Potsdam-Mittelmark: Lobby für Flüchtlinge Landkreis sucht Mitglieder für Integrationsbeirat
Potsdam-Mittelmark - Menschen mit ausländischen Wurzeln sollen im Landkreis besser vertreten werden. Die Verwaltung sucht derzeit Interessenten, die in einem zukünftigen Integrationsbeirat Kreistagsabgeordnete und Verwaltungsmitglieder beraten wollen.
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Potsdam-Mittelmark - Menschen mit ausländischen Wurzeln sollen im Landkreis besser vertreten werden. Die Verwaltung sucht derzeit Interessenten, die in einem zukünftigen Integrationsbeirat Kreistagsabgeordnete und Verwaltungsmitglieder beraten wollen. „Der Beirat soll aus neun Mitgliedern bestehen und vom Kreistag im Oktober eingesetzt werden“, sagte die Integrationsbeauftragte des Kreises, Theresa Arens, am gestrigen Mittwoch bei einem Pressegespräch. „Bisher haben wir eher über Migranten gesprochen statt mit ihnen, das soll sich durch den Beirat ändern.“
Derzeit gebe es 18 Bewerber. Arens zufolge versuche man jedoch, eine repräsentative Mischung der Beiratsmitglieder zu bekommen, um die 5 100 Menschen mit Migrationshintergrund, die derzeit im Kreis leben, gut zu repräsentieren. Sie stammen aus 130 Ländern, die Herkunftsliste wird von Polen angeführt. Polnische Bewerber gibt es Arens zufolge aber noch keine. Bewerben können sich auch Deutsche, wenn sie stark mit dem Thema vertraut sind.
Kandidaten müssen mindestens 18 Jahre alt sein und Deutsch lesen und sprechen können. Der Beirat soll sich etwa achtmal jährlich treffen. Für jede Sitzung erhalten die Mitglieder dann eine Entschädigung von 21 Euro, zusätzlich werden die Fahrkosten erstattet. Die Hälfte der mittelmärkischen Migranten stammt laut einer Statistik des Landratsamtes aus Ländern der Europäischen Union. Weitere 19 Prozent stammen aus anderen europäischen Ländern, hauptsächlich vom Balkan und aus der Ukraine. Aus dem Krisenland Syrien leben derzeit 40 Menschen im Landkreis. Mehr als die Hälfte der Zugewanderten lebt schon länger als vier Jahre hier.
Nur vier Prozent der Menschen mit ausländischen Wurzeln im Kreis sind Arens zufolge Asylbewerber. Um diese Gruppe gibt es jedoch die meisten Diskussionen. Denn angesichts der Krisenherde in Syrien und den Nachbarländern ist unklar, wie sich die Zahl der Flüchtlinge entwickeln wird. Laut Landrat Wolfgang Blasig (SPD) war jüngst auf einem Treffen aller Landräte und des Sozialministers zwar von den bisher bekannten 345 Flüchtlingen die Rede, doch sei bereits abzusehen, dass die Zahl steigt.
Blasig zufolge reichen die Wohnungen in diesem Jahr durch das neue Flüchtlingsheim in Stahnsdorf aus, in dem ab Dezember 150 Menschen untergebracht werden können. Wie sich die Situation im kommenden Jahr entwickeln wird, könne er aber nicht sagen. Der Kreis arbeite mit Kommunen und privaten Hausbesitzern zusammen, um mehr Flüchtlinge unterzubringen.
Laut der Integrationsbeauftragten Theresa Arens sind die Nachbarn der Wohnheimstandorte im Kreis sehr hilfsbereit. Damit es auch in Stahnsdorf ein gutes Miteinander gibt, sollen in nächster Zeit Workshops und Bürgerversammlungen organisiert werden. Arens zufolge ist es für Asylbewerber sehr schwer, überhaupt bis nach Deutschland zu kommen: „Wer es hierher schafft, hat entweder Geld oder seine Seele oder den Körper verkauft.“ Enrico Bellin
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