Von Hagen Ludwig: Lückenschluss an der Phöbener Chaussee
Mit Infrastrukturminister Dellmann auf Radwegen zwischen Werder (Havel) und Glindow
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Werder (Havel) - 800 Meter Radweg fehlen noch an der Landesstraße zwischen Werder (Havel) und Phöben. Ein kleiner, aber sehr gefährlicher Abschnitt, denn direkt am Autobahnanschluss herrscht meist dichter Verkehr. Viele Schulkinder sind hier mit dem Fahrrad unterwegs, und nicht zuletzt ist dieser Abschnitt Teil des neuen touristischen Havel-Radweges. Im nächsten Jahr soll diese gefährliche Radwegelücke nun geschlossen werden, versicherte Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) gestern. Voraussetzung sei, dass 2010 die Mittel für das Radwegeprogramm des Landes nicht gekürzt werden, denn für den sehnlichst erwarteten Lückenschlusses bei Phöben werden etwa 800 000 Euro veranschlagt.
Der Havel-Radweg war nur eine Station ihrer alljährlichen Radtour, zu der die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior diesmal nach Werder (Havel) eingeladen hatte. Das Interesse war groß und das Fahrerfeld trotz Wahlkampf nicht ausschließlich sozialdemokratisch. Als in Plessow die hübsch sanierte Kirche besichtigt wurde, fand sich spontan ein parteiübergreifender Chor zusammen. „Danket dem Herren“, sangen Dellmann und Melior gemeinsam mit Werders Bürgermeister Werner Große (CDU), dem Grünen-Kreistagsabgeordneten Axel Mueller, der Werderaner SPD-Vorsitzenden Anja Spiegel und dem Vorsitzenden des Plessower Gemeindekirchenrates, Helmut Schoof.
Begonnen hatte die Tour am Bahnhof Werder (Havel). Wie berichtet, haben es die Radfahrer bisher noch schwer, von dort bis zu den Havelauen zu finden. Es fehlen eindeutige Wegweiser zum Havel-Radweg, und der Fußweg am Bahnübergang ist offiziell nicht für Radfahrer freigegeben. Grundlegende bauliche Veränderungen würden jedoch nicht lohnen, da sich mit dem geplanten Bau einer Eisenbahnunterführung die gesamte Verkehrssituation ändern werde, sagte Große. Zumindest provisorisch müssten jedoch bessere Bedingungen für Radfahrer auf der Phöbener Chaussee geschaffen werden, regte der Berliner Fahrradbeauftragte Benno Koch an. Bessere Beschilderung und gelbe Wegemarkierungen auf der Fahrbahn wären kurzfristig umzusetzende Maßnahmen.
Die Eisenbahnunterführung werde voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2013 gebaut, erklärte Dellmann, der mit den Klagen betroffener Anwohner rechnet. Wie berichtet, würde die Zufahrt zum Tunnel über die Grundstücke einiger Anlieger führen. Doch auch Dellmann sieht keine Alternative zum Eisenbahntunnel. Etwa 160 Züge fahren täglich durch Werder (Havel), viele Stunden sind die Schranken geschlossen. Auch eine Brücke über die Eisenbahnlinie wäre theoretisch denkbar, würde jedoch das Stadtbild verschandeln und eine wesentlich höhere Lärmbelastung bringen. Der Haken: Eine Unterführung koste etwa 12 Millionen Euro und damit das Doppelte einer Brücke. Doch gemeinsam mit der Deutschen Bahn und der Stadt Werder wäre das zu schultern, so Dellmann. Über eine genaue Kostenaufteilung wurde gestern noch nicht gesprochen.
Die viel befahrene Eisenbahnstrecke spielte auch eine Rolle auf der nächsten Station im Werderaner Ortsteil Kemnitz. Wie bestellt, rollte ein Güterzug knapp 100 Meter am Gemeindezentrum vorbei – für Sekunden war kein Gespräch mehr möglich. Noch lauter seien jedoch die Kesselwagen, die vor allem nachts und an den Wochenenden am sonst so beschaulichen Kemnitz entlang rattern, berichtete Ortsvorsteher Joachim Thiele. Möglicherweise könnte ein Erdwall an der Bahnstrecke schon Linderung bringen. Mitte August wolle sogar DB-Konzernbevollmächtigter Joachim Trettin nach Kemnitz kommen, um sich über die Situation zu informieren, kündigte der Ortsvorsteher an.
Am Plessower See vorbei rollte der Tross weiter nach Plessow und von dort zum zwölf Kilometer langen Obstpanoramaweg. Er führt von der Grelle in Petzow bis zum Otto-Lilienthal-Denkmal in Derwitz. Gut ausgeschildert und mit vielen Infotafeln zieht er mittlerweile viele Fahrradtouristen an, die den Blick auf Plantagen und Havellandschaft schätzen. Und so trat auch Minister Dellmann mächtig in die Pedale, um als erster die Spitze des 69 Meter hohen Glindower Fuchsbergs zu erreichen. Dort stand einst die Glindower Telegrafenstation, berichtete Vera Neumann vom Heimatverein.
Die Station wurde 1832 errichtet und war eine von 62 auf der 587 km langen Strecke von Berlin nach Koblenz. 14 Jahre lang wurden mit optischen Signalen die Nachrichten von Turm zu Turm übermittelt. Symbolisch möchte der Heimatverein jetzt wieder einen solchen Signalturm auf dem Fuchsberg errichten. Kostenpunkt: 8500 Euro. Dellmann regte an, sich dafür um Lottomittel des Landes zu bewerben.
Dann ging es bergab zum Endpunkt der knapp 20 Kilometer langen Tour in das Glindower Heimatmuseum. Auch dort wurden die Radwege noch einmal zum Thema. Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm plädierte für den Bau einer Verbindung zwischen Glindow und dem Spargel-Erlebnishof Klaistow. Im nächsten Jahr könnte für diese touristisch wichtige Route mit der Planung begonnen werden, so der Minister. „Vorausgesetzt, es gibt dafür politische Unterstützung und das notwendige Geld.“ Das sei auch eine Frage der Prioritätensetzung, so Dellmann. Er habe jedoch erfahren: „Vielerorts wollen die Brandenburger jetzt schon lieber einen Radweg als eine Ortsumgehungsstraße.“
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