Potsdam-Mittelmark: Loipen-Glück zwischen Obstplantagen
Skilangläufer haben den Panoramaweg von Derwitz nach Glindow entdeckt
Stand:
Werder (Havel) - Klaus Rosenmüller erinnert sich noch gut an den Winter 1961. Damals gewann er als 16-Jähriger die Werderaner Stadtmeisterschaften im Skilanglauf. Zu jener Zeit waren die Winter noch länger und schneereicher, und deshalb gab es im Werderaner Stadtpark neben der Langlaufstrecke und dem Rodelberg sogar eine Schanze. Doch mit der weißen Pracht verschwand über die Jahre auch der Wintersport aus der Blütenstadt. In diesem Jahr konnte Rosenmüller endlich wieder eine Loipe direkt vor seinem Haus im Werderaner Strengfeld ziehen, und als der Glindower Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm für dieses Wochenende zu Skitouren auf dem Obstpanoramaweg einlud, waren er und seine Tochter Heike sofort dabei.
Fegte am Samstag noch ein eiskalter Wind über die Glindower Platte und verlangte Polarforscher-Qualitäten von den Skifahrern, so waren die Bedingungen am Sonntag nahezu optimal. Der Einstieg an der Derwitzer Gaststätte „Fliegendes Ross“ – einer ehemaligen Pferdewechselstation – direkt an der B1 war gut gewählt. Der Glindower Obstbauer Thomas Giese, der entlang des Panoramawegs seine Plantagen hat, bahnte als Erster den Weg und zog mit seinen Skiern die Loipen für die achtköpfige Langlaufgruppe. Wilhelm hatte nichts dem Zufall überlassen. Noch am Donnerstag war er die gut zehn Kilometer lange Strecke von Derwitz nach Glindow noch einmal probeweise gefahren. Das Skilaufen liegt dem gebürtigen Thüringer ohnehin im Blut. Erst 1971 hatte es ihn mit dem damaligen Jugendobjekt Havelobst ins „Flachland“ verschlagen. Seitdem zieht es ihn im Winter jährlich immer wieder für einige Tage ins Gebirge. „Jetzt sollte es nach Altenberg gehen, doch das haben wir ausgeplant angesichts der guten Schneebedingungen vor der Haustür“, so Wilhelm. Jeden Tag ist der 62-Jährige derzeit mindestens eine Stunde mit Skiern unterwegs. Die Tour über den gut ausgeschilderten Obstpanoramaweg sei jedoch mit Abstand die schönste, sagt er. Das bestätigten auch die Eheleute Detlef und Heike Heinz, die am Sonntag extra aus Borkwalde angereist waren. In der Zeitung hatten sie von der Skitour gelesen, und den Panoramaweg wollten sie schon lange einmal testen – warum nicht im Winter. Die Strecke geht vorbei an Apfel- und Kirschplantagen mit weitem Blick über das Havelland. Der Fuchsberg mit seinen 68,8 Metern über dem Meeresspiegel ist der Höhepunkt der Tour und der richtige Ort für die letzte kleine Verschnaufpause. Wilhelm erzählte dort vom Obstanbau in der Region und vom historischen Telegrafenmasten, den der Heimatverein hier wieder errichten will.
Wenn der Winter im Havelland doch nur etwas zuverlässiger wäre. Dann könnte man den Panoramaweg als Skistrecke touristisch richtig vermarkten, sinnierten die Langläufer. Mit einem Glühweinstand auf der Hälfte des Weges und maschinell gespurten Loipen. Man müsste nur eine Loipenmaschine konstruieren und an einen Traktor der Obstbauern hängen. Aber wer weiß schon , wann es mal wieder soviel Schnee gibt. Fest steht indes bereits, dass die Glindower Platte auch in den nächsten Tagen noch Skilanglauf-tauglich ist. Für die Pausenrast oder zum Abschluss bieten sich die Derwitzer Gaststätte „Fliegendes Ross“ (Ruhetag Dienstag) und die Glindower Gaststätte „Grüner Baum“ (Ruhetag Montag) an. Geöffnet ist jeweils ab 11 Uhr.
Auch am kommenden Samstag will Klaus Rosenmüller wieder in die Spur. Sigmar Wilhelm hat zumindest an diesem Tag einen anderen Termin. Er fährt zum Werder-Tag auf der Grünen Woche nach Berlin – für den Panoramaweg werben. Hagen Ludwig
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: