doch bisher ohne Erfolg. Deshalb hat die Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ für den heutigen Donnerstag um 17 Uhr zu einer Mahnwache vor dem Landtag in Potsdam aufgerufen. Als Rednerin wird Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) angekündigt.
Wie berichtet, hatten die vier betroffenen Gemeinden gefordert, die Westgrenze für die Anflüge außerhalb des Berliner Rings zu ziehen. Zudem sollte im Bereich westlich des Autobahndreiecks Werder, das heißt am Schnittpunkt von A 2 und A10, ein fester Überflugpunkt für landende Maschinen festgelegt werden. So könnte die Havelseenregion vom Lärm der landenden Flugzeuge entlastet werden, erklärte Initiativensprecher Peter Kreilinger. Offizielle Unterstützung für diese Forderung kam unter anderem von der CDU-Landeschefin Saskia Ludwig (PNN berichteten).
Nun sei jedoch bekannt geworden, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) diesen Vorschlag ablehne, weil damit die Kapazitätsanforderungen des Flughafens nicht erfüllt werden könnten, wie es heißt. Stattdessen habe die DFS nur zwei Anflugrouten zur Entscheidung gestellt, die direkt über Werder und vor allem auch über Schwielowsee führen.
Die Begründung dafür ist für Initiativensprecher Kreilinger nicht nachvollziebar. Es sei falsch, dass die DFS allen ihren Überlegungen immer den Gedanken des unabhängigen Parallelbetriebs zugrunde lege. Dieses Dogma stehe einer flexiblen Gestaltung der Anflüge und einer Entlastung der Havelseen vom Fluglärm entgegen, sagt er. „Die maximale Anzahl an Landungen, die die Nordbahn bauseitig zulässt, wurde einfach zur Anforderung erhoben. Dabei stehen in Wahrheit ja zwei Bahnen zur Verfügung, die jeweils in einem Mix aus An- und Abflügen genutzt werden können“, so der Initiativensprecher. Die Bürgerinitiative, unterstützt durch Kommunen und Landkreis, fordere deshalb, für die Anflüge von Westen auf die Nordbahn eine reduzierte Spitzenkapazität hinzunehmen.
Bereits am vergangenen Dienstag hatte es bei einem Besuch von Infrastrukturministers Jörg Vogelsänger (SPD) in Wilhelmshorst heftige Proteste gegeben. Die Bürgerinitiative hatte eingeladen und rund 450 Demonstranten kamen, in Rage gebracht durch die Aussicht auf Überflüge im Minutentakt. Mit Pfiffen und Sprechchören brach sich der Unmut Bahn. Wie groß die Resonanz heute sein wird, vermag Kreilinger noch nicht einzuschätzen, zumal die Mahnwache sehr kurzfristig organisiert wurde. „Ich verstehe die Aktion als Auftakt“, so der Initiativensprecher. Hagen Ludwig
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