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Potsdam-Mittelmark: Leichter als Alu, stabiler als Stahl

Beelitzer Unternehmen nimmt heute 6,5 Millionen teure Prepreg-Produktionsanlage in Betrieb

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Beelitz - Wenn Volkswagen in drei Jahren sein Ein-Liter-Auto auf den Markt bringt, so wird ein Werkstoff unverzichtbar sein: Prepreg ist leichter als Aluminium und stabiler als Stahl. In Raumfahrt und Luftfahrt, im Motorsport, in Segelyachten, Windkraftanlagen und Sportgeräten findet sich das nicht ganz billige Leichtbau-Material bereits wieder. Am Standort der Fenopreg GmbH im Gewerbegebiet Beelitz Süd ist man sich sicher, dass er bald auch benötigt wird, um Autos leichter und sparsamer zu machen.

An nur wenigen Standorten in Deutschland wird Prepreg produziert, ab heute gehört Beelitz dazu. Im Gewerbegebiet Süd hat die Firma Fenopreg eine neue Werkshalle mit Produktionsanlage gebaut, 20 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und erste Lieferverträge abgeschlossen. Bislang beschränkte sich die kleine Firma mit zwölf Leuten auf die Produktion von PVC-Innenhüllen für Erdtanks. Mit der neuen Produktionsstrecke soll sich der Umsatz auf zehn Millionen Euro verfünffachen, sagt Fenopreg-Prokurist Jörn von Bornstädt. „Theoretisch kann die Anlage im Dreischicht-Betrieb auch deutlich mehr schaffen“, Bornstädt hält in den kommenden Jahren selbst einen 50-Millionen-Umsatz für denkbar.

Prepreg besteht aus mit Kunstharzen imprägnierten Glas- oder Carbonfasern und lässt sich einfacher verarbeiten als andere Leichtbauwerkstoffe. Es wird auf Rollen geliefert und härtet erst unter Wärmeeinfluss aus. Kühl gelagert können die Bahnen rund zwei Jahre weiterverarbeitet und in eine Form gepresst werden, sagt Bornstädt, auf Wunsch wird in Beelitz zugeschnitten. Die neue Produktionsanlage wurde vom Land Brandenburg und der EU zu fast 50 Prozent gefördert, 6,5 Millionen Euro wurden insgesamt investiert. Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) wird heute den Startknopf drücken, um die Halle in Betrieb zu nehmen.

Im Grunde genommen handele es sich nicht nur um einen neuen Geschäftszweig des Unternehmens, sondern ein komplettes Industrie-Startup, sagt Bornstädt. Auf die Idee sei Fenopreg-Geschäftsführer Burkhard Staabs gekommen, der auch Inhaber des Unternehmens ist: Als passionierter Segelfan kam er an Prepreg nicht vorbei. Fast alle Mega-Yachten beim America''s Cup sind heute aus dem Material. In Beelitz habe man fürs Erste Verträge mit Unternehmen aus der Transport-, Energie- und Freizeitbranche geschlossen, wie Bornstädt berichtete. Für die unterschiedlichen Verwendungen würden spezielle Materialeigenschaften benötigt, so werden für einen Schienenverkehrstechnik-Unternehmen  besonders feuerbeständiges Prepregs entwickelt.

Dass der Start in die Zeit der Finanzkrise fällt, sei nicht geplant gewesen: „Das hat es nicht einfacher gemacht, aber wir sind froh, dass der Tiefpunkt der Krise überwunden ist“, so Bornstädt. Der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) freut sich über die neue Produktionsstrecke. „Nichts gegen Spargel, aber er reicht als Arbeitgeber allein nicht aus.“ Besonders freue ihn, dass es sich bei der Fenopreg GmbH um eine weitere Innovationsschmiede handele. Die Firma Citec produziert im Gewerbegebiet bereits patentierte Systemlaufräder für Sportbikes. „Solche Ansiedlungen machen Beelitz auch für andere Unternehmen interessanter.“ Henry Klix

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