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Potsdam-Mittelmark: Lust aufs Land

Der neue Körziner Dorfladen ist ein Ort für Genießer, die auch bleiben können

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Beelitz · Körzin - Lust aufs Land macht der neue Hofladen im kleinen 64-Einwohner-Örtchen Körzin bei Beelitz. Er ist dörflich und zugleich stilvoll, wirkt modern, ohne ein Fremdkörper in der ländlichen Idylle zu sein. „Ich bin ein Genussmensch“, sagt Chefin Ulrike Laun und vermittelt dieses charmante Gefühl in jedem Winkel ihres Hauses. Qualitätswein und frischer Ziegenkäse, dazu Lesungen und Musik – hier wird mehr als nur verkauft.

Noch vor gut einem Jahr war das kleine Bauernhaus mit Scheune an der Dorfstraße eine Ruine. Als Ulrike Launs Ehemann das erste Mal die Räume betrat, brach er einen Meter tief in den Fußboden ein. „Abreißen und neu bauen“, rieten Freunde. Zum Glück vergebens. Die Launs haben das alte Gemäuer in ein Kleinod verwandelt, das als Oase für gestresste Stadtmenschen taugt. Die Produkte sind von kleinen Winzern, Hofkäsereien und landwirtschaftlichen Betrieben, zum Großteil aus biologischem Anbau. Vieles kommt direkt aus Körzin und Umgebung wie vom Landwirt Rabe auf der anderen Straßenseite. Dazu gibt es in dem 42 Quadratmeter großen Laden frisches Brot aus dem Holzbackofen, Pestos, Marmeladen und Chutneys aus eigener Kleinproduktion.

Etwas weiter gereist ist so mancher Wein, denn Ulrike Laun hat sich zum Ziel gesetzt, gute Bio-Weine aus den wichtigsten deutschen Anbaugebieten anzubieten. Viele Gäste genießen gleich im Laden einen Schoppen passend mit Käsevariationen oder Wildschinken. Wer länger bleiben will, kann eine der zwei hübschen Ferienwohnungen unter dem Dach mieten, den weiten Blick über das Naturschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederungen inklusive.

„Genau solche Projekte brauchen wir, um auch die kleinen Dörfer am Leben zu erhalten“, sagte Michael Mey vom Amt für ländliche Entwicklung Brieselang jüngst zur offiziellen Eröffnung des Ladens. Deshalb flossen aus den Fördertöpfen von Land und EU insgesamt 78 000 Euro, das sind 45 Prozent der Investitionskosten. Ortsprägende Gebäude erhalten, Tourismus fördern und Arbeitsplätze schaffen – das seien jetzt die Prämissen bei der Fördermittelvergabe.

Auch für Klaus Wessels vom Technologie und Gründerzentrum „Fläming“ (TGZ) ist die „Landlust Körzin“ ein Glücksfall. Der spezielle TGZ-Lotsendienst für Existenzgründer hatte Ulrike Laun bei ihren ersten Schritten in die Selbstständigkeit begleitet – und auch die Entscheidung unterstützt, statt in die Beelitzer Altstadt in das kleine Körzin zu gehen. „Selten sind unsere positiven Ergebnisse bei der Existenzgründung so sichtbar wie hier“, freut sich Wessels.

Angefangen hat die Geschichte vom „Modellprojekt“ mit großen bunten Früchten. Nach einem Unfall konnte die aus Mittelfranken stammende Ulrike Laun ihren Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. Sie suchte nach neuer Betätigung. „Auf einer Urlaubsreise fielen mir in Kanada unzählig viele verschiedene Kürbisse auf“, erzählt sie. Zurück in ihrem neuen Heimatort Körzin begann sie zu experimentieren, kreierte Kürbispesto und Marmeladen, verkaufte ihre ersten Produkte im ehemaligen Körziner Dorfkonsum. Gemeinsam mit dem Lotsendienst wurde dann die Idee vom Dorflädchen „Landlust Körzin“ geboren.

Offiziell ist Körzin ein Ortsteil von Zauchwitz, und Zauchwitz wiederum gehört zur Stadt Beelitz. Eine kleine Stichstraße führt unauffällig von der B 246 in die kleine Sackgassensiedlung. Ausflügler aus der Stadt haben sie dennoch schon als Geheimtipp entdeckt. Gleich neben dem Körziner Lädchen gibt es noch eine Landgaststätte, ringsum laden Spargelhöfe ein, und der Blankensee ist nur wenige 100 Meter entfernt. Der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin berichtet von Plänen, am Körziner Ufer einen Vogelbeobachtungsturm zu bauen. Das kleine Dorf an der B 246 zwischen Beelitz und Trebbin und das neue Dorflädchen haben Zukunft, da ist er sich sicher.

Wer ähnliche Ideen wie Ulrike Laun zur Existenzgründung verwirklichen will, sollte sich beeilen, rät indes Michael Mey vom Amt für ländliche Entwicklung. In den nächsten fünf Jahren gebe es dafür noch Fördermittel, eine Fortsetzung darüber hinaus sei ungewiss.

Geöffnet ist „Landlust Körzin“ donnerstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr, freitags bis 21 Uhr.

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