Potsdam-Mittelmark: Liebhaber für ältestes Haus von Kemnitzerheide gesucht
Landratsamt macht sich Sorgen um das denkmalgeschützte Fachwerkhaus / Kaufpreis: 75 000 Euro
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Schwielowsee - Die Untere Denkmalschutzbehörde in Belzig macht sich Sorgen um ein historisches Fachwerkhaus in Ferch. Es handelt sich um das frühere Landschulheim in Kemnitzerheide, dem ältesten erhaltenen Gebäude in dem abgelegenen Fercher Ortsteil. Das Haus sei „stark sanierungsbedürftig“ und benötige „dringend Hilfe“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.
Das denkmalgeschützte Gebäude gehört der Gemeinde Schwielowsee, die es samt 2100 Quadratmeter großem Grundstück für 75 000 Euro verkaufen möchte. 500 Quadratmeter des Grundstücks sind als Gartenland verpachtet. Seit vielen Jahren steht das Gebäude leer, wie es gestern aus dem Rathaus hieß. Ein Rückübertragungsverfahren hatte sich bis ins vergangene Jahr hingezogen. Eine erste Ausschreibungsrunde der Gemeinde kurz darauf war erfolglos verlaufen. Seit drei Wochen läuft der zweite Versuch.
Das Fachwerkhaus steht im Nordosten der 1,5 Kilometer westlich von Ferch gelegenen Waldsiedlung. Vermutlich wurde es im 18. Jahrhundert errichtet, wie es in einem Gutachten des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege heißt. Der eingeschossige Bau mit Satteldach hat eine mittlere Eingangstür und seitlich davon je zwei Fenster an der Traufseite. Die ursprüngliche Fachwerkkonstruktion ist teilweise verputzt.
Durch den Fercher Maurer- und Zimmermeister Willi Ebel war 1929 ein Umbau des Gebäudes für Zwecke des Robert-Burg-Landschulheims der Fürstin-Bismarck-Schule in Berlin-Charlottenburg erfolgt. Für die Sommerferien der Schülerinnen wurde zuvor ein benachbartes Arbeiterhaus genutzt, das nicht erhalten ist. Bei dem Umbau wurden die meisten Innenwände verändert und eine Veranda am Nordgiebel angebaut – eine Holzkonstruktion mit Mauersockel und Pultdach. Innen wurden Toiletten und ein Zwischenflur eingebaut.
Ursprünglich handelt es sich um eines der Arbeiterhäuser des Gutes Kemnitz, zu dem auch das Waldgebiet südwestlich des Schwielowsees gehörte. Das Innere des Hauses war ursprünglich symmetrisch gegliedert. In der Höhe des Eingangs hatte sich eine Schwarze Küche befunden, rechts und links zwei Stuben, ein weiterer Wohnraum und eine Kammer.
„Das für zwei Familien angelegte Gebäude gibt trotz der Veränderungen bis heute Hinweise auf die Lebensverhältnisse von Gutsarbeitern im 18. und 19. Jahrhundert“, wie es im Denkmalgutachten heißt. Sie seien im Forstwesen beschäftigt gewesen, das neben der Landwirtschaft eine wichtige Einnahmequelle des Gutes darstellte. Mit der teils bewahrten Fachwerkkonstruktion ist das Gebäude eines der letzten Zeugnisse für die traditionelle, über Jahrhunderte übliche Bauweise der Region.
„Obwohl es gerade solche Bauten waren, die seit dem späten 19. Jahrhundert von Künstlern als Bildmotive entdeckt wurden, sind seither fast alle Beispiele dafür verschwunden.“ Der Umbau zum Landschulheim weise auf die damals steigende Bedeutung von Ferch als Erholungsort für Berliner hin. Henry Klix
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