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Potsdam-Mittelmark: Löcher im Gewand

Nach 10 Jahren verfallen Brücken und Spielplätze im Rehgrabengebiet

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Nuthetal - Wenn man dieser Tage durch das Wohngebiet Am Rehgraben geht, begreift man, was die Immobilienentwickler Greuziger+Partner mit einer Gartenstadt meinten. Eine grüne Idylle beherbergt das Viertel, durch das so natur-romantische Straßen wie der Biberweg oder der Rehsprung führen. Doch glaubt man der örtlichen SPD, wird der Spaziergang durchs Karree zunehmend gefährlich. „Die Brücken sind in einem miserablen Zustand“, tadelt Ortsparteichefin Monika Zeeb. Auch die Spielplätze, von denen sich etliche durchaus hübsch angelegt zwischen den Häusern der Siedlung finden, würden nicht genügend gepflegt. Von einem Karussell ist nur noch der Pfosten übrig, eine Seilbahn ist schon längere Zeit ohne Gondel – oder „Laufkatze“, wie es fachlich richtig heißt. Der „Sicherheitsbeauftragte“ der Gemeinde, so hat Zeeb erfahren, habe jüngst einige Spielgeräte für nicht mehr „standsicher befunden“ und marode Holzteile auswechseln lassen.

Zahlreiche Holzstege, die über die Entwässerungsgräben des Gebietes führen, sind arg lädiert, manche sind bereits gesperrt, einer schon gar nicht mehr vorhanden. „Wir werden hier bald überall Königsbrücken haben“, orakelt Monika Zeeb. Die Königsbrücke, die auf der anderen Seite des Ortes über die Nuthe führt, musste im Sommer 2004 wegen Einsturzgefahr gesperrt werden.

Der ältere Herr, der mit seinem Motorroller am Panoramaweg steht und die Aussicht über die Felder genießt, winkt ab: „Über die Brücke fahr ich nicht.“ Sein Weg führt in die andere Richtung, so dass der hölzernen Überführung der Belastungstest erspart bleibt. Für ausgesprochene Skeptiker ist das Betreten des Stegs durchaus ein Wagnis: die Streben am Geländer sind teilweise herausgebrochen, eine Sperrholzplatte ersetzt provisorisch die fehlenden Teile. Rot-weißes Absperrband markiert den Missstand. „Vandalen!“, knurrt der ältere Herr und reibt Zeigefinger und Daumen aneinander: Für die Reparatur werde wohl das Geld fehlen.

Doch er irrt. 20 000 Euro hat die Gemeinde trotz ihres engen Budget in den aktuellen Haushalt für die Instandsetzung der Brücken eingestellt. Es bedurfte nicht der gestrigen sozialdemokratischen Ermahnung, als Monika Zeeb und Mitglieder ihres Ortsverbandes mit einer kleinen Fotodokumentation auf dem Marktplatz die Missstände zur Schau stellten. „Der Gemeindeverwaltung ist das Problem bekannt“, bestätigt dann auch der SPD-Gemeindevertreter Gerhard Kruspe. Bei einem Rundgang mit Anwohnern, Ortsparlamentariern, der Ortsbürgermeisterin und Bauamtsleiter Torsten Zado habe man vor einiger Zeit ein kritische Bestandsaufnahme vorgenommen. Zado habe daraufhin erklärt, dem Ortsentwicklungsausschuss vorzuschlagen, in welcher Form die Brücken repariert oder ersetzt werden können. Der Vorschlag lässt zwar noch auf sich warten, doch vertraut Kruspe auf die Zusage des Bauamtsleiters. Schließlich wird das Rehgrabengebiet in diesem Jahr zehn Jahre alt, was mit einem Fest gefeiert wird. Dafür will die Kommune das Gewand des Jubilars etwas herausputzen. Peter Könnicke

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