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KulTOUR: Leben wird Kunst Teltower Galerie zeigt Bilder einer Autodidaktin

Teltow - Kunst, und was man darunter versteht, weiß vielerlei Rat. Sie ist Quelle zum Licht, Funke für den Geist, Fenster nach Draußen, Brücke zum Nächsten, aber auch Treppe nach innen, hinab in die menschlichen Tiefen.

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Teltow - Kunst, und was man darunter versteht, weiß vielerlei Rat. Sie ist Quelle zum Licht, Funke für den Geist, Fenster nach Draußen, Brücke zum Nächsten, aber auch Treppe nach innen, hinab in die menschlichen Tiefen. Mit solchen Dimensionen hat man es bei der aktuellen Ausstellung in der Teltower Galerie „Altstadthof“ zu tun. Unter dem bezeichnenden Titel „Kunst als Lebensstrategie“ stellt sie das Werk einer Frau vor, die weder zu den etablierten Größen der malenden Zunft noch zu den Freiberuflern zählt. Trotzdem hat Monika Lüdemann-Denninghoff ein Werk von erstaunlicher Vielfalt und Tiefe geschaffen, das hoffentlich nicht in die Fänge der wissenschaftlichen Systematik gerät, oder in die Kerker der Akademien.

Vor einiger Zeit hatte sie den Versuch, mittels der Kunstakademie zu Brot und Ehren zu kommen, extra abgebrochen. Sie ging in den Medizinischen Dienst, wo sie heute noch tätig ist. Ein schwerer Schicksalsschlag brachte ihr den Geist des Malens zurück. Was Dieter Leßnau hier in seiner Altstadt-Galerie ausstellt, ist also vielleicht wie ein Selbstporträt zu verstehen, als eine tiefgründige wie schön anzusehende Art von „Lebensbewältigung“. Da sei jede Art von Systematik, jede Zu- oder Einordnungswut ferne.

Die Brücke zum Nächsten heißt eher „Von Mensch zu Mensch“, je unbefangener, desto besser. Auffällig ist nicht nur die Vielfalt an Themen und Motiven, die von der Reiseskizze über das naive Märchenbild bis zu Abstraktion und verfremdetem Selbstbildnis reichen. Auch die Vielzahl der Techniken erstaunt, Aquarell, getuschte Federzeichnung, Kreide, Öl, Enkaustik, Acryl, dazu auch graphisches Wissen.

Die Künstlerin glaubt sich gefangen, doch die Ausstellung zeigt den Grad ihrer Freiheit. Malt nicht jeder Künstler sich selbst? Wer ihren Malgeist als Wegweiser versteht, dem gehen diese Bilder schnell unter die Haut. Man spürt, wie viel sie mit dem Leben von Monika Lüdemann-Denninghoff zu tun haben müssen. Sie zeichnet „Fallende Blätter“, sich selbst als zusammengekauerte „Höhlenfrau“, das Teufelchen im Licht, den eindrucksvollen „Höhlenweg“ oder das tolle Bild vom Herbststurm vorm hohen Haus.

Und dann dieser Ausriss ins Ausgelassene, Fröhliche, Übermütige, ins Helle! Durch eine wohlgeordnete Stadt, wo man dem dicken Monster begegnet, witzigen Fahrradbergauffahrern, fliegenden oder gar schwebenden Formen, kubistischen Fenstern. „Abstrakt auf Gelb“ zeigt zwei schemenhafte Dracos inmitten der Luft, das Bild „Energiesparlampen“ taucht die halbe Welt in peinliches Licht, geometrische Formen, verdrehte Ballspieler, Sterngucker, mein Gott, was sind das nur für grundverschiedene Welten in dem einen Kopf? Da steht Phantasie neben Realismus, „Grüni“ neben Höhlendüsternis – und alles passt so glaubhaft zusammen.

Eine schrillgelbe Serie ist den tropfend verknoteten Wasserhähnen geweiht, zwei Mädchen spielen gleich daneben Flöte. Mal begegnet man Teufelchen, mal einem Phönixschwein, mal führt der Weg hin zur Sonne, in kleineren Formaten. So ist Freiheit, da sind Ernst und Witz dicht nebeneinander, Strenge und Verspieltheit. Kunst als Lebensstrategie? Vielleicht sollte man die beiden Worte mal umdrehen. Chapeau jedenfalls für diese bedeutsame, so auffallend schöne Ausstellung.

Gerold Paul

Die Bilder sind bis zum 14. September immer Di. - Do. von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung in der Teltower Altstadt-Galerie zu sehen.

Gerold Paul

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