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Potsdam-Mittelmark: Mädchen in tänzerischer Kampfeslust

Kein Geld mehr für Teltows Capoeira-Projekt

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Teltow - Ein Auftritt der Capoeira-Mädchen beginnt anders. Sie laufen nicht auf die Tanzfläche, sondern schlagen Räder, laufen auf den Händen, biegen ihren Körper zu einer Brücke und tapsen auf allen Vieren. Am Samstag gab die Capoeira-Gruppe der Mädchenzukunftswerkstatt ihre zunächst letzte Vorstellung. Wie es mit dem Projekt weiter geht, weiß Sonja Roque von der Mädchen-Zukunfts-Werkstatt noch nicht: Die zweijährige Förderung d für 28 Mädchen der Anne-Frank- und der Stubenrauch-Grundschule in Teltow läuft am Ende des Jahre aus.

Finanziert wurde es bisher von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. „Damit das Training weitergeht, hat sich ein Großteil der Eltern bereit erklärt, einen Betrag zwischen 40 und 60 Euro für das laufende Schuljahr zu bezahlen“, so Roque. Um Vorstellungen, Ausflüge und Trainingslager zu finanzieren, sucht sie Sponsoren.

Bisher konnte Roque die Frauenorganisation Soroptimist International als Mäzen gewinnen. Der Club fördert die Gleichstellung und Entwicklung von Frauen – ein idealer Partner für die Capoeira-Mädchen. Ziel des Tanzprojektes ist nämlich, Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl der Schülerinnen zu stärken. Ursula Thiemer-Sachse, Präsidentin des Soroptimist-Clubs Potsdam, ist die Gruppe im Sinne der Gleichstellung und einer selbstbestimmten Entwicklung von Frauen, sowie den Zusammenhalt in einer Gesellschaft sehr wichtig: „Es gehört ja auch Mut dazu, seinen Kopf hin zu halten, wenn der andere sein Bein darüber schwingt.“ Unklar ist bislang noch, wie hoch die Spende des Frauenclubs ausfallen wird.

„Roda“ heißt der Höhepunkt der brasilianischen Kampftänze. Die Mädchen stellen sich in einer Kreisformation auf, klatschen und trommeln, zwei Mädchen tanzen im Kreis. Sie wiegen sich im Grundschritt vor und zurück, blicken sich wie Kämpfer in die Augen. Duckt sich die eine, schwingt die andere ihr Bein über deren Kopf. Sofort müssen die Mädchen aufeinander reagieren können und die Figuren beherrschen. Während der brasilianischen Kolonialzeit ist Capoeira unter den afrikanischen Sklaven entstanden. Die Schwarzen trainierten, getarnt als Tanz, ihr Kampfgeschick, um sich gegen Sklavenhalter zu wehren.

Am Samstag mussten die Eltern entscheiden, ob ihre Töchter auch künftig an der Schule trainieren sollen – in einer offenen Schul-AG, die auch für Jungen zugänglich sein würde, oder ob die Mädchen unter ihresgleichen bleiben sollen, der Unterricht würde dann an der örtlichen Tanzschule weiterlaufen. „In der Gruppe ist ein starker Zusammenhalt entstanden“, so Roque. Die Sozialpädagogin kann sich gut vorstellen, dass die Eltern sich deshalb für ein separates Training in der Tanzschule entscheiden, das Bestehen der Schul-AG wäre deshalb nicht gefährdet. Carina Körner

Carina Körner

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