
© J. Bergmann (3), eb
Potsdam-Mittelmark: Mal ordentlich ausspannen am Plessower See
Während in Werder im vergangenen Jahr deutlich mehr Touristen übernachteten, sank die Zahl in Schwielowsee. Dort zweifelt man an der Statistik
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Werder (Havel) / Schwielowsee - Der Plessower See liegt ruhig hinter dem Hotel, Golfer putten wenige Hundert Meter entfernt ein: Das Hotel Rittmeister in Kemnitz ist in Werder zu einem beliebten Gastgeber geworden. Um satte zehn Prozent sind die Übernachtungszahlen im vergangenen Jahr angestiegen, wie Geschäftsführer Christian Fox am gestrigen Freitag den PNN erzählt. „Wir hatten 2015 über 10 000 Übernachtungen“, so Fox.
Damit übersteigt der Rittmeister sogar den ohnehin positiven Trend in Werder: Laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg sind die Übernachtungszahlen in der Stadt im Vorjahr um mehr als 10 000 auf 254 000 angestiegen. In der Nachbargemeinde Schwielowsee – beide Kommunen sind staatlich anerkannter Erholungsort – gingen die Zahlen dagegen um 6000 auf 80 000 Übernachtungen zurück.
Christian Fox hat in sein Hotel investiert, bereits 2014 die Anzahl der Zimmer um zehn auf 35 erhöht und am Jahresende eine eigene Brauerei eröffnet, in der bis zu 1000 Hektoliter Bier pro Jahr hauptsächlich für den Eigengebrauch gebraut werden. Sein Hotel wird sowohl von Tagungsgästen als auch von Touristen frequentiert, die Auslastung der Zimmer liege bei mehr als 60 Prozent – in ganz Werder liegt die Zahl laut Statistikamt bei 38,7 Prozent.
„Besonders der Tourismussektor ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, wir haben jetzt mehr Gäste, die auch eine oder zwei Wochen bleiben“, so der 36-Jährige. Stadtweit ist die Übernachtungsdauer von 3,6 auf 3,8 Tage gestiegen. Ein Grund sieht Fox im Engagement der Stadt: Mit den Einnahmen aus der Kurtaxe wirbt Werder etwa auf Messen wie der Internationalen Tourismusbörse (ITB) an diesem Wochenende, auf der man sich mit Schwielowsee an einem Gemeinschaftsstand präsentiert.
In Schwielowsee ist man ratlos: Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) kann sich nicht erklären, warum die Übernachtungszahlen laut Statistikamt gesunken sind. Jedoch erfasse das Amt nur Betriebe mit mehr als neun Betten, in der Gemeinde gebe es viele kleinere Unterkünfte. Im Gegensatz zur angeblich gesunkenen Übernachtungszahl sind die Einnahmen der Gemeinde durch die Kurtaxe im vergangenen Jahr um knapp 4000 Euro auf mehr als 117 000 Euro gestiegen. Die Gemeinde hoffe, künftig noch stärker vom Trend zum Urlaub in Deutschland zu profitieren.
„Schwielowsee ist innovativ“, sagt Hoppe. Die Gemeinde werde in diesem Jahr eine Umfrage zum Thema Barrierefreiheit in den Ferienunterkünften starten. Laut Jan Lehmann vom Schwielowsee Tourismus-Verein war die fehlende Barrierefreiheit einer der Mängel, die im vergangenen Jahr bei der Überarbeitung des Tourismuskonzeptes negativ aufgefallen war. Zudem würden sich zu wenige Anbieter privater Unterkünfte zertifizieren lassen. Eine Idee, warum die Übernachtungszahl gesunken ist, hat indes auch Lehmann nicht. „Ich denke, es gibt einen Fehler in der Statistik.“
Birgit Kunkel, Sprecherin der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, sieht in Schwielowsee keinen Anlass zur Sorge. „Solche Schwankungen der Besucherzahlen sind noch kein eklatanter Rückgang.“ Auch sie sieht in Schwielowsee großes Potential für den Tourismus. „Allerdings sollten Schwielowsee und Werder einen gemeinsamen Tourismusverein gründen und so über die inhaltliche Ebene hinaus auch organisatorisch zusammenarbeiten.“ Neben dem Auftritt auf der ITB geben die Kommunen unter anderem ein gemeinsames Gastgeberverzeichnis heraus. Kunkel zufolge könnte ein Tourismusverein Werder-Schwielowsee weitere Synergien bringen. Ein Gast unterscheide ja nicht zwischen kommunalen Grenzen und möchte in der Tourist-Information überregional beraten werden.
Im Gegensatz zum Schwielowsee Tourismus, einem privaten Verein, der mit der Gemeinde kooperiert, betreibt die Stadt Werder ihre Vermarktung selbst und werde dies auch künftig tun, sagt Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU). Ein gemeinsamer Verein sei kein Thema, der Tourismus in Werder entwickle sich positiv. Große zufolge haben auch die kleinen Betriebe, die nicht in der amtlichen Statistik enthalten sind, deutlich mehr Übernachtungen verbucht. „Der Trend sieht weiterhin positiv aus“, so Große.
Birgit Kunkel stimmt zu, die Übernachtungszahlen in Werder könnten weiter steigen – besonders, wenn wie aktuell geplant 2018 die Blütentherme eröffnet wird. „In vergleichbaren Gegenden wie Burg im Spreewald haben Thermen besonders im Winter zu mehr Gästen geführt.“ Davon würden auch Christian Fox und sein Rittmeister profitieren: Das Kemnitzer Hotel ist nur fünf Autominuten von der Thermen-Baustelle entfernt.
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