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Potsdam-Mittelmark: Malen wie ein Künstler

Benjamin Ortleb lässt Kleinmachnower Grundschüler mit Pinsel und Farbe fantasieren

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Kleinmachnow - „Später will ich Künstler werden!“ ruft ein Schüler aus der dritten Klasse der evangelischen Grundschule am Schwarzen Weg in Kleinmachnow. Mit seinen Klassenkameraden kniet er auf dem Boden, vor ihm liegt eine kleine Leinwand und auf dem Teppich breitet sich ein Meer bunter Farben aus. Der lauthals artikulierte Berufswunsch des Drittklässlers ist das spontane Ergebnis der Kunstprojektwoche, die am Montag begann und heute endet. Gern gesehener Gast und Mentor während der jährlichen Projektwoche ist der Kleimachnower Künstler Benjamin Ortleb. Ins „Fantasialand“ hat er die kleinen Zeichenkünstler während der vergangenen vier Tage eingeladen, denn Fantasie soll diesmal beim Malen Ideengeberin sein.

Zur Anregung hat Ortleb Bilder großer Meister – wie von Salvador Dali, Max Ernst oder René Magritte auf den Boden gestellt. „Kinder verfügen über 75 Prozent Fantasie und 25 ProzentWirklichkeit, jetzt haben sie freies Feld, um ihre Fantasie auszudrücken,“ umschrieb Ortleb das Projekt. Der Kleinmachnower versucht den Kindern zu vermitteln, was er über Kunst gelernt hat. Mit 11 hat er selbst angefangen zu malen. „Mit 16 hatte ich meine erste Ausstellung. Meine Eltern haben mein Talent sehr gefördert.“ Ortleb macht regelmäßig Ausstellungen und arbeitet oft mit Jugendlichen zusammen, spezialisiert hat er sich auf Grafik- und Webdesign. „Trotzdem muss man sich als Künstler selbst treu bleiben. Ich bin einer von den alten Hasen und arbeite ohne Kommerz.“

Die Kinder sind begeistert von ihrem „Kunstlehrer“ und malen eifrig bunte Häuser mit Armen, grüne Sonnen und fliegende Autos. Ein Schüler lässt sich von Werken des belgischen Surrealisten René Magritte inspirieren und malt einen schwebenden Stein mit Burg überm Meer.

Auffallend ist, dass Häuser als Motiv immer wiederkehren, auf fast jedem zweiten Bild sind sie zu sehen. Ein erster Interpretationsversuch Ortlebs: „Wahrscheinlich ein Ausdruck vom geborgenen Ort.“ Doch genaueres wird sich wahrscheinlich erst bei der Besprechung der kleinen Kunstwerke mit den Schülern ergeben, die heute den Abschluss der Projektwoche bildet.

Als Ortleb den Erst- bis Drittklässlern zeigt, wie man Feuer malt, geben die Schüler ihm Anweisungen zur Farbe: „Gelb, rot und in der Mitte ein wenig blau“, diktieren sie und Ortleb sagt staunend, dass sogar er hier noch etwas lernen kann. Doch auch Frust und Tränen über „misslungene“ Bilder bleiben nicht aus. Für Schulleiterin Kirsten Tenhafen ist Selbsterkenntnis, die die Kinder während des Malens gewinnen, ein wichtiger Teil des Projektes. Sie sollen erfahren, dass es kein richtig oder falsch gibt und sie Frustrationserlebnisse überwinden können, wenn die ihre eigene Kreativität ausleben.

Vielleicht werden die Bilder wie im vergangenen Jahr in der Kirchengemeinde ausgestellt. Die Kinder hätten indes am liebsten ihr eigenes Museum, mit Eintrittspreisen von „fünf Euro pro Stunde!“ oder ein „Acht-Sterne-Luxushotel“ als Ausstellungsort. Es scheint, als sei es Ortleb gut gelungen, die Fantasie der Kinder anzuregen. Isabel Jäger

Isabel Jäger

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