zum Hauptinhalt
Alternative Friedwald: Förster beraten auch bei der Auswahl der Bäume.

© Fw

Nuthetal: Letzte Ruhe in der Natur

Monatelang ist um das Projekt für den Friedwald im Forst bei Nudow in der Gemeinde Nuthetal gerungen worden. Nun soll er am 20. Juli um 11 Uhr offiziell eröffnet werden.

Stand:

Nuthetal - Wie die Sprecherin der Friedwald GmbH, Corinna Brod, mitteilte, ist die alternative Bestattungsstätte jetzt endgültig genehmigt worden – ein Einspruch der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) wurde abgelehnt. Vertragspartner der Friedwald GmbH aus Griesheim ist neben der Gemeinde auch der Landesbetrieb Forst, der den Wald auf 99 Nutzungsjahre verpachtet. Die Trägerschaft wird die Gemeinde übernehmen, auf deren Territorium das insgesamt 23 Hektar große Gelände liegt. Die Friedwald GmbH will die Anlage betreiben und speziell dafür Förster einsetzen.

„Im Friedwald sind die Gräber schlicht und einfach, ein Namensschild am Baum macht auf die Grabstätte aufmerksam. Wer eine anonyme Bestattung möchte, kann auch auf dieses Schild verzichten“, so Corinna Brod. Angehörige finden die Grabstätte in jedem Fall, die Bäume sind gekennzeichnet und in Registern bei der Kommune und der Friedwald GmbH eingetragen. An den Hauptzugangswegen stehen Waldtafeln, auf denen die Fläche eingezeichnet ist, die als Bestattungsplatz genutzt wird. Die Tafeln weisen auch auf die Besonderheit des Ortes hin.

Welche Rituale die Beisetzung in einem Friedwald begleiten, bleibt den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen weitgehend überlassen. Christliche Beisetzungen sind ebenso üblich wie Bestattungen ohne geistlichen Beistand. Bis zu zehn Urnenbestattungen werden künftig an den Wurzeln eines Baumes im Friedwald Nuthetal-Parforceheide möglich sein. Es soll Gemeinschaftsbäume, Familien- oder Freundschaftsbäume geben, teilte die GmbH mit. Die Preise für Familien- und Freundschaftsbäume beginnen bei 3 350 Euro – der Platz an einem Gemeinschaftsbaum kostet 770 Euro. „Die künftigen Friedwald-Förster erwartet ein ungewöhnliches Betätigungsfeld, sie führen die Besucher durch den Wald, stellen dabei das Konzept vor, beraten bei der Baumauswahl, begleiten die Angehörigen bei Trauerfeiern und sorgen für ein attraktives Waldbild“, so Corinna Brod.

Bedingung für das Anlegen der alternativen Bestattungsstätte war, dass der Wald sein Erscheinungsbild behält und nicht verändert wird. Weder Kränze noch Kerzen oder anderer Grabschmuck sind erlaubt. Bundesweit betreibt das Unternehmen bereits 41 Anlagen dieser Art. Das sind nach Firmenangaben 2124 Hektar Wald, die zu Bestattungszwecken umgewidmet wurden, auf denen fast 23 000 Menschen bisher beigesetzt worden sind. Der erste Friedwald Deutschlands war 2001 im Reinhardswald bei Kassel eröffnet worden – im Land Brandenburg gibt es bereits einen Standort in Fürstenwalde. Das Unternehmen hat sich den Begriff „Friedwald“ europaweit markenrechtlich schützen lassen.

Die EWP hatte in ihrem Widerspruch angeführt, dass sich der geplante Friedwald in Nachbarschaft der Nudower Kiesgruben in einer Trinkwasserschutzzone befinden würde und damit laut aktuellem Entwurf einer neuen Landesverordnung unzulässig sei. Die Gemeindeverwaltung Nuthetal hatte indes argumentiert, dass sich die EWP nicht auf den Entwurf einer Verordnung für Wasserschutzgebiete berufen könne. Die Rechtmäßigkeit der Genehmigung werde vielmehr nach der Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der behördlichen Entscheidung beurteilt, hieß es. Auch das mittelmärkische Landratsamt sieht das Trinkwasser durch die Urnenbestattungen nicht gefährdet. Der geplante Friedwald befindet sich in etwa 800 Meter Entfernung von den Brunnen der EWP. (mit kau)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })