
© T. Reichelt
Potsdam-Mittelmark: „Macht theatralisch“
Über 142 musikbegeisterte Laien und Profis zeigen, wie man Mozarts „Requiem“ singt und tanzt
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Kleinmachnow - Michael Kemper lässt nicht locker. „Fünf, sechs und richtig strecken“, ruft der Tanzlehrer durch die Aula der Kleinmachnower Eigenherdschule seinen elf verschwitzten Schülern zu. „Ich möchte ein hohes Bein sehen.“ Eins, zwei, drei, dann erklingt Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“. „Macht theatralisch, ihr dürft theatralisch sein“, ruft Kemper. Die Totenmesse – Mozarts letzte Komposition, die er noch im Sterben schrieb – gibt es her.
Über 80 Chorsänger, 30 Musiker, 11 Tänzer, ein Tanzlehrer, ein Streichquartett sowie ein Vokalquartett aus Wolgograd, ein Komponist und ein Dirigent werden an diesem Sonntag in der Sporthalle an der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule Mozart spielen, singen und tanzen. Auf dem Programm steht Mozarts im Jahr 1791 entstandenes Werk.
Seit knapp drei Wochen proben dafür Laien und Profis unter der Leitung von Christiane Heinke. Die Chefin der Kulturstätte Kultraum hat das Chor- und Tanzprojekt auf die Beine gestellt.Schon im vergangenen Jahr sei ein ähnliches Vorhaben erfolgreich angenommen worden, erklärt die gelernte Opernsängerin. „Viele Menschen haben mir gesagt: Bitte lass uns das wieder machen.“
Gesagt, getan. In der großen Aula bringt Heinkes Vater, der Leiter der Singakademie Niedersachsen, Claus-Ulrich Heinke, seinen Chor in Stimmung. Ein Klatschen in die Hände, den Dirigierstab in die Höhe und es geht los. Stimmgewaltig tragen die Jungen und Mädchen, die Mütter und Väter, Omas und Opas das in Kirchenlatein verfasste Stück für eine jung verstorbene Gräfin mit einer Kraft vor, dass einem ein Schauer über den Rücken läuft. „Das sind vielleicht die besten Orchestermusiker, mit denen ich bisher gearbeitet habe“, sagt Dirigent Heinke.
Mozart selbst brachte das Werk nie zu Ende, sondern sein Schüler Franz Xaver Süßmayr. „Das Stück ist wie ein Sterben“, sagt Heinke. Plötzlich bricht die Musik mittendrin ab, nach einer Pause fährt sie fort. Das „Requiem“ zählt wegen der tragischen Verbindung zu Mozarts letzten Tagen zu seinen populärsten Werken.
Weil aber ein Mozart zu wenig ist, werden die Sänger, Tänzer und Musiker zudem das Werk „Cantata“ des russischen Komponisten Pavel Morosov uraufführen. Er schrieb das Stück extra für dieses Konzert. Erst am Dienstag waren die acht russischen Musiker und der Komponist nach Kleinmachnow gereist, gefördert von Kreis und Gemeinde. Morosov sei in Russland für seine fetzigen Musicals und einfühlsam komponierten Melodien bekannt – und damit wie gemacht für Tanzlehrer Kemper.
Früher verantwortlich unter anderem für die Show „Apassionata“, hat er mit Jugendlichen zwischen neun und 18 Jahren eine Choreografie erarbeitet – Mozart und Morosov für die Tanzbühne. „Es wird sich sehen lassen können“, sagt Kemper und dreht sich seinen Schülern zu. „Gleich noch mal“ – bis zum Auftritt müssen die Schritte sitzen. Tobias Reichelt
Das Konzert findet am Sonntag um 15 und um 18 Uhr in der Förster-Funke-Allee 106 statt. Karten kosten 22 und 17 Euro, für Schüler 10. Morosov und seine Musiker sind zudem am Montag um 19 Uhr in den Kammerspielen zu hören. Eintritt frei.
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