Potsdam-Mittelmark: Lebhafte Debatte um Friedhof
Plädoyer für behutsame Entwicklung als Park – Stahnsdorfer CDU lädt zu einem Termin vor Ort ein.
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Stahnsdorf - Totes Gelände oder Raum für Ideen? In die Debatte um die Zukunft des Wilmersdorfer Friedhofs in Stahnsdorf mischt sich jetzt auch die CDU ein. Bei einem öffentlichen Spaziergang am 5. August will der Ortsverband mehr Klarheit darüber erlangen, ob es tatsächlich sinnvolle Perspektiven für den Friedhof gibt, der aktuell noch vom Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf verwaltet wird. Weil sich aber immer weniger Menschen dort beerdigen lassen, will das Bezirksamt Ende dieses Jahres den Betrieb einstellen und das Gelände abgeben. Im Gespräch ist die Idee, dort einen Park anzulegen.
Interesse hatte deshalb auch die Stahnsdorfer Wohnungsbaugesellschaft Woges angemeldet. Geschäftsführerin Anja Zander schlug vor, das Areal zu kaufen, die Kapelle nach seiner Stilllegung kulturell zu nutzen und das ehemalige Wirtschaftsgebäude zu Wohnungen umzubauen. Die Idee stieß aber auf heftige Kritik von verschiedenen Seiten. Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger), alleiniger Gesellschafter der Woges, warf Zander eigenmächtiges Verhalten vor. Am 9. August steht ihre Abberufung auf der Tagesordnung einer Sondersitzung der Gemeindevertreter. Mit ihrem Vorschlag zum Friedhofskauf habe das aber nichts zu tun, hatte Albers erklärt. Vor dem Kauf warnte zuletzt der Leiter des benachbarten Stahnsdorfer Südwestkirchhofs, Olaf Ihlefeldt. Die Gräber müssten noch mindestens 20, in einigen Fällen sogar 30 Jahre ruhen, bevor sie aufgelöst werden dürfen, sagte er den PNN. Die Unterhaltung von kommunalen oder konfessionellen Friedhöfen sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt deutschlandweit außerordentlich problematisch, so Ihlefeldt. Bisher sei auch noch kein herausragendes Konzept gefunden worden, sogenannte ruhende Friedhöfe nachhaltig und sinnvoll zu bewirtschaften.
Der Südwestkirchhof grenzt direkt an den Waldfriedhof. Anders als dieser wird er aber noch aktiv genutzt. Ihlefeldt setzt sich aber für eine nach eigenen Aussagen lebendige Bestattungskultur ein und bietet auch regelmäßig Konzerte und Führungen zu den Gräbern von Prominenten an. Der Historiker Peter Hahn, der über beide Friedhöfe bereits Bücher verfasst hat, wirft Ihlefeldt jetzt vor, lediglich Konkurrenz zu befürchten. Vielmehr sollte er sich an Überlegungen beteiligen, wie für die drei denkmalgeschützten Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf eine tragfähige Zukunft geschaffen werden könnte und die Zusammenarbeit bei Veranstaltungen in der Stabholzkirche und der Güterfelder Kapelle zu gestalten wäre, so Hahn.
Peter Hahn wird nun auch auf Einladung der CDU über den Waldfriedhof führen. „Das Gelände ist ein Kleinod, das sich für eine behutsame Entwicklung anbietet“, sagte CDU-Ortsverbandschef Daniel Mühlner. Auch der Vorsitzende der Gemeindevertretung Gerold Maelzer (Bürger für Bürger) will nach der Sommerpause einen Antrag zur Sicherung des Friedhofs durch die Kommune einbringen. Ariane Lemme
Der Spaziergang am 5. August beginnt um 11 Uhr am Haupteingang des Waldfriedhofs, Potsdamer Damm 11
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