Potsdam-Mittelmark: Lösungen finden, wo sie kann
„Mutter Courage“ von Beelitz: Gabriela Schrader bekam den Frauenpreis 2005
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„Mutter Courage“ von Beelitz: Gabriela Schrader bekam den Frauenpreis 2005 Beelitz – Gabriela Schrader ist stadtbekannt und Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) nannte sie am Sonntag die „Mutter Courage von Beelitz“. Die kleine energische Frau mit dem aufmunterndem Blick wurde im Rahmen der Frauenwoche von der Landtagsabgeordneten Susanne Melior (SPD) mit dem Frauenpreis 2005 geehrt. Der Preis wird einmal im Jahr vom Landkreis vergeben. Günter Baaske, Chef der SPD-Landtagsfraktion, stockte die Ehre in diesem Jahr mit 100 Euro etwas auf. Susanne Melior würdigte vor rund 30 Gästen das Engagement der „tapferen Frau mit Herz“, die seit sechs Jahren vor allem für sozial Schwache in der Stadt streitet. Schrader, ehemaliges Krankenschwester und Mutter von fünf Kindern, gründete vor sechs Jahren den Verein „Kindersorgen – Sorgenkinder“. Täglich nach der Schule kommen zu ihr etwa 30 Kinder, denen sie bei Hausaufgaben hilft und dabei auch noch die Zeit findet, um ihnen zuzuhören. Dass die Kinder auch Hunger hatten, sich das aber nicht anmerken lassen wollten, merkte sie erst nach einiger Zeit, erzählte Schrader im Gespräch mit den PNN. Kurze Zeit später organisierte die „Ersatzmutter“ auch Essen für die Kinder. Es sei Tatsache, sagt Schrader, dass Kinder am meisten darunter leiden, wenn etwas schief läuft in der Gesellschaft. Wo sie kann, möchte Schrader Lösungen finden für die Probleme, „die mich erreichen, wenn ich mit anderen darüber rede“. Eines löste sie kürzlich mit dem Sozialen Kompetenzzentrum, das sie in der Nürnbergstraße eröffnete. Bisher waren die sozialen Angebote innerhalb der Stadt an verschiedenen Orten verstreut, nun sind sie unter einem Dach zu finden: Kleiderkammer, Beelitzer Tafel, Schuldnerberatung, die Spätaussiedlerbetreuung und die soziale Beratungs- und Auskunftsstelle zum Arbeitslosengeld. „Aber ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer würde das nicht funktionieren“, legt Schrader Wert darauf, dass ihr Preis auch die meint, die ihr bisher zur Seite standen. Ihr Mann gehöre dazu, betont sie. Denn er habe nicht nur die Telefonleitung im neuen Kompetenzzentrum installiert, sondern halte ihr oft den Rücken frei. Ganz anders die Erfahrungen der drei Kabarettfrauen von „meck ab!“ aus Cottbus, die im anschließenden Programm mit der festen Absicht die Bühne betraten vor allem über Männer zu meckern und zu wettern. In typischer Frauenmanier wurden die Macken der Lieblinge bissig und detailliert durchgehechelt. So definierten sie Midlifecrisis neu als geistige Cellulitis von Männern. Auch an die Herren in den Zuschauerreihen wurde die Messlatte angelegt von zwei resoluten „Polithässen“, die vorgaben, dass männliche Parksünder ihnen die „Liebsten“ seien. Vor allem solche, die keine Papiere bei sich tragen. Einer der Ertappten war Bürgermeister Thomas Wardin , der trotz charmanten Lächelns gleich zwei Knöllchen einstecken musste. Die Vollblut-Komödiantinnen scheuten sich aber auch nicht, dass eigene Geschlecht mit Hohn und Spott zu überziehen. Da ging es bisweilen sehr makaber zu, wenn von Deprilöchern die Rede war oder davon, wie turbogeile Schuhfetischistinnen den Konsumterrorismus ankurbeln können. Ein Strauß bunter Neurosen, gespickt mit kleinen Denkanstößen, entblätterte sich da auf der Bühne und wurde mit langem Applaus bedacht. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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