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Einbrüche in Potsdam-Mittelmark: Leichtsinn im Wald

Polizei und Sicherheitspartner beraten Fichtenwalder zur Einbruchsprävention. 2016 wohl weniger Fälle

Von Enrico Bellin

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Beelitz - Ruhig ist es auf der Nebenstraße in Fichtenwalde am gestrigen Donnerstag. Kleine, oft eingeschossige Einfamilienhäuser stehen etwas zurückgesetzt auf den Grundstücken, dazwischen meist Hecken und große alte Nadelbäume. Außer dem Streifenwagen von Polizeihauptmeister Jürgen Graf und seinem Kollegen Jürgen Holze ist fast niemand auf der Straße. Die weiträumige Bebauung ist eine der Gegebenheiten, die Fichtenwalde besonders für Einbrecher interessant machen. „Viele Menschen gehen außerdem davon aus, dass in ihren neu gebauten Häusern schon alles auf dem neuesten Stand ist und investieren nicht weiter in Sicherheitstechnik“, so Oberkommissar Holze. Dazu kommt der Leichtsinn.

Viele Bewohner lassen die Fenster angeklappt, bei einem steht das Tor offen, ohne dass jemand zu sehen ist. Für Einbrecher optimal, um das Gelände auszuspähen oder gleich mit dem Transporter vorzufahren. Jürgen Holze steigt aus, schreibt eine Notiz zum offenen Tor und wirft sie in den Postkasten. Dann kommt doch noch eine Anwohnerin vor, das Tor sei nur für den Paketboten offen gelassen worden.

„Wir schreiben auf die Postkarten, was wir vor Ort vorgefunden haben und unsere Telefonnummern, damit die Bewohner einen Beratungstermin mit uns vereinbaren können“, erklärt Claudia Ritter, die für Fichtenwalde zuständige Revierpolizistin, bei einer Einbruchspräventionsveranstaltung gestern im Hans-Grade-Haus. Auf der Vorderseite der Karte ist ein durchwühltes Zimmer mit geöffneter Terrassentür zu sehen, daneben steht „Tür war gekippt“. Tatsächlich sind Fenster und Terrassentüren die Stellen, durch die die Täter meist ins Haus eindringen, sagt Ritter. In den meisten Fällen würden schlicht abschließbare Fenstergriffe dagegen helfen, da die Täter meist keinen Lärm machen und Fenster einschlagen wollen würden, sondern ein Loch in den Rahmen bohren und dann mit Draht den Griff betätigen würden. Die Polizei bietet zu Hause Präventionsgespräche an, allein elf Termine seien gestern vereinbart worden.

Wie viele Einbrüche es 2016 im Ort gab, könne Ritter noch nicht sagen. Die Statistik würde erst im März veröffentlicht. Gefühlt habe die Zahl aber abgenommen. Das bestätigt auch Polizeisprecher Oliver Bergholz für den gesamten Bereich der Polizeidirektion West, die unter anderem Potsdam-Mittelmark abdeckt. „Ein Rückgang der Taten ist belegbar.“ Wie hoch der genau ausfällt, könne er aber erst im März sagen. Im westlichen Teil des Landkreises hatte sich 2015 die Zahl der Einbrüche fast verdoppelt auf 492, die Aufklärungsquote lag bei 11,8 Prozent. Im östlichen Landkreis wurden mit 509 Fällen 53 mehr ermittelt als 2014, neun Prozent konnten aufgeklärt werden.

Auch in Fichtenwalde gab es 2015 wie berichtet eine Serie, in zwei Nächten wurde in gleich zehn Häuser eingebrochen. Kurz danach gab es eine Bürgerversammlung im Ort, auf der die Sicherheitspartner – normale Einwohner, die nachts durch die Straßen patrouillieren und Auffälligkeiten der Polizei melden –, und die Polizei selbst über die Vorfälle informierten. Auf der Veranstaltung wurden auch neue Sicherheitspartner angeworben. „Wir waren vorher acht, jetzt sind wir genau 20“, sagt Reinhard Scheiper, Leiter der Sicherheitspartner. Sie würden jeweils zu zweit durch den Ort patrouillieren, an drei von vier Tagen seien sie zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs. Sie melden sich bei der Polizeiinspektion Brandenburg an und ab, für den Fall, dass sich Fichtenwalder über die durch die Straße laufenden Teams wundern und sie selbst für Einbrecher halten. Die Sicherheitspartner brauchen ein polizeiliches Führungszeugnis, auch die Stadt Beelitz darf nichts gegen sie vorliegen haben. Ist die Prüfung positiv, sind sie für zwei Jahre im Amt und erhalten einen Ausweis, erklärt Claudia Ritter. Sie dürfen Verdächtige im Notfall bis zum Eintreffen der Polizei festhalten, haben aber keine Sonderrechte. Ähnliche Konzepte gibt es in Kleinmachnow, dort gibt es trotz zehnfach höherer Einwohnerzahl aber nur zehn Ehrenamtliche.

Monatlich treffe die Revierpolizistin sich mit ihnen. „Anfangs musste ich sie auch sensibilisieren, nicht gleich jeden polnischen Transporter zu melden“, so Claudia Ritter. Schließlich wird im Ort viel gebaut und viele Unternehmen kämen aus dem Nachbarland. Im vergangenen Jahr haben die Partner aber dabei geholfen, eine betrügerische Dachdeckerfirma zu stellen, die den Leuten günstig das Dach decken will und anschließend horrende Preise verlangt. Die Täter kamen aus Nordrhein-Westfalen.

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