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KulTOUR: Licht in allen Farben

Malerei in Werders Stadtgalerie „Kunst-Geschoss“

Stand:

Werder - Wenn man derzeit in Werders Stadtgalerie „Kunst-Geschoss“ tritt, ist es einem wie Frühling. Die weißen Wände geben die apart gestalteten Bilder der Caputher Malerin Oda Schielicke wunderbar wieder. Überall Licht, überall Leuchten, meist aus hellem Grunde heraus. Mit fast sechzig Arbeiten, Malerei und Zeichnung, eine nicht gerade kleine Ausstellung, ein Weg vom Licht zum Licht, Wege durchs Licht hindurch, je nachdem. Ihre Wege.

Vielleicht ist es wirklich so, dass die sogenannten „Kunst-Epochen“ nichts anderes sind als unterschiedliche Stufen zum Bewusstsein. Stufen zum Licht. In Oda Schilickes bewusstem Sein hat sich die letzten Jahre so einiges getan. Sie hat mit Farben und Formen gespielt, hat sich mit Innen und Außen beschäftigt, quasi mit Katzen und Menschen, und stets die dazugehörigen Bilder gefunden. Ein langes Malerleben bringt viele hervor. Die in Werder gezeigten sind allesamt jüngeren Datums, meist nicht älter als fünf Jahre, recht wenig für ein bildnerisches Kunstwerk. Und davon gibt es hier etliche. Ihre Titel weisen den Weg. Es geht um Kraft und Vergehen, um Visionen, um unterschiedliche Spiegel, um Grenzen und Säume zwischen Himmel und Erde, Wasser und Land, und wie das Leben darin steht, Bäume, Schilf, Gräser. Diese Themen haben viel mit dem Innenleben zu tun, mit Gemüt oder Seele, und deren Wegen. Wie sie ist dann auch die Malerin ein Leben lang „in Wandlung“ – und der Galeriegast ist es jetzt auch. Ein bisschen Frühling für die Seele ist ja immer gut.

Zu den wenigen figurativen Bildern gehören die großformatige Tänzerin zwischen den beiden Eingangstüren, mit „Rot und Weiß“ betitelt, und zwei erotisch behauchte Anmutungen, die wenig für sich haben. Ansonsten strahlt es in dieser Galerie zutiefst impressionistisch, wie der Kenner sagen würde, und spulte sogleich die dazugehörenden Namen und Zuordnungen herunter. Es geht natürlich auch anders, der Ausstellungstitel „In Wandlung“ deutet es an. Oda Schielicke hat ihr Licht gefunden, freilich als Spiegel auf der Oberfläche des Wassers, welches meist Seele bedeutet. Flecken sind da wie Laub auf dem See, etwas Tiefe strömt von unten herauf, das könnte mehr sein, mit viel mehr Lasur. Bäume knorren von Land her ins Wasser, manche sind abgestorben, fast wie bei Bosch. Ein graudunkler Himmel bewegt die Spiegel der See, fast ist der Kahn schon am Ufer. Ruhige Säume dann auch, als friedliches Sein, als sanftes Sterben, manches nicht tief genug.

Birken, die in der Natursprache sowieso Wasser bedeuten, Darstellungen von Leben und Vergehen in Öl plus Acryl. Dann diese wunderbaren Handzeichnungen auf Bütten, vielleicht das Allerbeste aus ihrer Hand. Auch hier geht es um Wasserspiele und Spiegel. Zweie haben den dunklen Grund der Erde, die Perspektive ist nach oben gerichtet, ins Helle, als ob man auf dem Waldboden liegt, den Himmel durch Baumkronen schauend. Einige sind so perfekt, dass man sie glatt für Druckgrafik halten könnte. Wie matt dagegen, was vordem war, Abbildungen aus Sanssouci oder Werder, dem Leben eher „abgeklatscht“ als abgelauscht. Doch alles zusammen ist und macht diese Person Oda Schielicke auf ihrem Weg, in ihrer Bewegung jetzt und gestern. Als Spuren im Schnee mal im Kreis oder nach Ultimo, meist hin zu einem Wasser. Das endet stets im Großen Ozean, wo alle hinmüssen, die Seelen der Maler, wie die Seelen der Menschen. Gerold Paul

Bis 2. November, Do., Sa. und So. 13 - 18 Uhr, Uferstraße 10

Gerold Paul

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