
© Ariane Lemme
Potsdam-Mittelmark: Luftsprünge über dem Beetzsee
Der zehnjährige Julian Hohn aus Teltow tritt gegen Wakeboarder aus ganz Deutschland an
Stand:
Teltow - Eigentlich hatte Julian Hohn bei seinem ersten Wakeboarding-Versuch vor gut zwei Jahren nicht den besten Start. Er stürzte, bekam den Griff des Seils, an dem die Wassersportlerer sich beim Surfen festhalten, an den Kopf und ging mit einer Platzwunde nach Hause. Viele andere Zehnjährige hätten danach genug von dem Sport gehabt. Für Julian war klar, er will es wieder versuchen, am 9. Juli dieses Jahres ist er Deutscher Meister in seiner Altersklasse geworden.
Dafür trainiert der Teltower Schüler an drei Nachmittagen in der Woche an einer sogenannten Cable-Wakeboard-Anlage in Großbeeren, nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil – an diesem Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft im Boot-Wakeboarden in Brandenburg an der Havel. An der Regattastrecke am Beetzsee messen sich Wakeboarder in vier Altersklassen. Nur sehr wenige Aktive gibt es deutschlandweit in Julians Altersklasse, den „Mini Men“. Als er beim offiziellen Training am Freitag erfährt, dass er deshalb in der Gruppe der bis zu 18-Jährigen antreten muss, nimmt er es gelassen. „Die Aufregung nimmt mit jedem Wettkampf ab.“ Das wichtigste bei dem Sport, der ganz ähnlich wie Snowboarden funktioniert, sei ohnehin das Gleichgewicht, sagt Julian. Normalerweise trainiert er an einer Cable-Anlage, bei der eine technische Vorrichtung die Sportler übers Wasser zieht. Im Gegensatz dazu sei das Training mit Booten deutlich anstrengender: „Die fahren schneller, etwa 36 Stundenkilometer“, so Julian.
Für seine Mutter gibt es auch noch einen anderen Grund, warum Julian hauptsächlich in der Kategorie Cable-Wakeboarden fährt. „Das Training mit dem Boot ist deutlich teurer“, sagt Kirstin Hohn. Schon jetzt können sich Julians Eltern das Hobby ihres Sohnes nur leisten, weil er einen Sponsor hat. Eine thailändische Firma stellt Julian drei- bis viermal im Jahr ein neues Sportgerät zur Verfügung. Beim Training an den Cable-Anlagen wird viel über Rampen gefahren, um möglichst viele spektakuläre Tricks hinzubekommen. Dabei können die rund 500 Euro teuren Bretter schon mal zerbrechen. Natürlich ist dabei auch die Verletzungsgefahr groß, denn zum Wettbewerb in beiden Kategorien gehört es, sich mit waghalsigen Sprüngen von den Mitbewerbern abzusetzen. Hinfallen sei, vor allem am Anfang, normal. Kirstin Hohn meint, dass deshalb bislang nur wenige Mädchen an den Wettkämpfen teilnehmen. Ein bisschen Sorgen um Julian macht sie sich schon, auch wenn die Wettkämpfer stets mit Helm und Schutzweste antreten. Ihr wäre es manchmal lieber, Julian würde sich mehr aufs Schwimmen konzentrieren. Seit seinem fünften Lebensjahr ist der Ruhlsdorfer Schüler nämlich schon im Schwimmverein, auch dort gehört er zu den Besten.
Für ihn aber gibt es keine Wahl, nichts macht ihm mehr Spaß, als auf seinem Board übers Wasser zu flitzen. „Das lenkt mich von allen Problemen ab, etwa, wenn ich mal schlechte Noten bekomme.“ Seine Mutter lacht: „Das kommt nicht allzu oft vor.“ Ariane Lemme
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