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Kulturbund Michendorf übernimmt die Bibliothek: Lies, um zu leben!

Michendorf - Damit das Wissen der Zeit nicht verloren geht, gibt es überall Bibliotheken. Die Alexandrinische ist zu Caesars Zeiten abgebrannt, ein unersetzlicher Verlust.

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Michendorf - Damit das Wissen der Zeit nicht verloren geht, gibt es überall Bibliotheken. Die Alexandrinische ist zu Caesars Zeiten abgebrannt, ein unersetzlicher Verlust. Die Michendorfer Gemeindebibliothek indes hat ein anderes Feuer ergriffen, das Feuer des eifrigen Lesens. In den 50er-Jahren gegründet, mehrmals umgezogen und umgebaut, findet sich das gute Stück gleich neben dem Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ und über einem griechischen Restaurant, also dort, wo ein paar „antike“ Mansardenfensterchen zur Straße hin schauen. Bis jüngst noch wurde sie von einem älteren Ehepaar im Auftrag der Gemeinde geführt.

Als das nicht mehr ging, sprang Bürgermeister Reinhard Mierbach (CDU) ein, um die Öffnungszeiten dienstags und donnerstags aufrechtzuerhalten, schließlich zählt die Kartei selbst im Computerzeitalter noch immer um die 50 Leser. Aber der Bürgermeister als Orts-Bibliothekar, das konnte nicht so bleiben, und so kam der ohnehin höchst aktive Kulturbund Michendorf ins Spiel. Per Vertrag wurde eine „freundliche Übernahme“ vereinbart: Die Bibliothek bleibt bei der Gemeinde, der Kulturbund mit seinen 200 Mitgliedern indes führt sie in Eigenregie. Er kann den gut 80 Quadratmeter-Raum dafür auch für seine gut 20 Interessengemeinschaften nutzen, die von Lesetheater über den Computerclub, Malen und Chor bis hin zum „Tanz mit Senioren“ reichen. Eine ideale Symbiose, zumal sowohl die Bibliothek als auch der „Bund“ noch einen kleinen Jahreszuschuss vom Amt erhalten.

Und so taten vor allem die Kulturbund-Vorsitzende Marita Overbeck und Klaus-Dieter Becker seit Wochen alles, damit die feierliche Wiedereröffnung am vergangenen Sonntag ein Fest wurde. Es wurde: Die Gemeinde-Oberen von Michendorf und Stücken gaben sich als Gäste die Ehre, sonst kamen mehr als 30 Besucher. Es gab Reden, Musik, eine Scharade, das Lesetheater stellte kurzweilige Texte vor, bevor man das Büfett eröffnete. Doch auch später noch kamen Leute von der Straße, um sich Bücher auszuleihen. Sie wussten gar nicht, dass es hier „so etwas Schönes gibt“. Kurz, unter dem Motto „Lies, um zu leben“ war hier die Kultur mit sich selber im Bunde.

Die gemütlich anmutende Bibliothek ist für gemeindliche Verhältnisse ja auch bestens ausgestattet. Etwa hundert laufende Meter Bücher von Prosa bis Ratgeber, von Reise bis Lexikon – alles dabei, wenn manches peu à peu auch ausgetauscht werden muss. Vor allem die Sitz-und-Liege-Ecke für Grundschul- und Kitakinder – mit Lesungen und Puppenspiel längst eingeweiht – ist eine Liebeserklärung an die Knirpse und Knirpsinnen. Als Veranstalter im Ehrenamt war der hiesige Kulturbund ja schon immer aktiv. Nun soll das Gros seiner Offerten in die Bibliothek verlegt werden. Schon in diesem Jahr steht mindestens ein Angebot monatlich auf dem Plan, szenische und andere Lesungen, Kinderveranstaltungen mit Schwerpunkt Märchen. Es gibt bereits Kooperationen mit Kitas und Schulen der Nähe. Alles mit Herz und Enthusiasmus, versteht sich. Und da alles nach dem Motto „Aus der Region für die Region“ ablaufen soll, werden auch ortsnahe Autoren vorzustellen sein, zum Beispiel der Wildenbrucher Romancier Pit Pitkus im Juni.

Kultur in Michendorf heißt jetzt also verstärkt: Kultur auch in der Bibliothek, zumal in Kürze ein kleines Café nebst Lese-Ecke eingerichtet werden. Es muss schließlich nicht immer gleich Alexandria sein!Gerold Paul

Bibliothek Michendorf, Potsdamer Straße 64, Dienstag von 16 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 12 Uhr

Gerold Paul

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