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Potsdam-Mittelmark: Letzte Ruhe unter Bäumen

Der Friedwald Nuthetal-Parforceheide ist offiziell eröffnet worden. So manch einer wünscht sich sein Grab im Wald.

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Nuthetal - Karin und Werner Lorenz aus Potsdam haben sich schon vor längerer Zeit entschieden: Sie wünschen sich ein Grab im Wald. Der 71-Jährige und seine ein Jahr jüngere Ehefrau hatten deshalb bereits einen Partnerbaum im ersten brandenburgischen Friedwald in Fürstenwalde erworben. Jetzt wollen sie tauschen und bei Nuthetal beerdigt werden. „Wir haben uns lange mit dem Thema beschäftigt. Wir finden das Konzept überzeugend, auch weil die Kinder keine Pflegearbeit zu leisten haben“, sagt Werner Lorenz.

Das Ehepaar Lorenz gehört zu den etwa 70 Gästen, die am Freitag an der offiziellen Eröffnung des Friedwalds Nuthetal-Parforceheide bei Nudow teilnehmen. Auf dem rund 21 Hektar großen Gelände können jetzt für 99 Jahre Bestattungen stattfinden. „Einige Urnen stehen schon bei den Bestattern für die Beisetzung bereit“, berichtet Hans-Adam von Schultzendorff von der Friedwald GmbH, die die Anlage betreiben und speziell dafür Förster einsetzen wird.

An jedem der bisher 150 ausgewählten Bäume sind bis zu zehn Urnenbeisetzungen möglich. „Es ist eine Alternative zu anonymen Feldern auf den Friedhöfen. Auch hier ist keine Grabpflege erforderlich, aber es wird auf Wunsch ein kleines Schild mit den Namen der Verstorbenen angebracht, sodass man jederzeit einen Ort der persönlichen Erinnerung hat“, preist von Schultzendorff die Vorzüge des Friedwaldes.

Besucher des Areals können jetzt an bunten, um die Bäume befestigten Bändern erkennen, welche für eine Bestattung freigegeben sind. Blau steht für Familienbaum, Rot für Partner- und Gelb für einen Gemeinschaftsbaum. Jeder Baum hat eine auf einem Plättchen eingestanzte Nummer, hinter der ist ein weiteres farbiges Plastikplättchen angebracht.

Die Farbe gibt Auskunft über die Kosten. „Die hängen vom Baum und von der Lage im Wald ab“, erläutert Helge Hedtke von der Friedwald GmbH. Es beginnt bei 2700 Euro bei einem gesamten Baum und 770 Euro für eine einzelne Stelle. Sogenannte Prachtbäume schlagen mit über 6000 Euro zu Buche, allerdings sind dann zehn Bestattungen rund um den Stamm möglich. Neben Birken stehen auch Eichen, Lärchen, Buchen und Kiefern zur Verfügung.

Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) ist von der neuen alternativen Begräbnisstätte in Nuthetal angetan. Sie glaubt, dass dadurch auch ihre Gemeinde bekannter wird, der Friedwald Werbung für Nuthetal ist. Er ist der 44. Bestattungswald der Friedwald GmbH in Deutschland. Andere Bestattungswälder gibt es in Brandenburg in Nauen und Eberswalde. Naturnahe Urnenbeisetzungen unter Bäumen sind zudem auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf, dem Ostkirchhof Ahrensfelde und dem Waldfriedhof Seelensdorf des evangelischen Domstifts Brandenburg (Havel) möglich.

Wie berichtet war die Eröffnung des Nuthetaler Friedwalds lange Zeit durch einen Einspruch der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) verzögert worden. Die EWP hatte angeführt, dass sich der geplante Friedwald in Nachbarschaft der Nudower Kiesgruben in einer Trinkwasserschutzzone befinden würde – der Einspruch wurde mittlerweile abgelehnt.

Auch Chemie-Professor Hubert Huppertz von der Universität Innsbruck, der am Freitag Gast der Friedwalderöffnung ist, sieht keine Gefahren durch die Urnenbeisetzungen. In einem Gutachten hat er das noch einmal bestätigt. Zusätzlich ist ein Monitoring geplant ist. Zweimal im Jahr sollen an drei Messpunkten Wasserproben entnommen und ausgewertet werden, kündigte die Friedwald GmbH an.

Mehrere Besucher berichten am Freitag von ihren Emotionen. Auch Dorit Göhmann hat schon einen Baum in Fürstenwalde erworben, dort ist inzwischen ihr Vater beigesetzt. „Ich habe den Wald durchstreift und dann eine Birke gefunden“, erzählt sie. „Ich wusste sofort, das ist mein Baum, habe ihn umarmt und die Rinde gestreichelt.“ Andreas Koska

www.friedwald.de

Andreas Koska

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