zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Letzte Runde für Tierauffangstation

Mietvertrag in Neu Plötzin läuft aus / Seit Eröffnung über 200 Tiere vermittelt

Stand:

Werder (Havel) - Einem Potsdamer Ehepaar wird der Mietvertrag gekündigt – angeblich, weil der Hund zu viel bellt. Jetzt will das Paar den kranken alten Hund loswerden. Gabriele Daubas hat schon recherchiert, dass das Tier zwölf Jahre alt und inkontinent ist. Soviel steht für sie fest, bevor sie sich auf den Weg nach Potsdam macht: Der Hund muss sein Gnadenbrot bekommen, wie auch immer.

Es ist ein ganz normaler Arbeitstag für die Tierschützerin, die seit anderthalb Jahren die Tierauffangstation in Neu Plötzin betreibt. Anfangs hatte die Tiertafel Deutschland das Heim unter ihrem Vereinsdach. Inzwischen hat Daubas mit weiteren Tierschützern in Neu Plötzin den Verein „Tiere in Not Potsdam und Umgebung e.V.“ gegründet.  Täglich schauen Tierfreunde vorbei, die Spenden und Futter vorbeibringen oder sich die Tiere anschauen. Die Vermittlung über Internet und Zeitung funktioniere gut: Seit der Eröffnung im Mai 2009 hat Daubas nach eigenen Angaben über 200 Tiere an neue Halter übergeben können.

Jetzt hofft sie, dass es bald eine Lösung für ein Tierheim in Potsdam gibt. Ein Vergabeverfahren muss dort wegen juristischer Mängel gerade nochmal wiederholt werden, doch es sieht viel danach aus, dass im Frühjahr die „Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung“ gemeinsam mit der Tiertafel ein Heim in Potsdam-Eiche bauen kann. Nach jahrelangem Hickhack wäre das für alle, die sich im Tierschutz engagieren, eine gute Lösung, meint Daubas. Dass Potsdam kein eigenes Tierheim mehr hatte, war einer der Anlässe für die Gründung der Auffangstation in  Neu Plötzin.

Im Juli nächsten Jahres läuft der zweijährige Mietvertrag für das Haus in der Neuen Dorfstraße 23a aus. Daubas wusste schon beim Einzug, dass es zwangsversteigert wird. Wie es weitergeht, ist offen. Bedarf an der der regionalen Tierschutzarbeit, da ist sich Daubas sicher, wird es mit oder ohne Potsdamer Tierheim geben. Zehn Hunde- und zehn Katzenplätze hat die Neu-Plötziner Station. Allein in der vorigen Woche wurden vier Potsdamer Notfälle hier abgegeben.

Von geprügelten, aufgehängten und sogar sexuell missbrauchten Hunden berichtet Daubas, aber auch von einer Mischlingshündin, die acht Tage neben ihrem toten Herrchen gewacht hat. Man kümmert sich, wenn auf einem Acker in der Nachbarschaft ein Fohlen zu verhungern droht. Und die kleine, ehrenamtliche Mannschaft rückte dieses Jahr in einen Werderaner Ortsteil aus, um 18 verwurmte und unterernährte Katzen vor dem Tod zu bewahren. Sie lebten alle in einem Haushalt. In Groß Kreutz habe es bei Katzenmessis drei Tage gedauert, ihre 23 Katzen – alle mit Katzenschnupfen – einzufangen und vor ihren überforderten Haltern zu retten.

Ein von den Kommunen unterschätztes Problem ist aus Daubas Sicht auch die stetig wachsende Zahl an ausgewilderten Hauskatzen. Um sie wenigstens halbwegs unter Kontrolle zu halten, werden sie durch den Verein kastriert und dann meist wieder ausgewildert, manche auf dem bekannten Eselshof in Zossen. „An neue Halter sind oft leider nur noch die Katzenbabys vermittelbar“, weiß Daubas. Über 50 verwilderte Katzen sind in diesem Jahr durch die Station kastriert worden. „Für die ganze Arbeit“, sagt Daubas, „bekommt man selten ein Dankeschön. Aber der Blick in die dankbaren Hundeaugen reicht aus.“ Henry Klix

tiereinnot-potsdam-auffangstation.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })