Potsdam-Mittelmark: „Leider nicht zu retten“
Landratsamt erteilt Abrissgenehmigung für denkmalgeschützte Jugendherberge in Werder
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Werder (Havel) - Sie war Erholungsheim, Wehrmachtsunterkunft und diente über 40 Jahre als Jugendherberge. Jetzt wird die denkmalgeschützte Villa in der Berliner Straße 113a in Werder abgerissen. Die Abrissgenehmigung sei erteilt, wie aus dem Landratsamt in Bad Belzig gestern bestätigt wurde. „Das ist uns schwergefallen, aber das Gebäude ist leider nicht mehr zu retten“, sagte Monika Karstedt von der Unteren Denkmalschutzbehörde den PNN.
Die „Haus am See GmbH“ in Leipzig baut auf dem ausgedehnten Seegrundstück am Glindowsee derzeit vier exklusive Niedrigenergie-Holzhäuser mit jeweils zwei bis drei Wohnungen. Ursprünglich sollte die Villa erhalten bleiben, ein Bauantrag für die Sanierung war bereits gestellt worden. Eine Reihe von Gutachten habe dann aber gezeigt, dass die Sanierung „nicht zu vertreten ist“, wie Karstedt erklärte.
Besonders das Holzschutzgutachten sei desaströs ausgefallen. „Das Gebäude hätte komplett abgetragen und wieder aufgebaut werden müssen. Das wäre nur noch ein Abklatsch der ursprünglichen Villa gewesen“, so Karstedt. Zudem betonte sie, dass sich der Fall völlig anders gestaltet als beim denkmalgeschützten Wasserturm, der vor zehn Jahren für den Neubau des Lidl-Marktes in der Berliner Straße illegal abgerissen wurde. „Der Investor konnte in diesem Fall glaubhaft machen, dass er an einer Sanierung der Villa wirklich interessiert ist. Er hatte einen Sinn für den Denkmalschutz.“
Auch Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) bedauerte den Verlust. Die Stadt hatte das Grundstück im vorigen Jahr an die sächsischen Investoren verkauft. Zwei Verwertungsversuche durch andere Investoren waren zuvor gescheitert. Vor allem im ersten Fall sei der Zugriff auf das Grundstück jahrelang blockiert gewesen: Ein Investor, der mit seinen Plänen für den Bau einer Privatklinik gescheitert war, wollte daraufhin den Erbbaupachtvertrag mit der Stadt nicht wieder lösen. „Der Streit zog sich über viele Jahre hin“, so Große.
Schon nach der Wende sei das Villen-Gebäude in einem so schlechten Zustand gewesen, dass die Jugendherberge geschlossen werden musste. Die teils massiv und teils in Fachwerk gebaute Villa wurde im Kern im Jahr 1921 auf dem Grundstück der früheren Ziegelei Hübner errichtet. Schon 1925 erfolgte ein Umbau zum Erholungsheim für Angestellte. 1940 bis 1945 diente das Gebäude als Wehrmachtsunterkunft, seit 1950 dann als Jugendherberge.
„Der markante, in mehrere Etappen errichtete Bau wirkt ortsbildprägend für die Seeansicht der Stadt Werder in diesem Bereich“, heißt es in einem Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege. Durch die seitlichen Turmanbauten und die Fassadengestaltung ergebe sich ein „unverwechselbares Aussehen“, die Einbeziehung in die Havellandschaft sei „charakteristisch für den Berlin-Potsdamer Kulturkreis“.
Nun wird wohl auf dem Villengrundstück womöglich ein fünfter Neubau entstehen. Die Geschäftsführung der „Haus am See GmbH“ war gestern für eine Auskunft nicht erreichbar. Henry Klix
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